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28. Oktober 2021
DocMorris knallt schon seit mehreren Monaten die Plakatwände, Litfaßsäulen und Posterwände aller Art mit seiner E-Rezept-Werbung voll – der geneigte Versandkunde könnte glauben gemacht werden, E-Rezept hätten was mit DocMorris zu tun. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass diese Werbung nur eine ultrakurze Halbwertszeit hat und ins Nirwana des Vergessens verpufft. Denn jetzt geht’s bei uns Apothekers los, die „Einfach-unverzichtbar-Kampagne“ der ABDA widmet ihre Herbstwelle dem E-Rezept, das, nun ja, mehr oder weniger am 1. Januar 2022 kommen wird. Plakate und Handzettel, die erklären, wie das E-Rezept funktioniert, was mit den Daten passiert, werden in den Apotheken hängen bzw. ausgeteilt. Aber auch fürs Apothekenteam gibt’s ein Handout, das erläutert, was mit dem E-Rezept auf uns zukommt. Außerdem findet das Team auf der Internetseite apothekenkampagne.de die FAQs, die wichtigsten Fragen und Antworten zum E-Rezeptthema, einen Posting-Service für Facebook & Co. und weiteres Material zur Kampagne. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass unsere lieben Kundinnen und Kunden erkennen: Unsere Vor-Ort-Apotheken sind und bleiben unsere Apotheken, offline und online. Und daran wird sich die Kampagne ein Stück weit messen lassen müssen. Aber noch wichtiger wird sein, dass wir Apothekers bestens vorbereitet sind und den Menschen überzeugend klar machen können, wo und wie das E-Rezept einzulösen ist.
Jetzt kommt sie also, die GEDISA, die „Gesellschaft für digitale Services der Apotheken“, ein Projekt aller Landesapothekerverbände Deutschlands. Wirklich aller? Nein, mein liebes Tagebuch, der Apothekerverband Westfalen-Lippe zickt noch ein bisschen. Dieser Verband hält es mit Blick auf die finanzielle Tragweite des Vorhabens für unumgänglich, zunächst die Mitglieder über die Beteiligung abstimmen zu lassen. Und das ist gut so. Denn das GEDISA-Projekt verlangt von allen Verbandsmitgliedern einen zusätzlichen finanziellen Aufwand von etwa 600 Euro je Apotheke im Jahr. Vermutlich wird auch dieser Verband ein wenig später sein Placet geben, aber es ist richtig, dass der formale Weg eingehalten wird. Immerhin, die GEDISA will ja auch etwas bieten fürs Geld, nämlich kommerziellen Anbietern die Stirn bieten und die Vor-Ort-Apotheke in der digitalen Welt in Stellung bringen. Gute Ziele, wenn sie denn gelingen. Die Frage, ob diese Ziele auf anderen Wegen erreichbar gewesen wären, zum Beispiel mit der schon vorhandenen ABDA-Tochter NGDA, der Netzgesellschaft Deutscher Apotheker mbh, die sich ebenfalls das Ziel gesetzt hat, „Motor für die Digitalisierung und Vernetzung von Apotheker für Apotheker und deren Geschäftspartner“ zu sein, das weiß der Himmel oder vielleicht auch der Deutsche Apothekerverband – so richtig offiziell hat’s wohl noch keiner erklärt, warum GEDISA und nicht NGDA. Aber nun ja, man will wohl eben etwas, was beim Verband angesiedelt ist, etwas nur für die Verbandsmitglieder und nicht für alle.
Es tut sich viel im digitalen Markt, da ist es immer wichtig, gut informiert zu sein. Neues vermeldet der große Schweizer Telemedizinanbieter Medgate. Er arbeitet in Zukunft mit dem deutschen ADAC zusammen, was Vorteile für ADAC-Premium-Mitglieder und Auslandskrankenversicherte dieses Automobilclubs bringt. Diese können nämlich ab sofort auf Auslandsreisen Medgate-Ärzte über eine App konsultieren. Diese ADAC-Mitglieder haben also auf Auslandsreisen einen niedrigschwelligen Zugang zu deutschsprachigen Ärzten, wie Medgate in einer Pressemitteilung mitteilt. Mein liebes Tagebuch, das kann in der Tat von Vorteil sein. Hinter dem Unternehmen Medgate, das seit 1999 existiert und mehr als 500 Mitarbeitende weltweit beschäftigt, steckt ein Telemedizinanbieter, der bereits über zehn Millionen Telekonsultationen durchgeführt hat. Der Anbieter ermöglicht nach eigenen Angaben telemedizinische Beratung und Behandlung per App, Telefon und Video rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr, und das nicht nur zu ausgewählten Indikationen, wie so manch anderes Telemedizinportal. Übrigens, Medgate kooperiert auch mit der Online-Tochter apotheken.de des Deutschen Apotheker Verlags: Patienten erhalten über die Medgate-App einen Arzttermin bei einem in Deutschland approbierten Facharzt. Nachdem das Rezept vom Arzt über Medgate erstellt wurde, sendet der Patient die Verschreibung an die gewünschte Apotheke vor Ort. Medgate ist auch bekannt durch seine Mini-Kliniken, die an Schweizer Apotheken angedockt sind und einen niedrigschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglichen. Solche Mini-Kliniken sollen, so die Pläne, auch in Deutschland umgesetzt werden. Der Telemedizinanbieter kooperiert für dieses Projekt mit dem Apothekendienstleister Noventi.
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