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BPhD-Kolumne
Von Angesicht zu Angesicht - Präsenzlehre ist nicht ersetzbar
Im Hörsaal lernt es sich leichter
An der Uni läuft es oftmals ganz ähnlich. Nicht selten gibt und gab es in Online-Lehrformaten die Aufforderung des Lehrenden, doch auch einmal die Kamera einzuschalten oder die Frage gern über das Mikrofon zu stellen, statt einfach nur in den Chat zu tippen. Es gab viele Versuche, wenigstens etwas Kontakt zu den Studierenden aufzubauen. Auch digitale Gruppenräume für den Kontakt der Studierenden untereinander wurden während Seminaren angelegt.
Meist blieben diese Versuche allerdings erfolglos. Selbst in kleineren Runden lag die Hemmschwelle sehr hoch, aktiv an den Online-Veranstaltungen teilzunehmen. Bei uns konnten lediglich Umfragen etwas zur Mitarbeit anregen. Diesen Klick mit der Maus war man dann doch bereit zu tätigen.
Meiner Erfahrung nach ist die Aufmerksamkeitsspanne im Hörsaal merklich größer. Selbst wenn man zum Ansehen der Vorlesung das Bett verlässt, um am Schreibtisch zu sitzen, schweifen die Gedanken dennoch gern zu anderen Themen ab. Ob man ans Einkaufen, Saubermachen, Wäschewaschen oder den Krimskrams auf dem Schreibtisch denkt – es fehlt der Fokus. Nicht selten wandert auch mal ein Blick aufs Smartphone. Die Bibliothek, wenn sie denn geöffnet ist, kann für einige Abhilfen schaffen. Dort ist die Möglichkeit der verbalen Interaktion dann aber ganz ausgeschlossen.
Das Reizvolle an der Onlinelehre ist natürlich nicht zu vernachlässigen. Eine Nachtschicht einlegen, um dann lieber bis mittags zu schlafen, einfach mal einen Vormittag „freinehmen“ oder zur Wiederholung eine Vorlesung in doppelter Geschwindigkeit ansehen. Die Flexibilität ist nicht von der Hand zu weisen.
Dennoch war die Freude groß, als Vorlesungen und Seminare (wenigstens teilweise) wieder im Hörsaal besucht werden durften. „Es ist schön, Sie wieder begrüßen zu dürfen.“, oder „Jetzt kann ich Ihnen endlich wieder in die Augen sehen und nicht mehr nur auf den leeren Bildschirm.“ sind sicherlich Sätze, die wir als Studierende in den ersten Präsenz-Veranstaltungen zu Beginn des Semesters zuhauf gehört haben.
Es kam jedes Mal wieder ein bisschen Freude auf. Man wurde daran erinnert, was nun wieder möglich war: Mit den Freund*innen in einer Reihe sitzen und den Lehrenden durch Gestik und Mimik vermitteln, ob das Gelesene gerade spannend oder doch total unverständlich war. Ausweichende Blicke und Totenstille nach einer Frage an die Zuhörenden können im Hörsaal eben nicht mit technischen Problemen oder schlechter Internetverbindung begründet werden. Diese Interaktionen, auch wenn sie sehr oft nur unbewusst stattfinden, machen das Lernen so sehr viel spannender und reizvoller.
Die Studierenden der letzten Semester haben bewiesen, dass digital vermitteltes Wissen nicht weniger wert ist als konventionell vermitteltes. Allerdings darf das nicht die Zukunft bleiben. Persönlicher Austausch gehört zum Studium genauso dazu wie das Auswendiglernen von Strukturformeln. Besonders für den späteren Umgang mit Patient*innen zählen eben nicht nur Ergebnisse, sondern auch die Entwicklung eines guten Feingefühls in zwischenmenschlicher Kommunikation. Um dies zu ermöglichen, sind wir alle in der Verantwortung, unseren Teil zur Bewältigung der aktuellen Lage beizutragen.
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