Delegiertenversammlung der BLAK

Neue Approbationsordnung: Konzertiertes Papier in Q2/2022

München - 12.11.2021, 12:00 Uhr

BLAK-Präsident Thomas Benkert kündigte für das kommende Jahr ein konzertiertes Papier zur Neufassung der Approbationsordnung an. (c / Foto: DAZ)

BLAK-Präsident Thomas Benkert kündigte für das kommende Jahr ein konzertiertes Papier zur Neufassung der Approbationsordnung an. (c / Foto: DAZ)


„Der Apothekenalltag hat mit dem Pharmaziestudium nichts zu tun“

Dass der Nachwuchsmangel DAS Thema ist, wurde auch in der anschließenden Diskussion klar. So wurde von den Delegierten der Wunsch nach mehr Studienplätzen bekräftigt. Es studierten einem Apotheker zufolge beispielsweise hochmotivierte angehende Kolleg:innen in Österreich, weil sie hier in Deutschland nicht zum Zuge kamen. Außerdem kam mehrfach der Wunsch auf, das Thema Filialleitung in Teilzeit noch einmal bei der Aufsichtsbehörde zu platzieren – das ist derzeit in Bayern nicht möglich. Es könne nicht sein, dass man junge Frauen, die den Job machen wollen und auch können, aus diesen Leitungspositionen dränge, nur weil ihre Familienplanung es nicht erlaubt, Vollzeit zu arbeiten, so der Tenor. Zudem müsse man nach Meinung einer Delegierten auch beim Studium angreifen: „Der Apothekenalltag hat mit dem Pharmaziestudium nichts zu tun. Wenn man nach dem Studium in der Apotheke anfängt, ist das sehr ernüchternd.“

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Und zumindest hier tut sich offenbar bereits konkret etwas: So gibt es bekanntermaßen seit einiger Zeit einen runden Tisch – ein „Hardcore Gremium“, um es mit den Worten von Thomas Benkert zu beschreiben, der das Ganze auch leitet. Und dieser „illustre Haufen aus einem bunten Strauß an Koryphäen aus allen Ecken der Pharmazie“ hat das Ziel, die Approbationsordnung zu novellieren. „Ich war erst skeptisch, dann leicht positiv gestimmt und jetzt bin ich euphorisch“, berichtet der Kammerpräsident und ist überzeugt: „Wir kriegen das geregelt!“ In Benkerts Augen ist es sinnvoller, sich erst im Berufsstand zu einigen, wie man das Berufsbild ändern will und wo man den Apotheker der Zukunft in den einzelnen Bereichen sieht – als Grundlage für Diskussion. 

Weiterhin Ausbildung für alle Bereiche

Er traue sich festzulegen, dass im zweiten Quartal des kommenden Jahres mit einem konzertierten Papier gerechnet werden kann, so Benkert weiter. Insbesondere bei den Hochschullehren habe man dicke Bretter bohren müssen. Das Problem seien die Drittmittel. Diesbezüglich sei Versorgungsforschung im Bereich der klinischen Pharmazie weit weniger lukrativ als beispielsweise Chemie. „Aber wir müssen uns ändern, wir brauchen nicht vier Semester Nass-Chemie, sondern klinische Pharmazie, soziale Kompetenz, Empathie und Interdisziplinarität“, so Benkert. Außerdem soll es künftig ein Semester für eine wissenschaftliche Facharbeit geben, um die angehenden Kolleg:innen auch in dieser Richtung fit zu machen. Er machte nämlich auch deutlich, dass es weiterhin keine Spezialisierung innerhalb des Studiums geben soll. Man wolle weiterhin Generalapotheker:innen ausbilden, die zwar nicht berufsfertig, aber berufsfähig für alle Bereiche sind. „Es sollen nach dem Studium alle Wege offenstehen“, so Benkert. Ebenfalls festhalten will man laut Benkert am Staatsexamen. Denn nur so ist es in seinen Augen möglich, ein einheitliches Niveau an allen Universitäten zu garantieren.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Begeisterung

von Holger am 15.11.2021 um 10:41 Uhr

Najaaa, dass vereinzelt deutsche Interessenten an einem Pharmaziestudium ins Ausland abwandern spricht nicht unbedingt für einen Mangel an Studienplätzen, sondern dürfte zumeist einer Diskrepanz zwischen Numerus Clausus und persönlicher Abinote geschuldet sein. Zwar kann man der Auffassung sein, dass allein ein Numerus Clausus schon ein Indikator für einen Angebotsmangel ist - aber das ist eine andere Fragestellung.

Und ich wage auch die Aussage, dass wir nicht grundsätzlich einen Mangel an Apotheker:innen haben, sondern eine gewisse Umverteilung weg aus der öffentlichen Apotheke und hin zu anderen traditionellen Berufsfeldern des Apothekers, z.B. Industrie oder Krankenhaus. DAS Problem kriegen wir nicht gesellschaftlich durch mehr teure Studienplätze gelöst, sondern da müssen sich die selbständigen Apothekers was einfallen lassen - von Arbeitszeiten über Gehalt bis hin zu vor allem sinnstiftenden Beratungsaufgaben. Und genau darauf würde ja eine Approbationsordnung, die mehr auf Anwendung von Arzneistoffen als auf deren Synthese/Analytik fokussiert, ja vorbereiten.

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