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Neue S3-Leitlinie
Rückenschmerzen bei Kindern – besser keine Schmerzmittel?
Therapie von Rückenschmerzen bei Kindern
Was also tun, nachdem die Diagnose nicht-spezifischer Rückenschmerz gestellt ist? Ziel einer Behandlung ist laut Leitlinie, dass bei den Kindern und Jugendlichen normale Alltagsaktivitäten, körperliche Aktivität und Sport, die Teilnahme am Schulunterricht und soziale Aktivitäten mit Freunden erhalten oder wiederhergestellt werden. Wesentliche Bestandteile der Therapie sind zunächst die Aufklärung und Beratung der Patienten (unter Einbeziehung der Familie) und die Vermittlung von nicht-medikamentösen Behandlungsmaßnahmen – Arzneimittel zählen damit bei Kindern und Jugendlichen nicht zur ersten Therapiewahl bei Rückenschmerzen.
Physiotherapie und multimodale Schmerztherapie
Die Leitlinienautoren raten vor allem zur aktiven Physiotherapie. Mit deren Unterstützung sollen Kinder und Jugendliche mit nicht-spezifischen Rückenschmerzen zu selbstständigen Übungen, mehr Bewegung und sportlicher Aktivität angeleitet werden, wobei die Physiotherapie regelmäßig durch Physiotherapeuten kontrolliert und angepasst werden solle. Auch die Möglichkeit einer Psychotherapie – genauer: einer kognitiven Verhaltenstherapie – räumt die Leitlinie ein, und zwar vor allem für Kinder mit wiederkehrenden oder chronischen Rückenschmerzen. Diese Kinder und Jugendlichen sollen – ebenso, wenn sie schmerzbezogen stark beeinträchtigt sind – eine „intensivierte interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie“ erhalten.
Keine Empfehlung für Schmerzmittel bei Kindern
Wie sieht es nun mit der Datenlage zu Schmerzmitteln bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen aus – wie NSAR und Opioide? Die Datenlage ist schlecht. Zwar gibt es durchaus Studien, doch betreffen diese bei nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen oder Diclofenac, meist die Schmerzmittelanwendung bei Kindern und Jugendlichen aufgrund einer Grunderkrankung (Arthritis), und sie sind nicht Placebo-kontrolliert. „Zusammenfassend lässt die Datenlage keine evidenzbasierte Empfehlung zur Wirksamkeit oder zu Risiken in der Behandlung mit antientzündlichen Medikamenten bei Kindern und Jugendlichen mit nicht-tumorbedingten chronischen Schmerzen zu“, erklären die Leitlinienautoren. Gleiches gilt für die Anwendung von Paracetamol und Opioiden bei chronischen, nicht-tumorbedingten Schmerzen im Kindes- und Jugendalter: Hier konnten keine Studien gefunden werden, die hinsichtlich der Qualität den Ansprüchen der Leitlinienautoren genügten. Daneben könnten auch sogenannten Ko-Analgetika vielleicht eine Option bei kindlichen Rückenschmerzen sein – wie zum Beispiel Gabapentin oder die Antidepressiva Amitriptylin oder Citalopram. Eine 2019 in „Pain“ veröffentlichte Meta-Analyse lieferte zwar Hinweise, dass Amitriptylin und Gabapentin „geringe Effekte“ zeigten, doch wurde der primäre Endpunkt der Studie (Schmerzreduktion um mindestens 30 Prozent) nicht erreicht. Drei weitere Studien untersuchten die Antidepressiva Amitriptylin oder Citalopram an insgesamt 238 Kindern gegen Placebo. Auch hier konnten die Arzneimittel keine mindestens 30-prozentige Schmerzreduktion erzielen.
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Die Leitlinienautoren fassen zusammen: Für Kinder und Jugendliche existiere „keine gesicherte Evidenz“ für eine medikamentöse Therapie wiederkehrender oder langanhaltender nicht-spezifischer Rückenschmerzen, weder für die Gruppe der nicht-steroidalen antientzündlichen Medikamente, noch für Opioide oder Ko-Analgetika. Und weiter: „Zur Vermeidung möglicher Nebenwirkung oder Komplikationen durch eine medikamentöse Therapie hat die Leitliniengruppe eine Empfehlung gegen eine medikamentöse Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit nicht-spezifischen Rückenschmerzen ausgesprochen.“
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