Interview mit ABDA-Präsidentin Overwiening

„Der Gestaltungsspielraum einer einzelnen Person ist begrenzt“

Berlin - 12.11.2021, 07:00 Uhr

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening (hier auf dem Deutschen Apotheker Tag 2021 in Düsseldorf). (s / Foto: Schelbert / DAZ)

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening (hier auf dem Deutschen Apotheker Tag 2021 in Düsseldorf). (s / Foto: Schelbert / DAZ)


„Die Geschlossenheit innerhalb der Apothekerschaft ist für mich nach wie vor ein hohes Ziel“

Sucht die ABDA diesbezüglich denn aktiv den Schulterschluss mit den Ärzten, die ja gleichermaßen betroffen sind von solchen Konstrukten?

Wir sind zu diesem Thema in guten und intensiven Gesprächen mit der Ärzteschaft. Dort muss ankommen, wie solche Kooperationen auch die ärztliche Diagnose- und Therapiehoheit umschiffen. Wir werden uns am Ende gemeinsam dagegen stemmen, da bin ich sicher.


Was wir in der Pandemie alles in kürzester Zeit umgesetzt haben, zeigt doch, dass die Apotheken fähig sind, sich schnell und sicher auf neue Prozesse einzustellen. Wir können auch E-Rezept!“

Gabriele Overwiening


Gemeinsam mit der Ärzteschaft Geschlossenheit zu demonstrieren, ist ein erstrebenswertes Ziel. Angetreten sind Sie damals aber insbesondere mit dem Wunsch, die Apothekerschaft intern wieder zu einen. Wie gut hat das Ihrer Einschätzung nach bisher geklappt? Die Interessen der einzelnen Apotheker:innen driften ja zum Teil doch deutlich auseinander.

Die Geschlossenheit innerhalb der Apothekerschaft ist für mich nach wie vor ein hohes Ziel. Wir sind ein sehr kleiner Berufsstand und je geschlossener wir auftreten, desto besser werden wir unsere Interessen nach außen vertreten können. Ich besuche derzeit viele Kammerversammlungen und Mitgliederversammlungen der Verbände und bekomme dort überwiegend positives Feedback. Viele haben Lust auf den Aufbruch, der sowieso kommen wird, und glauben fest an den Berufsstand. Gleichzeitig gilt es natürlich, das Gute zu bewahren: Ich möchte, dass wir eine wichtige Säule in der Versorgung bleiben und weiterhin als die Experten für Arzneimittel wahrgenommen werden. Aufbruch bedeutet für mich nicht, alles abzureißen, was bisher war. Ich will unser Fundament halten und sehen, wie wir uns darauf basierend weiterentwickeln können. Es ist wie mit den Ärztinnen und Ärzten: Wir sollten weniger auf das Trennende und mehr auf die Gemeinsamkeiten schauen, denn davon gibt es eine ganze Menge.

Eines haben wohl tatsächlich alle Apotheker:innen gemeinsam: den Wunsch nach Entbürokratisierung. Leider läuft die Entwicklung derzeit in eine andere Richtung. Inzwischen brauchen die Betriebe sogar eine Präqualifizierung, um Trink- und Sondennahrung zulasten der GKV abgeben zu dürfen. Was tut die ABDA gegen diesen Irrsinn?

Die ABDA wird sich dafür einsetzen, dass die Präqualifizierungsstellen möglichst serviceorientiert arbeiten. Die Präqualifizierung als solche loszuwerden, ist allerdings schwierig. Da sehe ich kaum Angriffspunkte. Viele Regelungen sind ja Vertragsgegenstand zwischen Kassen und DAV. Wir werden aber bald noch einmal abfragen, wo genau die Kolleginnen und Kollegen die Probleme sehen bezüglich der Bürokratie, und an welchen Stellen sie gern Entlastung hätten. Rein ordnungspolitisch gibt es gar nicht so viele bürokratische Pflichten, abgesehen von der BtM- und T-Rezept-Dokumentation und den Dokumentationen nach dem Transfusionsgesetz. Aber da können wir ja fast schon froh sein, dass wir diese Pflichten übernehmen dürfen, denn das ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Apotheken und grenzt uns und unsere Aufgaben gegenüber Dritten ab.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

Demokratische ABDA

von Georg Dribusch am 12.11.2021 um 18:17 Uhr

Die ABDA ist so demokratisch wie es die Deutsche Demokratische Republik war. Demokratie der Bonzen

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Welche Aufgabe?

von Reinhard Rodiger am 12.11.2021 um 11:33 Uhr

Nach meinem Verständnis ist die Führungsaufgabe, ein Konzept zu entwickeln, das die Aussicht auf Lebensfähigkeit in der Fläche bietet.Das wäre das Prozessergebnis von Vorstandsarbeit.Dass dem Einigung vorausgeht ist Handlungsvoraussetzung..Sich von vornherein auf Konsens als Ziel zu fokussieren ist so selbstverständlich, dass es nicht erwähnt werden muss.Wird es dennoch gemacht, ist es Zeichen fehlender Führungskraft.Die findet in einem überzeugenden Konzept Gestalt. Davon ist jedoch nicht oder nur geheim die Rede.Wie soll etwas gelingen, was als Aufgabe nicht verstanden wird.
Nichts verdeutlicht das Dilemma besser als der Satz:

"Wenn die Versicherten Anspruch darauf haben, sollte eine Leistung natürlich auch flächendeckend zur Verfügung stehen."

Zur Zeit ist Flächendeckung nur unter massivem persönlichen Einsatz und Verzicht auf angemessenes Honorar überhaupt möglich.Ist nicht Flächendeckung.die lebensfähig dotiert wird die Voraussetzung weiterer - wirtschaftlich völlig undefinierter-
Leistungen mit absehbarem Erpressungsdruck.Der vorhandene und bei den Zusatzleistungen potenzierte Unwille der KK ist überdeutlich.Kein Schiedsgericht wird die Machtverhältnisse in tragbare Balance bringen.Es ist hinreichend bekannt, dass die kleineren und mittleren Apotheken- das Rückgrat der Flächendeckung- unter dem Machtmissbrauch der KK besonders zu leiden haben.Deren Lasten zu erhöhen,ohne auf die Voraussetzungen zu achten ist an Missachtung nicht zu übertreffen.Nichts anderes ist auch die Konsequenz aus einem Kontrahierungszwang, dessen Gewalt die Grossen nicht trifft.

Wir werden nur dann eine Säule der Versorgung bleiben,wenn
als Ziel nicht die optimale Lebensfähigkeit einer via Grösse bevorzugten Gruppe fokussiert wird.Anerkennung der in der Breite geleisteten Arbeit fehlt und wird nicht gefordert.

Gerade die Pandemie liefert viele Argumente zur Voraussetzung von flächendeckenden Strukturen.Je verteilter die Kräfte,desto besser die Risikobegrenzung und Sicherheit.
Deshalb gehören die 70% Flächendecker in den Fokus der Betrachtung.Erst dann, wenn die Banalität des Alltags anerkannt wird, können Zusatzleistungen wirksam werden.Und dann auch nur, wenn die Dimension mit den realen Bedürfnissen Schritt hält.

Welche Aufgabe vorrangig ist ergibt sich daraus deutlich genug.Das richtige Ziel fokussieren.

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AW: Welche Aufgabe

von Karl Friedrich Müller am 12.11.2021 um 12:11 Uhr

auf den Punkt.
Was mich noch stört: die Geheimniskrämerei.
Nach dem Motto: wir sagen nicht, was es ist, aber Ihr müsst es machen.
Ich finde die Haltung sehr stange. Absolutismus in Reinkultur.

AW: Welche Aufgabe

von Reinhard Rodiger am 12.11.2021 um 14:25 Uhr

Geheimes kann brisant sein.Dafür gibt es keinen Hinweis.Also scheut man sich wohl, Banales offen zu legen.Also die eigentliche Konzeptlosigkeit hinter Schiedsgerichtslösung zu verstecken.Etwa: wir konnten nicht anders.Strategie sieht anders aus.Man präsentiert einen Vorschlag mit Durchschlagskraft und Maximalforderung, der wegen Plausibilität nicht leicht abgewehrt werden kann.Oder eben nur, wenn der resultierend Schaden beziffert und expressis verbis hingenommen wird.Stattdessen bemüht man das tote Pferd aus Thüringen, dessen Ergebnisse so geheim sind, dass sie schon lange auf sich warten lassen.Dort ist nur Fakt, dass die Ärzte es nicht wollen.Woher dann die Hoffnung ? Auch geheim.
Alles ist so geheim, dass ich jeden verstehen kann, der das perspektivisch nicht aushält oder keinen Sinn darin sieht, mit solch Nebulösen Dingen anzufangen.

Es ist die Konzeptlosigkeit im Gemenge mit Geheimhaltung die nervt.Hinzu kommt der Zwang, etwas umzusetzen, was sich der eigenen Gestaltung völlig entzieht und wirtschaftlich sicher torpediert wird.Ergänzt durch völlige Missachtung der notwendigen Abschätzung der Dimension.Ich weiss, es ist schwierig, aber unverständlich bleibt,weshalb das Szenario
erst gar nicht entwickelt wird, was erreicht werden sollte.Ich kann doch nur verhandeln und bewegen, wenn ich etwas anbiete.Dieses Angebot ist für die Mehrheit nur ein "friss oder stirb". Das Sterben steht da wohl im Vordergrund, sonst müsste anders gehandelt werden.

Geschlossenheit des Berufsstandes

von Karl Friedrich Müller am 12.11.2021 um 11:19 Uhr

Wovon träumen Sie Nachts?
Den gab es nie und wird es nie geben. Es wird eher schlimmer.
Deshalb stehen wir auch so armselig da. Und wegen der ABDA natürlich. Ignoriert die Basis, mit Scheuklappen, verweigert die Hinzuziehung von echten Experten, vergeigt jedes Gerichtsverfahren durch Überheblichkeit und mangelnde Vorbereitung.
Politikergeschwätz. Nebelkerzen. Das Interview ist für die Katz.

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von Anita Peter am 12.11.2021 um 8:16 Uhr

Pro Tag bleibt im Schnitt pro Apotheke ca. 29 Euro. Also ca. 20 Minuten Arbeitszeit. Was soll man da bitteschön seinen Kunden anbieten? Wenn dann müsste eine Dienstleistung klar definiert werden und dann ein klarer Preis PRO (!) Dienstleistung abgerechnet werden. Ohne Deckelung bei 150 Mio.
Das ist Harakiri was unsere ABDA hier wieder mal macht.
Erstmal sollen allen Dienstleistungen bezahlt werden, die wir bis jetzt kostenfrei anbieten, zB Rücksprache mit Arzt wg unklarar Verordnung kostst dann 5 Euro.

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AW: .

von Karl Friedrich Müller am 12.11.2021 um 9:22 Uhr

dazu Kontrahierungszwang? Wieder eine Leistung, dich ich nicht selbst bestimmen, kalkulieren kann? Wieder eine Leistung mit Defizit? Mischkalkulation geht nicht mehr!!
Dazu kommen bestimmt noch viele bürokratische Vorschriften, Qualifizierungen, Kosten usw. Ein weiterer Nepp der ABDA?
Es ist vollkommen richtig, dass wir schon viel zu viel kostenlos anbieten (müssen, weil ja inzwischen in das Packungshonorar viel zu viel eingepreist ist)
Ohne deutliche Honoraranpassung geht mal gar nichts. Der Ausgleich für den Zeitraum seit 2004 muss her!!
Die ABDA vertritt nur sich selbst und die oberen 30% der Apotheken. der Rest kann offensichtlich weg.
Es wird Zeit, der ABDA den Anspruch der Vertretung der Apotheken wegzunehmen, abzuerkennen. Das geht so nicht weiter.

AW: .

von Anita Peter am 12.11.2021 um 9:50 Uhr

Andere Schlüsse lässt dieses Vorgehen nicht zu. Entweder die ABDA vertritt nur einen kleinen Teil der Apotheken oder es sind nur absolute Idioten am Werk. Eine Mischung aus beiden ist natürlich auch möglich.

AW: .

von Karl Friedrich Müller am 12.11.2021 um 11:01 Uhr

Ich lass mich nicht mehr erpressen, gängeln, bedrohen oder sonst was.
Irgendwann ist dann mal gut.
Die Konsequenz heißt Freiheit. Ohne Apotheke.

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