Hybride oder Super-Immunität

Ist eine natürliche COVID-19-Immunität besser als die Impfung?

Stuttgart - 15.12.2021, 09:15 Uhr

Laut WHO bietet vermutlich auch eine durch COVID-19-Infektion erworbene natürliche Immunität keinen sicheren Schutz vor Omikron. Auch Genesene sollten sich also impfen lassen. (s / Foto: Bihlmayerfotografie / AdobeStock)

Laut WHO bietet vermutlich auch eine durch COVID-19-Infektion erworbene natürliche Immunität keinen sicheren Schutz vor Omikron. Auch Genesene sollten sich also impfen lassen. (s / Foto: Bihlmayerfotografie / AdobeStock)


Deutschland ist noch nicht bereit für eine „Nachpandemievirus“

Dazu, was all das mit Blick in die Zukunft auf die sich neu ausbreitende Omikron-Variante bedeutet, sagte Drosten, dass es an dieser Stelle noch nicht mal Anfangsgerüchte im Kollegenkreis gebe, um zwischen dem Schutz gegen Omikron durch eine überstandene Infektion und dem Schutz gegen Omikron durch eine Impfung zu unterscheiden. Er gab zu bedenken: „Wir haben es hier im Prinzip mit einem perfekten Nachpandemievirus zu tun, also ein perfektes erstes endemisches Virus. Da, wo das Virus auch selektiert wurde und entstanden ist, in den südlichen afrikanischen Ländern. Aber wir sind eigentlich noch nicht bereit für eine Nachdurchseuchung in diesem Sinne. Wir sind noch nicht so weit mit unserer Impfimmunität.“ Wie immer wieder betont wurde, sei die erste Priorität das Schließen der Impflücken und die zweite Priorität das Boostern, wenn man eine endemische Phase erreichen wolle.

„COVID-Superimmunität“: Auch Genesene brauchen Immunitätsbooster

Angesichts solcher Schilderungen liegt die Vermutung nahe, dass der beste Schutz gegen COVID-19 eine vollständige Grundimmunisierung plus Impf-Booster kombiniert mit einer mild verlaufenden COVID-19-Infektion wäre. Am vergangenen Montag hat sich ein Artikel auf dem News-Portal von „Nature“ genau dieser Kombination – die dort als „COVID-Superimmunität“ bezeichnet wird – gewidmet. Der aktuelle Anlass: Neue Daten aus Israel (erhoben vor Omrikron) würden zeigen, dass auch dieser „Super“-Schutz mit der Zeit abnimmt. Dennoch gibt es Anzeichen, dass eine solche Superimmunität vor Omikron derzeit am besten schützen könnte. Etwas weniger spektakulär wird auch von einer „hybriden Immunität“ gesprochen. Auch wenn diese hybride Immunität mit der Zeit schwächer zu werden scheint, so schnitten in der neuen vorab veröffentlichten Studie, die auch einige Mängel hat, diejenigen mit hybrider Immunität am besten ab: Personen, die sechs bis acht Monate vor dem Untersuchungszeitraum die zweite von zwei Impfungen erhielten, hatten eine etwa siebenmal höhere Infektionsrate, als diejenigen, die infiziert waren und anschließend nur eine Impfung erhielten. Das klingt im ersten Moment nicht unbedingt nach einem Argument für die Impfung. Allerdings erklärte die WHO (Weltgesundheitsorganisation) bereits am 3. Dezember zu Omikron: „Omikron wurde als besorgniserregend eingestuft, da es eine große Anzahl von Mutationen aufweist, von denen einige mit einer möglicherweise erhöhten Übertragbarkeit und einer möglichen Immunevasion in Verbindung gebracht werden – damit meinen wir, dass die Möglichkeit besteht, sich selbst dann mit der Variante zu infizieren, wenn man eine gewisse natürliche Immunität infolge einer vorherigen COVID-19-Infektion oder aufgrund einer COVID-19-Impfung entwickelt hat.“ Die natürliche Immunität allein kommt also wohl nicht gegen die Corona-Pandemie an.

In diesem Sinne wird auch Amit Huppert, einer der Autoren der Studie aus Israel zitiert: „Vor zwei Wochen hätte ich vielleicht gesagt: 'Kümmert euch nicht um die genesene Bevölkerung in ihrem ersten Jahr der Genesung und konzentriert eure Bemühungen auf die Impfung anderer Bevölkerungsgruppen'“, doch die jüngsten Daten, die zeigen, dass Reinfektionen und Durchbrüche bei der Omikron-Variante wahrscheinlicher sind, legten nahe, dass eine hybride oder Booster-Immunität der Schlüssel zur Verhinderung schwerer Infektionen sein werde. Die wichtigste Botschaft laute deshalb: „Lasst euch impfen.“

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Vor diesem Hintergrund lassen sich auch die Empfehlungen der Entscheidungsträger in Deutschland besser nachvollziehen: Am 12. Dezember schrieb Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) auf Twitter: „Die Strategie muss sein, durch Booster Impfung Delta Welle zu beenden und die Omicron Welle abzuwenden.“ Und auch die STIKO empfiehlt, dass Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht und danach eine Impfstoffdosis erhalten haben, sechs Monate nach der vorangegangenen Impfung eine Auffrischimpfung erhalten sollen. Personen, die nach COVID-19-Impfung (unabhängig von der Anzahl der Impfstoffdosen) eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, sollen im Abstand von sechs Monaten nach Infektion ebenfalls eine Auffrischimpfung erhalten.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Wieviele infizierte sind schwer erkrankt?

von Günther am 30.12.2021 um 9:41 Uhr

Während das RKI bei der Impfung mühsam aus Verhältnissen, zwischen geimpften und ungeimpften im Krankenhaus eine Wirksamkeit errechnet. wird hier nicht im Ansatz darauf geschaut? Warum nicht?
die Frage ist doch, es gibt zahlreiche Impfdurchbrüche, viele davon sterben. Aber wie viele Menschen sind nach einer überstandenen symtomischen Infektion verstorben?

Wenn man diese Zahlen vergleicht - wie man es bei der Impfwirksamkeit macht - dann müsste sich doch klar sagen lassen, ob die natürliche Immunität besser oder nicht ist.

Nach wie vor bleibt die Frage, warum bei dieser Pandemie Evidenz immer nur in die eine Richtung betrieben wird?

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