Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

07.11.2021, 07:30 Uhr

Es wäre doch wirklich ein Fortschritt, wenn Apotheken in die Covid-19-Impfungen bzw. Auffrischimpfungen mit einbezogen würden... (Foto: Alex Schelbert)

Es wäre doch wirklich ein Fortschritt, wenn Apotheken in die Covid-19-Impfungen bzw. Auffrischimpfungen mit einbezogen würden... (Foto: Alex Schelbert)


3. November 2021

Ärzte fordern das Dispensierrecht im Notdienst  – so ein Beschluss des Deutschen Ärztetages. Ehrlich gesagt, mein liebes Tagebuch, wie abartig ist denn so eine Forderung! Vor allem die Begründungen der Ärzte dazu lesen sich irgendwie „strange“: Ein ärztlicher Notdienst trage zu einer Verbesserung der Patientenversorgung bei, z. B. weil Patienten weite Wege zur Notdienstapotheke hätten und vor allem, weil benötigte Medikamente zur Behandlung akuter Erkrankungen im Rahmen der ambulanten Notfallversorgung durch die örtlichen Apotheken nicht zeitgerecht geliefert werden könnten. Wie bitte, auf welchem Planeten leben denn die Ärztefunktionäre? Und schließlich wird auch noch die Flutkatastrophe vom Sommer bemüht, wo die medizinische Versorgung durch die Haus- und Fachärzte sichergestellt, aber Lieferketten teilweise wochenlang blockiert gewesen seien. Und solche Naturereignisse würden schließlich in Zukunft wiederholt auftreten. Oh mamma mia, mein liebes Tagebuch, geht’s noch? Das Dispensierrecht im Notdienst in Ärztehand zu geben, weil Flutkatastrophen häufiger werden – was ist das für eine Argumentationslyrik. Und was die Lieferketten angeht, so sollten die Ärzte wohl wissen, dass eine Unterbrechung von Lieferketten, so sie denn stattfindet, dann Apotheken und Arztpraxis treffen würde. Eine Verbesserung der Patienten im Notdienst wäre durch das ärztliche Dispensierrecht mitnichten gegeben. Was noch hinzukommt, mein liebes Tagebuch, wissen die Ärzte überhaupt, was sie sich mit solchen Forderung antun? Können sich die Ärztinnen und Ärzte vorstellen, was es heutzutage bedeutet, Arzneimittelwirtschaft zu betreiben, also Arzneimittel zu bestellen, zu überprüfen, zu lagern und richtig abzugeben? Wollen sie sich das wirklich antun? Vermutlich ist so ein Beschluss des Ärztetages in erster Linie in den Köpfen von basisfernen  Funktionären gewachsen, denen die Impfaktivitäten der Apotheken ein Dorn im Auge sind. Ein niedergelassener Hausarzt, draußen an der Basis, hat andere Sorgen als sich mit einem ärztlichen Dispensierrecht im Notdienst herumzuschlagen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Dispensierrecht im Notdienst

von Dr. Christoph Klotz am 09.11.2021 um 0:27 Uhr

Lieber Kollege Ditzel,
dass die Ärzte das Dispensierrecht fordern ist doch ein hausgemachtes Problem der Apotheker. Man betrachte nur die Apotheke einschließlich "Containerdienst", die der damalige AVWL Chef in Paderborn neben der Notarztpraxis in Paderborn hochgezogen hatte. In Paderborn dürfte er sich damit mehr als unbeliebt unter den Paderborner Kolleginnen und Kollegen gemacht haben. Also warum in so einem Fall nicht gleich "die letzte Meile" direkt in die Notfallpraxis verlegen, dann spart man wenigstens das böse Blut in der Kollegenschaft. Und dann funktioniert vielleicht die Bedarfsbefriedigung für den Patienten viel besser. Denn das ist ja das nächste Problem. Die Zusammenarbeit zw. Arzt und Apotheker für den Notdienst funktioniert nicht reibungslos. Wir haben einmal von unserer Regina gefordert, dass sie sich doch bitte darum kümmern möge, dass die Apotheken von den Ärzten eine Rückmeldung erhalten, auf was man sich im Notdienst einstellen muss, um sich entsprechend beim Großhandel zu bevorraten. Was ist passiert? Ach was soll sich eine Kammerpräsidentin oder jetzige ABDA-Präsidentin auch um so einen Scheiß kümmern..., das bringt ja nicht den ersehnten Glamor...3. Problem der Großhandel. Die NOWEDA, angeblich der beste Freund des Apothekers, wie konziliant reagiert der, wenn der Apotheker am Montag den bestellten Überschuss für den Notdienst zurückgeben will. Recherchieren Sie das einmal. 4. Problem: die Maschenstabilität unseres Apothekennotdienstes. Offizielle Stellen beteuern zwar, dass gegenwärtig die Arzneimittelversorgung in der Fläche im Notdienst unverändert gesichert sei, aber das Apothekensterben wird weitergehen und das Notdienstnetz in der jetzigen Form wird reißen. Wenn dann noch solche Kollegen, wie Friese und Nachwuchs, dabei sind, die meinen im Notdienst sich eine Extrawurst braten lassen zu müssen, dann zeigt das nur, dass auch der Notdienst als zentrale pharmazeutische Aufgabe nur eine Sprechblase aus dem Munde eines Standesfürsten war. Die eigentliche Schande, die Friese auf sein Haupt, das seiner Nachkommen und all derer, die sein Verhalten geduldet haben, geladen hat.
Die Ärzte müssen pro Patient denken und vorbauen, wenn die Apotheker drohen unzuverlässig zu werden.
Fazit: Die Forderung der Ärzte ist nur eine Konsequenz aus dem, was der Berufsstand der Apotheker berufspolitisch verbockt hat.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Dispensierrecht im Notdienst

von Dr. Christoph Klotz am 09.11.2021 um 0:49 Uhr

Nachtrag: Der Klimawandel wird uns noch mehr Situationen bescheren, die dafür sorgen werden, dass unsere Versorgungsstrukturen ganz leicht zusammenbrechen. Deswegen müssen wir lernen mit doppeltem Boden zu arbeiten. Da kann das Dispensierrecht für Ärzte im Notdienst sehr hilfreich sein.

Zweiter Kommentar

von Frank am 08.11.2021 um 6:18 Uhr

Ja echt schön hier mit Conny im Kids Club auf Jamaika.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Kein einziger Kommentar

von Conny am 07.11.2021 um 22:12 Uhr

Dann wenigstens schöne Grüsse aus der Karibik. Das Leben kann so schön sein ohne Apotheke !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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