Bei Asthma und Schilddrüsenunterfunktion

AOK Bayern und Zava starten Wiederholungsrezepte

Berlin - 02.12.2021, 12:00 Uhr

Für bayerische AOK-Versicherte mit Asthma oder Schilddrüsenunterfunktion gibt es nun elektronische Wiederholungsrezepte. (x / Bild: Zava / DAZ)

Für bayerische AOK-Versicherte mit Asthma oder Schilddrüsenunterfunktion gibt es nun elektronische Wiederholungsrezepte. (x / Bild: Zava / DAZ)


Die AOK Bayern hat sich bereits im vergangenen Mai mit der Online-Arztpraxis Zava zusammengetan. Seitdem können sich ihre Versicherten, die an Asthma, Bronchitis oder grippalen Infekten leiden, telemedizinisch behandeln und bei Bedarf ein Rezept ausstellen lassen. Nun verkünden die Partner ein weiteres Angebot: Über Zava sollen chronisch kranke Versicherte nun auch elektronische Wiederholungsrezepte erhalten – zunächst in zwei Indikationen. In der Regelversorgung wartet man indessen weiter auf die vor zwei Jahren vom Gesetzgeber beschlossenen Mehrfachverordnungen. 

Seit Anfang 2020 stehen die rechtlichen Grundlagen für Wiederholungsrezepte: Ärztinnen und Ärzte sollen beim Ausstellen eines Rezepts vermerken können, dass der oder die Versicherte das verordnete Medikament insgesamt bis zu viermal innerhalb eines Jahres in einer Apotheke beziehen darf, ohne eine weitere Verschreibung vorlegen zu müssen (§ 31 Abs. 1b SGB V). Vor allem die Ärzteschaft sah diesen Schritt von Anfang an kritisch. Die Selbstverwaltung – GKV- Spitzenverband, Kassenärztliche Bundesvereinigung und Deutscher Apothekerverband – war sodann gefordert, die Details zum neuen Verordnungsweg auszuarbeiten. Doch dies geschah nur schleppend. Bis heute gibt es keine Mehrfachverordnung. Vielmehr verständigte man sich, zunächst auf das E-Rezept zu warten. Und bekanntlich ist auch hier der Zeitplan des Gesetzgebers in Wanken geraten. Gut möglich, dass ein weiteres Jahr ins Land geht, ehe die Wiederholungsrezepte flächendeckend in der Versorgung ankommen. 

Nun prescht die AOK Bayern jedoch vor: Zusammen mit dem britischen Online-Arztportal Zava verkündet sie am heutigen Donnerstag, dass sie das elektronische Wiederholungsrezept für gesetzlich Versicherte in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten starten – ganz ohne Besuch beim Arzt vor Ort.

Bereits seit Mai 2021 kooperieren die AOK Bayern und Zava: Seitdem können bei der AOK Bayern Versicherte bei Atemwegserkrankungen die ärztlichen Onlinesprechstunden nutzen. Dabei ausgestellte Rezepte werden elektronisch direkt an eine gewünschte Apotheke vor Ort oder an eine Versandapotheke weitergeleitet. Zava sorgt dabei für die Anbindung der Telemediziner – zum Start des Projekts waren 20 Hausärzte mit von der Partie, mitmachen kann aber jeder niedergelassene Hausarzt mit Vertragsarztsitz in Bayern. Noventi wiederum sichert die technischen Voraussetzungen für die Anbindung der Vor-Ort-Apotheken. Überdies arbeitet Zava mit der niederländischen Shop Apotheke zusammen. Sie ist als EU-Versender an dem Vertrag beteiligt. 

Nun sind die AOK und Zava den nächsten Schritt gegangen: Seit dem 30. November 2021 können Patienten für die Krankheitsbilder Asthma und Schilddrüsenunterfunktion nun erstmals Wiederholungsrezepte digital abrufen – es geht also um Chroniker, die medikamentös gut eingestellt sind. Laut AOK Bayern war die Erprobung des Wiederholungsrezeptes bereits bei Abschluss des Selektivvertrags mit Zava und Noventi geplant. Das Interesse der Niedergelassenen ist offenbar begrenzt. Derzeit nehmen fünf bayerische Hausärzte am Pilotprojekt teil. 

Und so soll es funktionieren: Alle drei Monate wird ein Online-Fragebogen ausgefüllt

Funktionieren soll das folgendermaßen: Der behandelnde Arzt entscheidet zu Beginn in einer Videosprechstunde über die erste Verordnung und schaltet, wenn medizinisch geboten, das neue Angebot für die Wiederholungsrezepte frei. Sodann füllen diese Patienten alle drei Monate einen medizinischen Fragebogen bei Zava aus. Diesen, so heißt es in der Pressemitteilung, prüfe der verschreibende Arzt, bevor er anschließend das Rezept ausstellt – „sofern keine medizinischen Einwände bestehen“.

Patienten könnten sodann wählen, ob ihr digitales Rezept an eine von „zahlreichen teilnehmenden Apotheken vor Ort in Bayern oder an eine Versandapotheke“ übermittelt werden soll. Ein gesichertes Patientenkonto soll Ärzten wie Patienten Überblick verschaffen, wie oft das Arzneimittel noch als Wiederholungsrezept angefragt werden kann.

„Mit dem neuen Angebot ersparen wir den Versicherten zusätzliche Wege und entlasten Praxen während der Corona-Pandemie“, kommentiert Christina Sabic, Geschäftsbereichsleiterin Ambulante Versorgung bei der AOK Bayern, das neue Angebot.

Und David Meinertz, Gründer und CEO von Zava, sagt: „Mit der Videosprechstunde und dem Wiederholungsrezept haben die Versicherten der AOK Bayern jetzt eine Alternative zum Besuch in der Arztpraxis. Bisher richtete sich das Angebot von Zava vor allem an Patienten privater Kassen und an Selbstzahler, jetzt können auch die gesetzlich Versicherten von unserem innovativen Service profitieren. Mein Dank gilt der AOK, die mit dem Projekt erneut ihren Pioniergeist für eine moderne und am Menschen orientierte Patientenversorgung bewiesen hat.“



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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