Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

26.09.2021, 07:30 Uhr

Covid-19-Auffrischimpfungen auch in Apotheken! Die Apotheker wollen, die Ärzte poltern. Schade, dass sie sich nicht helfen lassen wollen (Foto: Alex Schelbert)

Covid-19-Auffrischimpfungen auch in Apotheken! Die Apotheker wollen, die Ärzte poltern. Schade, dass sie sich nicht helfen lassen wollen (Foto: Alex Schelbert)


24. September 2021

Unser liebes Apothekenhonorar, unser Sorgenkind. Seit Jahren hat sich hier nichts bewegt, keine Anpassung, keine Dynamisierung in Sicht. Obwohl sie jährlich immer gefordert wurde. Eine „Arbeitsgruppe Honorierung“, die vor rund zehn (!) Jahren von unserer Berufsvertretung eingesetzt wurde und eigentlich Vorschläge zur Weiterentwicklung der Apothekenvergütung entwickeln sollte, hatte es in all den Jahren nicht geschafft, ein konkretes Konzept zu erarbeiten. Mein liebes Tagebuch, was sollen wir davon halten? Auf dem Apothekertag kam diese Misere auf den Tisch, einem Antrag der Apothekerkammer Nordrhein sei Dank. Mit diesem Antrag soll die Bundesregierung aufgefordert werden, unser Apothekenhonorar mit einer Dynamisierungskomponente weiterzuentwickeln. Der Antrag wurde nach einigen Diskussionen verabschiedet. Einerseits war das gut und sogar besser, als so einen Antrag im Orkus der Ausschüsse und weiteren AGs versickern zu lassen. Andererseits, das Ziel des Antrags ist zwar prinzipiell richtig, wir brauchen eine Erhöhung der Apothekenvergütung. Aber, mein liebes Tagebuch, ob der Weg der richtige, ist mehr als fraglich: Solch einen Antrag an die Bundesregierung zu richten, ist doch der falsche Ansatz, wie auch der Chef des Deutschen Apothekerverbands, Thomas Dittrich, warnte. Vorschläge für eine Weiterentwicklung müssten von uns Apothekers selbst kommen. Genauso ist es. Dazu hat uns im Übrigen schon seit Jahren unser Bundesgesundheitsminister aufgefordert – aber es kam nichts von den Apothekers, siehe die ergebnislose Arbeit der AG Honorierung. Tja, und nun? Wir haben doch in unseren Kreisen und in Kreisen von Ökonomen, die uns nahestehen, fähige Köpfe und Vordenker – da wird es doch möglich sein, Vorschläge auszuarbeiten, wie unser Honorar weiterentwickelt werden kann. Da fordert uns die Politik schon seit Jahren auf – und wir liefern nicht! Unglaublich!

 

Gut so: Der Deutsche Apothekertag spricht sich dafür aus, Auffrischimpfungen gegen Covid-19 in den Apotheken anbieten zu dürfen, eine Initiative, die auf einen Antrag des Berliner Apothekervereins zurückgeht. Unsere ABDA-Präsidentin hatte bekanntlich auch schon mehrfach und forsch der Politik signalisiert, das wir Apothekers bereitstünden, in die Impfung gegen Covid-19 einzusteigen. Doch nicht alle Delegierte waren für das Impf-Engagement der Apotheken in Sachen Covid. Man wolle den schwelenden Konflikt mit der Ärzteschaft zum Thema Impfen in der Apotheke nicht weiter befeuern, zumal solche Impfungen uns wirtschaftlich auch nichts brächten, so der Thüringer Apothekerverbands-Chef Stefan Fink. Ups, mein liebes Tagebuch, hier geht es doch um die nationale Volksgesundheit, um das Ende der Pandemie – und nicht um unsere wirtschaftlichen Pfründe. Und was die Ärzte betrifft: Sorry, da müssen wir durch. Wir haben mit den Grippeschutzimpfungen begonnen, wir sollten da nicht auf halbem Weg stehenbleiben. Mein liebes Tagebuch, da schließen wir uns Göran Donner von der Sächsischen Landesapothekerkammer an: „Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken, auch nicht vor den Ärzten.“


Kaum hatte sich der Apotheker für die apothekerliche Unterstützung beim Impfen gegen Covid-19 ausgesprochen, folgte, wie erwartet, die Retourkutsche der Ärzte: Impfen sollte den Ärztinnen und Ärzten vorbehalten bleiben. Der Chef der Kassenärztliche Bundesvereinigung, Andreas Gassen, ließ wissen: „Das Impfen in den Arztpraxen ist ein Garant dafür, dass mittlerweile deutlich über 60 Prozent der Bevölkerung einen vollständigen Impfschutz gegen das Coronavirus genießen.“ Mein liebes Tagebuch, da können wir nur hinzufügen: Und wenn in den Apotheken mit ihrem niedrigschwelligen Zugang schon längst gegen Covid-19 geimpft werden dürfte, hätten wir vielleicht schon über 70 oder über 80 Prozent. Keine Sorge, ihr lieben Ärzte, die Apotheken wollen und können euch nur unterstützen, wir nehmen euch nichts weg. Mein liebes Tagebuch, leider ist Jens Spahn hier nicht auf Seiten von uns Apothekers. Aber warten wir mal die Bundestagswahl ab…



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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