Interview mit ABDA-Präsidentin Overwiening

„Der Gestaltungsspielraum einer einzelnen Person ist begrenzt“

Berlin - 12.11.2021, 07:00 Uhr

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening (hier auf dem Deutschen Apotheker Tag 2021 in Düsseldorf). (s / Foto: Schelbert / DAZ)

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening (hier auf dem Deutschen Apotheker Tag 2021 in Düsseldorf). (s / Foto: Schelbert / DAZ)


„Wir sollten den Fokus aber stärker auf die Möglichkeiten als auf die Risiken legen“

Wie ist eigentlich der Stand bei der ABDA-Strukturanalyse? Wann ist da mit Ergebnissen zu rechnen?

Die Agentur, die wir mit der Analyse beauftragt haben, hat im Sommer ihre ‚Befunde‘ vorgestellt. Jetzt arbeitet sie quasi an ‚Therapievorschlägen‘. Wir streben an, im März mit einem Konvent in die Mitgliederversammlung gehen zu können. Es geht konkret um die Weiterentwicklung der ABDA, die Verbesserungsvorschläge werden aber nicht die Mitgliedsorganisationen selbst betreffen. Kammern und Verbände wurden einbezogen, um Anregungen einzureichen. Und ich verspreche, alles dafür zu tun, dass so viele Vorschläge wie möglich tatsächlich umgesetzt werden.

Die Standesvertretung betont immer wieder, die Apotheken seien „E-Rezept-ready“. Auch wenn die nötige Erstausstattung mittlerweile in den allermeisten Betrieben einsatzbereit sein dürfte, fühlen sich viele nicht gewappnet für den Fall, dass eine technische Komponente wie der Konnektor oder die SMC-B-Karte ausfällt. Ersatz zu beschaffen, dürfte Wochen dauern, in denen die betroffene Apotheke im Ernstfall nicht an der Versorgung teilnehmen kann. Was tut die ABDA, um hier vorzubeugen?

Noch läuft ja die Testphase in Berlin-Brandenburg, in der es darum geht, solche Probleme zu identifizieren. Klar ist: Die zentrale Stelle für das E-Rezept und alle seine Implikationen ist die Gematik. Dort bringt sich der DAV als Gesellschafter ein und adressiert solche Probleme. Wir sollten uns aber grundsätzlich eher mit den Chancen beschäftigen, die mit der Digitalisierung und konkret dem E-Rezept einhergehen. Natürlich macht Neues auch immer irgendwie Angst. Wir sollten den Fokus aber stärker auf die Möglichkeiten als auf die Risiken legen. Was wir in der Pandemie alles in kürzester Zeit umgesetzt haben, zeigt doch, dass die Apotheken fähig sind, sich schnell und sicher auf neue Prozesse einzustellen. Wir können auch E-Rezept!

Stichwort Leistungen in der Pandemie: Was bleibt davon auf politischer Ebene hängen? Sowas hat ja manch ein Politiker auch schnell mal wieder vergessen, ganz besonders, wenn die Wahlen vorbei sind.

Wir sind sehr optimistisch, dass die Beinfreiheit bei der Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, die uns die Politik im Zuge der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung eingeräumt hat, beibehalten wird. Die Bereitschaft, uns diesen Handlungsspielraum beim Auftreten von Lieferengpässen weiterhin zu gewähren, ist groß. Zudem erleben wir in der aktuellen gesundheitspolitischen Diskussion, dass die Apotheke als eigener Pfeiler der Versorgung im Gesundheitswesen wahrgenommen wird. Zuvor hat man uns meist als Logistiker gesehen, dieses Bild hat sich in der Pandemie gewandelt.

Frau Overwiening, vielen Dank für das Gespräch!



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

Demokratische ABDA

von Georg Dribusch am 12.11.2021 um 18:17 Uhr

Die ABDA ist so demokratisch wie es die Deutsche Demokratische Republik war. Demokratie der Bonzen

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Welche Aufgabe?

von Reinhard Rodiger am 12.11.2021 um 11:33 Uhr

Nach meinem Verständnis ist die Führungsaufgabe, ein Konzept zu entwickeln, das die Aussicht auf Lebensfähigkeit in der Fläche bietet.Das wäre das Prozessergebnis von Vorstandsarbeit.Dass dem Einigung vorausgeht ist Handlungsvoraussetzung..Sich von vornherein auf Konsens als Ziel zu fokussieren ist so selbstverständlich, dass es nicht erwähnt werden muss.Wird es dennoch gemacht, ist es Zeichen fehlender Führungskraft.Die findet in einem überzeugenden Konzept Gestalt. Davon ist jedoch nicht oder nur geheim die Rede.Wie soll etwas gelingen, was als Aufgabe nicht verstanden wird.
Nichts verdeutlicht das Dilemma besser als der Satz:

"Wenn die Versicherten Anspruch darauf haben, sollte eine Leistung natürlich auch flächendeckend zur Verfügung stehen."

Zur Zeit ist Flächendeckung nur unter massivem persönlichen Einsatz und Verzicht auf angemessenes Honorar überhaupt möglich.Ist nicht Flächendeckung.die lebensfähig dotiert wird die Voraussetzung weiterer - wirtschaftlich völlig undefinierter-
Leistungen mit absehbarem Erpressungsdruck.Der vorhandene und bei den Zusatzleistungen potenzierte Unwille der KK ist überdeutlich.Kein Schiedsgericht wird die Machtverhältnisse in tragbare Balance bringen.Es ist hinreichend bekannt, dass die kleineren und mittleren Apotheken- das Rückgrat der Flächendeckung- unter dem Machtmissbrauch der KK besonders zu leiden haben.Deren Lasten zu erhöhen,ohne auf die Voraussetzungen zu achten ist an Missachtung nicht zu übertreffen.Nichts anderes ist auch die Konsequenz aus einem Kontrahierungszwang, dessen Gewalt die Grossen nicht trifft.

Wir werden nur dann eine Säule der Versorgung bleiben,wenn
als Ziel nicht die optimale Lebensfähigkeit einer via Grösse bevorzugten Gruppe fokussiert wird.Anerkennung der in der Breite geleisteten Arbeit fehlt und wird nicht gefordert.

Gerade die Pandemie liefert viele Argumente zur Voraussetzung von flächendeckenden Strukturen.Je verteilter die Kräfte,desto besser die Risikobegrenzung und Sicherheit.
Deshalb gehören die 70% Flächendecker in den Fokus der Betrachtung.Erst dann, wenn die Banalität des Alltags anerkannt wird, können Zusatzleistungen wirksam werden.Und dann auch nur, wenn die Dimension mit den realen Bedürfnissen Schritt hält.

Welche Aufgabe vorrangig ist ergibt sich daraus deutlich genug.Das richtige Ziel fokussieren.

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AW: Welche Aufgabe

von Karl Friedrich Müller am 12.11.2021 um 12:11 Uhr

auf den Punkt.
Was mich noch stört: die Geheimniskrämerei.
Nach dem Motto: wir sagen nicht, was es ist, aber Ihr müsst es machen.
Ich finde die Haltung sehr stange. Absolutismus in Reinkultur.

AW: Welche Aufgabe

von Reinhard Rodiger am 12.11.2021 um 14:25 Uhr

Geheimes kann brisant sein.Dafür gibt es keinen Hinweis.Also scheut man sich wohl, Banales offen zu legen.Also die eigentliche Konzeptlosigkeit hinter Schiedsgerichtslösung zu verstecken.Etwa: wir konnten nicht anders.Strategie sieht anders aus.Man präsentiert einen Vorschlag mit Durchschlagskraft und Maximalforderung, der wegen Plausibilität nicht leicht abgewehrt werden kann.Oder eben nur, wenn der resultierend Schaden beziffert und expressis verbis hingenommen wird.Stattdessen bemüht man das tote Pferd aus Thüringen, dessen Ergebnisse so geheim sind, dass sie schon lange auf sich warten lassen.Dort ist nur Fakt, dass die Ärzte es nicht wollen.Woher dann die Hoffnung ? Auch geheim.
Alles ist so geheim, dass ich jeden verstehen kann, der das perspektivisch nicht aushält oder keinen Sinn darin sieht, mit solch Nebulösen Dingen anzufangen.

Es ist die Konzeptlosigkeit im Gemenge mit Geheimhaltung die nervt.Hinzu kommt der Zwang, etwas umzusetzen, was sich der eigenen Gestaltung völlig entzieht und wirtschaftlich sicher torpediert wird.Ergänzt durch völlige Missachtung der notwendigen Abschätzung der Dimension.Ich weiss, es ist schwierig, aber unverständlich bleibt,weshalb das Szenario
erst gar nicht entwickelt wird, was erreicht werden sollte.Ich kann doch nur verhandeln und bewegen, wenn ich etwas anbiete.Dieses Angebot ist für die Mehrheit nur ein "friss oder stirb". Das Sterben steht da wohl im Vordergrund, sonst müsste anders gehandelt werden.

Geschlossenheit des Berufsstandes

von Karl Friedrich Müller am 12.11.2021 um 11:19 Uhr

Wovon träumen Sie Nachts?
Den gab es nie und wird es nie geben. Es wird eher schlimmer.
Deshalb stehen wir auch so armselig da. Und wegen der ABDA natürlich. Ignoriert die Basis, mit Scheuklappen, verweigert die Hinzuziehung von echten Experten, vergeigt jedes Gerichtsverfahren durch Überheblichkeit und mangelnde Vorbereitung.
Politikergeschwätz. Nebelkerzen. Das Interview ist für die Katz.

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von Anita Peter am 12.11.2021 um 8:16 Uhr

Pro Tag bleibt im Schnitt pro Apotheke ca. 29 Euro. Also ca. 20 Minuten Arbeitszeit. Was soll man da bitteschön seinen Kunden anbieten? Wenn dann müsste eine Dienstleistung klar definiert werden und dann ein klarer Preis PRO (!) Dienstleistung abgerechnet werden. Ohne Deckelung bei 150 Mio.
Das ist Harakiri was unsere ABDA hier wieder mal macht.
Erstmal sollen allen Dienstleistungen bezahlt werden, die wir bis jetzt kostenfrei anbieten, zB Rücksprache mit Arzt wg unklarar Verordnung kostst dann 5 Euro.

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AW: .

von Karl Friedrich Müller am 12.11.2021 um 9:22 Uhr

dazu Kontrahierungszwang? Wieder eine Leistung, dich ich nicht selbst bestimmen, kalkulieren kann? Wieder eine Leistung mit Defizit? Mischkalkulation geht nicht mehr!!
Dazu kommen bestimmt noch viele bürokratische Vorschriften, Qualifizierungen, Kosten usw. Ein weiterer Nepp der ABDA?
Es ist vollkommen richtig, dass wir schon viel zu viel kostenlos anbieten (müssen, weil ja inzwischen in das Packungshonorar viel zu viel eingepreist ist)
Ohne deutliche Honoraranpassung geht mal gar nichts. Der Ausgleich für den Zeitraum seit 2004 muss her!!
Die ABDA vertritt nur sich selbst und die oberen 30% der Apotheken. der Rest kann offensichtlich weg.
Es wird Zeit, der ABDA den Anspruch der Vertretung der Apotheken wegzunehmen, abzuerkennen. Das geht so nicht weiter.

AW: .

von Anita Peter am 12.11.2021 um 9:50 Uhr

Andere Schlüsse lässt dieses Vorgehen nicht zu. Entweder die ABDA vertritt nur einen kleinen Teil der Apotheken oder es sind nur absolute Idioten am Werk. Eine Mischung aus beiden ist natürlich auch möglich.

AW: .

von Karl Friedrich Müller am 12.11.2021 um 11:01 Uhr

Ich lass mich nicht mehr erpressen, gängeln, bedrohen oder sonst was.
Irgendwann ist dann mal gut.
Die Konsequenz heißt Freiheit. Ohne Apotheke.

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