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- Mein liebes Tagebuch
23. September 2021
Er war da, auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf: unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Viel Lob gab’s für die Apotheken, für ihre Arbeit in der Pandemie. Fast schon sentimental gab sich unser Gesundheitsminister: Er empfinde „Apotheke als ein Stück Heimat“. Und bei dem einen oder anderen Apothekerwunsch war der Minister sogar offen, vielleicht auch andere Wege zu probieren: z. B. für Abgabeerleichterungen bei Rabattverträgen. Auch bei der zu niedrigen Vergütung für die Verteilung der Covid-19-Impffstoffe eröffnete Spahn eine Perspektive, nämlich dann, wenn die Impfstoff-Distribution in die Regelversorgung übergeführt werde. Auf der Seite der Apotheker stehe er auch bei fragwürdigen Kooperationen zwischen Telemedizinanbietern und Versandhändlern und wenn es um die lückenhaften Kontrollen der EU-Versender gehe. Mein liebes Tagebuch, viel Harmonie mit hohem Kuschelfaktor waberte durch die Düsseldorfer Halle. Aber nicht immer: Wovon er nichts hält, sind Covid-19-Impfungen in Apotheken – aus Furcht vor dem Zorn der Ärzte (Spahn: „Es ist nicht an der Zeit, diesen Streit mit den Ärzten zu führen“’). Mein liebes Tagebuch, da hätte ich ihm mehr Courage zugetraut. Und wovon Spahn nach wie vor nichts hält: eine Erhöhung des Apothekenfixhonorars. Er ist überzeugt, dass mit der Erhöhung der Notdienstvergütung, der Etablierung eines Botendiensthonorars und der gesetzlichen Verankerung honorierter pharmazeutischer Dienstleistungen ein guter Anfang gemacht sei. Nun, mein liebes Tagebuch, da ist in naher Zukunft also wenig bis nichts zu erwarten. Solche Töne allerdings schienen die ABDA und die Delegierten geflissentlich zu überhören. Oder sie waren durch das anfängliche Spahnsche Lullaby so verzückt und besänftigt, dass sie ihm nichts nachtrugen: Unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn durfte in langanhaltendem Beifall baden, ja, es fehlten nur noch die gern geübten Standing Ovations des diesjährigen Apothekertags (siehe auch der Kommentar von Christian Rotta: „alles schon vergessen?“).
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