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Kritik von AVNR-Vorstand Thomas Preis
„Neuer Tarifvertrag wird die Personalnot nicht lösen“
Apotheken im Daueralarmzustand
Doch selbst wenn die Betriebe es schafften, die Lohnerhöhungen aus eigener Kraft zu schultern, bleiben für den Vorstandsvorsitzenden des AVNR grundsätzliche Branchenprobleme bestehen: „Der neue Gehaltstarifvertrag wird die Personalnot nicht lösen.“ Der Fachkräftemangel sei in allen anderen Branchen ein eklatantes Problem. „Ich bin davon überzeugt, dass die allermeisten Apotheken ihre Angestellten bisher gut und angemessen bezahlt haben.“ Doch die Gewinnung von Nachwuchs sei eine große, wenn nicht sogar die größte Herausforderung für alle Apotheken in Deutschland. Mit Blick auf die andauernde Corona-Pandemie sieht Preis die Apotheken in einem Daueralarmzustand. Sie hätten bewiesen, dass sie aktiv und mit Erfolg zur Pandemiebewältigung beitragen. „Hier erwarte ich ein klares Signal und Bekenntnis vonseiten der Bundesregierung zu unseren engagierten Mitarbeitern.“ In diesem Zusammenhang hält er Prämienzahlungen des Staates direkt an die Angestellten für denkbar.
Preis sieht bessere Möglichkeiten für die Weiterentwicklung von Gehältern
Beim neuen Gehaltstarifvertrag hätte er es lieber gesehen, wenn prozentuale Aufschläge vereinbart worden wären. Denkbar wären für Thomas Preis auch Einmalzahlungen im Zusammenspiel mit prozentualen Aufschlägen gewesen. Auch tätigkeitsbezogene Tarifgruppen, wie sie bereits in anderen Gesundheitsfachberufen zu finden sind, hält er für eine gute Möglichkeit, Gehälter weiterzuentwickeln: „Hier im Arbeitgeberverband Nordrhein hat sich beispielsweise die eigene Tarifgruppe für Filialleitungen etabliert und bewährt.“ Das Gießkannenprinzip führe seiner Meinung nach dagegen nicht dazu, dass eine leistungsgerechte Bezahlung da ankommt, wo sie wirklich angebracht ist. Im Gegenteil: Eine leistungsgerechte Bezahlung finde bereits heute schon in jedem Betrieb individuell statt und sei unabhängig von Tarifabschlüssen.
Bei der letzten Jahreshauptversammlung des Arbeitgeberverbands TGL Nordrhein im Oktober 2021 waren der Fachkräftemangel und die Angestelltengehälter in den Apotheken ein großes Thema. Die damalige TGL-Vorsitzende Heidrun Hoch äußerte sich dazu folgendermaßen: „Guter Rat ist hier im wahrsten Sinne des Wortes wirklich teuer: Nur wenn dem pharmazeutischen Personal in den öffentlichen Apotheken Gehälter geboten werden, die mit denen anderer Berufe konkurrieren können, wird sich das Nachwuchsproblem lösen lassen.“ Geld sei zwar nicht alles, aber eine wesentliche Grundlage. Wenn junge Menschen sich für einen Beruf entscheiden, schauten sie nicht nur interessengerichtet, sondern sie informierten sich auch über Verdienstmöglichkeiten – erst dann nach den Arbeitsbedingungen.
Als Tarifpartner bei den Verhandlungen mit Adexa sind der TGL seit vielen Jahren die Hände gebunden: Der Fixaufschlag wurde in 17 Jahren nur ein einziges Mal, nämlich 2013, um 25 Cent erhöht, während die Kosten überproportional gestiegen seien. Zulagen für Nachtdienst, Rezeptur und Botendienst hätten die Teuerungsrate nicht kompensieren können. „Vielmehr hat uns der Gesetzgeber mit zusätzlichen Dienstleistungen oder bürokratischen Vorgaben weiter belastet“, so Heidrun Hoch.
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Als einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma stellte die damalige TGL-Vorsitzende einen Basis- oder Sockelbetrag ins Spiel. Dieser könnte da eingesetzt werden, „wo es nötig erscheint“. Dazu zählt sie auch leistungsbezogene Gehaltsanteile und die Implementierung von Fort- und Weiterbildungsmodulen.
Außerdem formulierte Hoch auf der Jahreshauptversammlung im Oktober einen weiteren Denkansatz mit „Außenwirkung“. So gut wie alle Apotheken zahlten inzwischen „über Tarif“, was außerhalb der Branche aber so gut wie keiner wisse. „Hier könnten wir einen positiven Effekt erreichen, wenn wir die tarifliche Tabelle an die tatsächlich gezahlten Löhne schrittweise annähern würden“, schlug Hoch vor. Das ginge jedoch nur, wenn zeitgleich übertarifliche Anteile in gleicher Weise zurückgefahren werden. Von diesem Vorschlag verspricht sich Hoch, dass damit die Schere nach und nach geschlossen werden könnte und nicht weiter auseinandergehe. „Vielleicht wäre es tatsächlich klüger, sich ein wenig ‚ehrlicher‘ zu machen“, gibt sie zu bedenken. Dies habe man ohnehin schon bei den Zulagen für Filialleiterinnen und -leiter ein Stück weit geschafft. „Zumindest haben wir die Erwartung herunterfahren können, dass auf tarifliche Vereinbarungen immer noch ein deutliches Schippchen obendrauf kommen muss!“
6 Kommentare
Weltfremd
von M. M. am 13.01.2022 um 22:09 Uhr
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AW: Weltfremd
von PTA am 15.01.2022 um 19:32 Uhr
Der Typ hat doch... Ich bin stinksauer!
von Michael Reinhold am 13.01.2022 um 13:13 Uhr
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Personalnot
von Sven Köhler am 13.01.2022 um 12:49 Uhr
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.
von Anita Peter am 13.01.2022 um 10:28 Uhr
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Hilfreich ?
von Ulrich Ströh am 13.01.2022 um 8:40 Uhr
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