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Corona-Variante Omikron
Britische Expertin: Deutschland sollte schnell Schulkinder impfen
Wie Omikron den Verlauf der Pandemie, in der wir uns alle befinden, genau verändern wird, ist weiterhin Gegenstand der Forschung. Dass Omikron die Pandemie verändern wird, scheint währenddessen klar. Auch wenn COVID-19 Kinder weiterhin weniger zu betreffen scheint als ältere Menschen, gibt es immer wieder Anzeichen, dass das nicht so bleiben muss. Worauf deuten neue – wohlgemerkt vorläufige - Daten hin?
Die letzten Corona-Beschlüsse des Jahres sind gefasst – Weihnachten und Omikron können kommen, oder? Der Blick in andere Länder könnte bald schon genauer verraten, was da in Form der fünften COVID-19-Welle auf uns zukommt. Zum Beispiel in England hat Omikron längst die Vorherrschaft übernommen.
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Während was die Erwachsenen angeht, eigentlich kein Zweifel mehr besteht, was zu tun ist (impfen!), gibt es in der Gruppe der Kinder noch mehr Fragezeichen. So hieß es kürzlich auf der Bundespresskonferenz, wenn alle Schutzmaßnahmen akkurat eingehalten würden – auch das Maskentragen –, dann seien Schulen und Kinder keine Treiber der Pandemie, sondern könnten vielmehr zur Kontrolle des Infektionsgeschehens beitragen. Man beobachte, dass gerade in den Ferien unter den Kindern besonders viele Infektionen stattgefunden hätten, durch die Maßnahmen habe man die Lage dann in den Schulen nach den Herbstferien aber wieder stabilisieren können.
Eine der führenden britischen Corona-Expertinnen, Professor Christina Pagel, rät nun im Kampf gegen Omikron, vor Ende der Schulferien möglichst viele Schulkinder zu impfen. „Wenn man einen guten Anteil von ihnen schafft, bis die Schule wieder losgeht, wäre das sehr gut“, sagte Pagel im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Ansonsten drohten nach den Weihnachtsferien große Ausbrüche in Schulen. „Omikron ist ein kompletter Gamechanger.“ Nie zuvor sei in der Pandemie eine so schnelle Verbreitung von Corona beobachtet worden.
Unterstrichen wird diese Aussage beispielsweise durch einen aktuellen Artikel im „Guardian“: „Studie zeigt, dass COVID bei jungen Kindern in England dreimal häufiger vorkommt“. Die Impfempfehlung wurde in Großbritannien nun auf Kinder zwischen fünf und elf Jahren mit erhöhtem Risiko ausgeweitet. Außerdem soll schon ab 16 Jahren generell geboostert werden.
Deutschland besser gewappnet als Großbritannien?
Pagel rief Deutschland und andere europäische Länder – in denen die hochansteckende Corona-Variante bislang weniger weit verbreitet ist – auf, die Entwicklung in Großbritannien zu beobachten und daraus zu lernen. Deutschland sei möglicherweise in einer etwas besseren Lage, da beim Auftreten von Omikron bereits strengere Corona-Maßnahmen gegolten hätten als in England. So sei es möglich, dass dort die Verdoppelungsrate der Fälle eher bis zu vier Tage – statt wie in Großbritannien zwei Tage – betragen werde. Andererseits sei das Booster-Programm weniger weit vorangeschritten.
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Dass sich Omikron in England deutlich schneller ausgebreitet hat als in Deutschland, führt die Modelliererin vom University College London auch darauf zurück, dass die Insel engere Reiseverbindungen mit Südafrika hat, wo die Variante zunächst entdeckt wurde. „London ist ein riesiger Reiseknotenpunkt. Es ist kein Zufall, dass London der Hotspot ist.“
In der britischen Hauptstadt sind in Krankenhäusern und Rettungsdiensten bereits etliche Beschäftigte wegen Omikron ausgefallen. Auch in anderen kritischen Branchen wird mit Personalausfällen gerechnet. „Wir hatten bisher noch nie eine Situation, in der alles gleichzeitig passiert. Und dann noch über Weihnachten, wo man ohnehin ein reduziertes Personal hat. Und es ist Winter.“ Es brauche nun einen echten Lockdown, um Kontakte drastisch zu reduzieren und die Zahlen zu senken. „Seit März 2020 haben wir nicht mehr einen so schnellen Anstieg der Fälle gesehen. Deshalb fühlt es sich auch so ähnlich an. Alle dachten, wir hätten den Lockdown hinter uns.“ Trotz aller furchteinflößenden Botschaften betonte Pagel jedoch auch: „Wir stehen nicht wieder ganz am Anfang. Wir werden weniger schwere Verläufe haben – dank der Impfstoffe.“
Omikron habe gezeigt, dass endlich die Impfquote in aller Welt erhöht werden müsse. Großbritannien und Deutschland stünden noch immer der Freigabe von Patenten im Weg. Dies müsse sich dringend ändern, sonst könnten gefährliche Varianten wie Omikron immer wieder auftreten. In Großbritannien gehört die deutsch-britische Mathematikerin vom University College London zu den führenden Erklärerinnen in der Pandemie. Wie viele andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spricht sie sich für eine Verschärfung der Maßnahmen aus, um die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern.
Frankreich weitet Kinderimpfung gegen COVID aus
In Frankreich können künftig alle Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren eine Corona-Impfung erhalten, das berichtete vergangenen Mittwoch die dpa. Gesundheitsminister Olivier Véran kündigte im Sender BFMTV an, dass Termine nun buchbar seien. Die Dosen würden in Impfzentren, in der Apotheke sowie in Arztpraxen gespritzt. Bisher hatte Frankreich Corona-Impfungen in dieser Altersgruppe nur für Kinder mit Vorerkrankungen und solche, die mit besonders gefährdeten Menschen zusammenleben, erlaubt. So wie also aktuell noch in Deutschland und Großbritannien die Empfehlung für diese Altersgruppe lautet.
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Véran sagte, dass zuletzt 145 Kinder nach einer Infektion mit dem Coronavirus im Krankenhaus seien, 27 befänden sich auf der Intensivstation. Der Virus zirkuliere unter Kindern am meisten. Eines von fünf Kindern teste sich positiv auf das Virus. Auf welche Altersgruppe sich die Zahlen bezögen, präzisierte Véran nicht. Die Infektionszahlen stiegen in Frankreich in den vergangenen Wochen stark an. Zuletzt steckten sich auf 100.000 Menschen innerhalb einer Woche landesweit etwa 545 an. Angesichts dessen plant die Regierung im neuen Jahr strengere Regeln für den Besuch von Gastronomie und Kulturstätten.
Sind Kinder durch Omikron nun gefährdeter als durch die bisherigen Varianten, oder nicht? Ebenfalls auf der Bundespressekonferenz vergangene Woche hieß es, dass die initiale Annahme, dass mit der neuen Omikron-Variante vor allem jüngere Kinder betroffen sein könnten, sich bislang nicht zu bestätigen scheine. Erste Meldungen aus Südafrika hatten das vermuten lassen.
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Am 21. Dezember wurde ein Preprint zu „Frühzeitige Bewertung des klinischen Schweregrads der SARS-CoV-2 Omikron-Variante in Südafrika“ veröffentlicht. Der Wissenschaftler Dr. Sterghios Moschos von der Northumbria Universität in Newcastle (Großbritannien) hatte per Twitter darauf aufmerksam gemacht, mit dem Hinweis, die Daten zeigten, dass unter fünf Jahren und über 60 Jahren das höchste Risiko für eine Krankenhauseinweisung unter Omikron bestehe. Man solle die vorläufigen Daten jedoch nicht überinterpretieren, sie zeigten auch, dass der Verlauf insgesamt milder sei, verglichen mit vorherigen Varianten. Aber auch das solle man nicht überinterpretieren. Es könnte sein, dass dies, wie mehrfach erwähnt, an einer natürlich erworbenen Immunität in Südafrika liegt. Die Autor:innen des Preprints selbst betrachten in der Diskussion nur das allgemeine Risiko unter Omikron und gehen dabei nicht speziell auf verschiedene Altersgruppen ein.
Gibt eine Labor-Studie mehr Aufschluss?
Dass Omikron unter Umständen weniger schwere Krankheitsfälle hervorrufen könnte als die Delta-Variante, diesen Schluss zog diese Woche auch ein Forscherteam aus dem Vereinigten Königreich – aus einem Laborversuch mit Pseudoviren in Zellkulturen. Darüber berichtete unter anderen das Science Media Center (SMC). Auch diese Studie liegt bislang nur als Preprint vor. „Im Vergleich zu dem Delta-Pseudovirus konnte das Omikron-Pseudovirus Lungenzellen und Zellen von Lungenorganoiden schlechter infizieren“, heißt es dazu. Das Omikron-Pseudovirus habe auch deutlich schlechter Zell-Zell-Fusionen anregen können.
Auf die Frage, inwiefern dieses Ergebnis der Studie mit den Beobachtungen niedrigerer Hospitalisierungsraten aus Südafrika übereinstimmt, antwortete Professor Isabella Eckerle (Leiterin der Forschungsgruppe „emerging viruses“ in der Abteilung für Infektionskrankheiten, Universität Genf, Schweiz): „Es könnte ein Hinweis auf mildere Infektionen sein, aber man muss auch bedenken, dass Südafrika eine junge Population hat, in den vorherigen Wellen bereits eine starke Übersterblichkeit entstand und die berichteten Fälle vor allem junge Menschen mit Impfdurchbrüchen waren. Auch zirkulierte in Südafrika vermehrt die Beta-Variante, sodass wahrscheinlich ein anderer immunologischer Hintergrund herrscht als bei uns.“ Insgesamt betrachte Eckerle die Daten mit sehr viel Vorsicht. Im Laborversuch fehle beispielsweise „das adaptive Immunsystem, das eine wesentliche Rolle bei der Modifikation des Krankheitsbilds spielt“.
Bei der Bewertung der Daten aus Südafrika werde grundsätzlich ein entscheidendes Problem deutlich: „Je vielfältiger und diverser die zugrunde liegende Immunität der Bevölkerung wird – durch Impfung oder Infektion, vergangene Varianten-Zirkulation, regionale Unterschiede –, umso schwieriger wird es, die Unterschiede in der Krankheitspräsentation entweder dem Virus selbst oder der Grundimmunität zuzuschreiben.“
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Der Chef des Robert Koch-Instituts, Professor Lothar Wieler, geht jedenfalls von einer Verschärfung der Corona-Lage in Deutschland aus. „Wir können nach wie vor nicht sicher einschätzen, ob Omikron weniger krank macht“, sagte er am Mittwoch vor Journalisten in Berlin. „Aber selbst wenn dies so wäre: Omikron ist extrem ansteckend und kann dem Immunsystem leichter entkommen. Das führt auch bei Genesenen und zweimal Geimpften häufiger zu Infektionen und diese können eben auch weitergegeben werden.“
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