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Laut STIKO-Chef
Kein Abstand zwischen Corona- und Grippeimpfung notwendig
Entgegen früherer Empfehlungen können die Impfungen gegen Influenza und gegen COVID-19 doch gleichzeitig verabreicht werden. Das erklärte der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens gegenüber dem MDR und warb gleichzeitig dafür, dass Menschen aus Risikogruppen sich gegen Influenza impfen lassen. Befürchtungen, dass der Impfstoff in dieser Saison schlechter wirken könnte, weil pandemiebedingt Daten fehlen, hält Mertens für unbegründet.
Gleichzeitige Impfungen gegen die Grippe und Corona sind laut Einschätzung des Chefs der Ständigen Impfkommission unbedenklich – noch zu Beginn dieses Jahres wurde zu einem Mindestabstand von 14 Tagen geraten. Es gebe aber keine Hinweise, dass einer der beiden Impfstoffe bei gleichzeitiger Gabe nicht mehr wirke, sagte der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens „MDR Aktuell“. „Insofern ist diese Vorsichtsmaßnahme des Auseinanderziehens der beiden Impfungen nicht mehr nötig.“
Die Frage der gemeinsamen Impfung stellt sich insbesondere bei Patient:innen, die eine dritte Coronaimpfung als Booster angeboten bekommen, auch wenn eine STIKO-Empfehlung noch aussteht. In Deutschland sind das derzeit Pflegebedürftige, über 80-Jährige und Menschen mit Immunschwäche. Diese dürften nämlich in der Regel auch hinsichtlich eines schweren Influenzaverlaufs zu den gefährdeten Personen gehören. Mertens warb dafür, dass sich gerade Menschen aus Risikogruppen gegen die Grippe impfen lassen. Wenn es in diesem Jahr weniger Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus wie Maskenpflicht und Abstandhalten gebe, seien die Menschen besonders gefährdet. „Insofern ist eine Grippeimpfung sinnvoll für diese erwähnten Risikogruppen.“
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Der STIKO-Chef reagierte auch auf Befürchtungen, dass der Grippe-Impfstoff in diesem Jahr einen geringeren Schutz bieten könnte, weil pandemiebedingt Daten fehlten. RKI-Präsident Lothar Wieler hatte am gestrigen Montag nämlich erklärt, dass sich die Wirksamkeit der Grippe-Impfstoffe für die anstehende Saison aktuell kaum abschätzen lasse, weil die Datenbasis, auf der der Impfstoff erarbeitet wurde, nicht so gut wie die Datenbasis der Vorjahre sei. Grundlage der Abschätzung bildet ein weltweites Netzwerk von Überwachungsstellen, mit der die um den Globus laufende Grippewelle verfolgt und analysiert wird. Wegen der Corona-Pandemie sei aber zum einen ein Teil dieses Systems zusammengebrochen, erklärte Wieler. Zum anderen habe es im Zuge der Schutzmaßnahmen vielfach weit weniger Influenza-Fälle gegeben, auch das mache Rückschlüsse auf die in dieser Saison am stärksten kursierenden Grippestämme schwierig.
Diese Angst halte er für unbegründet, sagte Mertens. Auf der ganzen Welt untersuchten Laboratorien das gesamte Jahr Influenza-Viren. Das sei die Grundlage für die Zusammensetzung der Impfstoffe. Das Paul-Ehrlich Institut (PEI) hat bereits Mitte August mit der Freigabe der Grippeimpfstoffe für die kommende Saison 2021/22 begonnen.
Kommt der Booster für alle?
Ob sich für die Mehrheit der Bevölkerung die Frage nach einer gleichzeitigen Impfung aktuell überhaupt stellt, bleibt abzuwarten. Entsprechende Überlegungen gibt es. Allerdings hat sich aktuell eine hochrangige Expertengruppe gegen generelle Corona-Auffrischungsimpfungen zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen. „Die bisherige Studienlage zeigt keine Notwendigkeit, in Bevölkerungsgruppen mit wirksamer, vollständiger Impfung Booster auf breiter Front zu verabreichen“, schreiben die Forscher:innen im Fachmagazin „The Lancet“. Die weltweit noch immer begrenzte Anzahl an Impfdosen könne die meisten Leben retten, wenn sie Menschen zugutekomme, die ein erhebliches Risiko einer schweren Erkrankung haben und noch ungeimpft sind. „Wenn Impfstoffe dort eingesetzt würden, wo sie am meisten bringen, könnten sie das Ende der Pandemie beschleunigen, indem sie die weitere Entwicklung von Varianten bremsen.“
Die WHO hatte bereits Anfang August einen vorübergehenden Stopp von Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus gefordert, solange noch viele ärmere Länder auf Impfdosen warten.
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Hinter dem Lancet-Papier stehen unter anderem Soumya Swaminathan, Chef-Wissenschaftlerin der Weltgesundheitorganisation WHO, sowie Experten der US-Arzneimittelbehörde FDA. „Die verfügbaren Impfungen sind sicher, wirksam und retten Leben“, sagte Swaminathan laut einer Mitteilung. Auch wenn die Vorstellung reizvoll sei, die Zahl der COVID-Fälle durch Booster weiter zu senken, müssten jeder Entscheidung in diese Richtung belastbare Belege und eine internationale, wissenschaftliche Diskussion zugrunde liegen.
Bislang Booster nur für bestimmte Gruppen
Zwar könnte es sein, dass irgendwann ein Booster für alle notwendig sein könnte, weil die Schutzwirkung der Impfung nachlässt, oder weil Virus-Varianten der Immunabwehr entkommen. Noch gebe es aber keine klaren Hinweise darauf. Auffrischungsimpfungen könnten aber schon jetzt für bestimmte Menschen infrage kommen, beispielsweise solche mit Immunschwäche. In Großbritannien können beispielsweise über 50-Jährige sowie Heimbewohner und Pflegekräfte eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erhalten.
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