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E-Rezept
Gesundheitskarte als neuer „Renner“ für die Token-Übermittlung
In der festgefahrenen Debatte zu den Übertragungswegen für E-Rezept-Zugangscodes gibt es einen neuen Ansatz: die elektronische Gesundheitskarte ohne Nutzung einer PIN. Sören Friedrich, ABDA-Abteilungsleiter für IT und Telematik, sieht darin große Vorteile für Apotheken und Patienten. Das werde „der Renner“. Zugleich wies er auf mehrere Gründe hin, weshalb sich die bundesweite Anwendung des E-Rezepts verzögern dürfte.
Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern am 10. November in Rostock zeigte sich Sören Friedrich, ABDA-Abteilungsleiter für IT und Telematik, insgesamt zuversichtlich zum E-Rezept, ließ aber Skepsis zum Zeitplan durchblicken. Offenbar ist die Entwicklung derzeit noch weit von einer flächendeckenden Umsetzung entfernt. Für den „Produktivbetrieb“ in der Fokusregion Berlin-Brandenburg sei vieles aus dem GERDA-Projekt der Apotheker in Baden-Württemberg übernommen worden, berichtete Friedrich.
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Doch bisher sei in der Fokusregion nur eine kleine dreistellige Zahl von E-Rezepten abgerechnet worden, von denen viele fingiert gewesen seien. Dabei seien viele Fehler aufgetreten. Als Voraussetzung für den bundesweiten Betrieb würden nun Eckdaten definiert. Dafür sollten mindestens 1.000 belieferte E-Rezepte, 80 Prozent betriebsbereite Apotheken und ein noch offener Prozentsatz betriebsbereiter Arztpraxen vorausgesetzt werden. Um dies zu erfüllen, sei „noch Luft nach oben“. Beim Stichtag 1. Januar 2022 gehe es auch nur um verschriebene Fertigarzneimittel, noch nicht um Rezepturen. Außerdem müssten verschiedene Umsetzungen für die GKV und die PKV geplant werden. BtM- und T-Rezepte sind erst ab Anfang 2023 als E-Rezepte geplant – oder nachdem die „rosa“ Rezepte umgestellt sind.
Üben mit der App
Den Apotheken empfiehlt Friedrich, das Personal für das E-Rezept zu schulen. Wichtig sei, dass das E-Rezept nur mit der Gematik-App elektronisch übertragen werden könne. Die Apothekenteams sollten sich damit vertraut machen, um es den Patienten erklären zu können. Darum sei es auch für die Arbeit der Apotheken und Arztpraxen wichtig, dass es nur eine App für die Rezeptübermittlung gebe. In der Diskussion wurde dazu angemerkt, dass die App von DocMorris besser zu finden sei als die Gematik-App mit der Bezeichnung „E-Rezept“. Offenbar liege das an der Finanzierung der Eintragung.
E-Rezept über Smartphone oder gedruckten Zugangscode
Friedrich erinnerte an die beiden schon vielfach diskutierten Übertragungswege für das E-Rezept. Über ein Smartphone könnten die Zugangsdaten übermittelt werden, wenn das Gerät und die elektronische Gesundheitskarte des Patienten für die NFC-Technik ausgerüstet sind. Als Alternative könne der Zugangscode ausgedruckt und in der Apotheke vorlegt werden. Wer dann zuerst auf das E-Rezept zugreife, könne es abrechnen. Friedrich ging dabei nicht auf die Gefahren bei der ungeschützten Weiterleitung fotografierter Zugangscodes ein, vor denen insbesondere Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, mehrfach gewarnt hatte.
Neuer Ansatz: E-Rezept über die Gesundheitskarte
Doch Friedrich stellte als mögliche Lösung solcher Probleme eine neue dritte Variante für die Nutzung des E-Rezepts vor: über die elektronische Gesundheitskarte. Die Spezifikation für diesen neuen Übertragungsweg solle bis zum 1. Dezember vorgelegt werden. Wann er umgesetzt werden könne, ließ Friedrich offen. Dabei lade der Arzt den Zugangscode auf die elektronische Gesundheitskarte des Patienten. Dieser stecke die Karte später in das Terminal in der Apotheke und benötige dafür keine PIN. Dann könne die Apotheke alle für diesen Patienten hinterlegten E-Rezepte aus der Telematikinfrastruktur auslesen. Friedrich äußerte sich sehr optimistisch für diese Variante. „Das ist der beste Weg für die Vor-Ort-Apotheken“, ist Friedrich überzeugt. Er erwarte, dass dies „der Renner“ wird, weil es auch für die Patienten der „smarteste“ Weg sei.
Möglicherweise Ausweitung der Fokusregion
Allerdings hätte sich Friedrich gewünscht, dass sich Deutschland mehr an anderen Ländern orientiert und das Papierrezept langsam ausschleicht. Stattdessen sollte es in Deutschland ein „big bang“ sein. Doch dazu werde es nicht kommen, solange nicht alle Krankenkassen bereit seien, erklärte Friedrich und nannte damit einen weiteren Grund für eine mögliche Verzögerung. In der Diskussion folgerte Carsten Pelzer, Geschäftsführer des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern, die Apotheken würden nach dem 1. Januar nicht mit E-Rezepten „überschüttet“. Er könne sich eher eine Ausweitung der Fokusregion in Bereiche vorstellen, in denen sich mehr interessierte Ärzte finden. Bisher seien nur 30 Apotheken in Berlin und Brandenburg beteiligt, obwohl dort 800 Apotheken bereit seien.
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