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Draußen droht die Welt unterzugehen. Ein russischer Diktator verweist auf seine Atomwaffen, die Energiekosten gehen durch die Decke, die Klimakrise läuft aus dem Ruder und eine Virusvariante nach der andern feiert feuchtfröhliche Urständ mit gigantischen Inzidenzen. Und drinnen, in unserer kleinen Apothekerwelt? Da steigert man die Geheimniskrämerei über Dienstleistungen und ihre Honorierung ins Absurde, während sich Douglas und dm schon für Apo-Stores warmlaufen. Der Gesundheitsminister will mit der Kürzung des Apothekenhonorars das Minus der Kassen auffangen und die Pharma-Großhandlungen sehen nur noch einen Ausweg aus dem Kostendruck: schlechtere Konditionen für die Apotheken. Wie lange halten wir das aus?
21. März 2022
Am 15. Dezember 2020, mit dem Inkrafttreten des Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetzes, hat der Gesetzgeber den Startschuss für die honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen gegeben. Rund 15 Monate später weiß die geneigte Apothekerschaft im Lande noch immer nicht, um welche Dienstleistungen es sich handelt und wie es damit weitergeht. Im Hintergrund mag zwar viel gelaufen sein, aber nach außen dringen durfte nichts. Jedwede Diskussionen über die Art der pharmazeutischen Dienstleistungen, über das Was, Wie, Wo und vor allem über das Wie-viel sind sichtlich unerwünscht – solche Diskussionen könnten doch die komplizierten Verhandlungen zwischen dem Deutschen Apothekerverband und dem GKV-Spitzenverband stören. Mittlerweile liegt die Entscheidung über Dienstleistungen und ihr Honorar bei der Schiedsstelle. Rund 150 Millionen Euro jährlich stehen für die fachlich hochqualifizierten Dienste der Apotheken am Patienten zur Verfügung. 150 Millionen Euro jährlich für Leistungen, die vermutlich irgendwo im Bereich von Medikationsmanagement und ähnlich anspruchsvollen Diensten angesiedelt sein dürften, sind nicht übermäßig viel. Und wer weiß, ob sich die Schiedsstelle nicht auch von den jüngst bekannt gewordenen Sparbemühungen des Bundesgesundheitsministers Lauterbach beeindrucken lässt und die 150 Millionen Euro nur mit zitternder Hand freigeben wird. Mein liebes Tagebuch, wie geht’s nun weiter? Auf dem ApothekenRechtTag der Interpharm war zu erfahren, dass die nächste Sitzung der Schiedsstelle Anfang April stattfinden wird. Dr. Elmar Mand, Jurist und Apothekenrechtsexperte, ist Mitglied dieser Schiedsstelle. Er dürfe sich zwar inhaltlich nicht zu dem Verfahren äußern, aber man sei „ganz guter Dinge, dass wir eventuell vor dem Sommer zu einer Lösung kommen“. Eventuell vor dem Sommer – mein liebes Tagebuch, wir können es kaum erwarten, zu erfahren, welche anspruchsvollen Aufgaben die Apotheken dann für kleines Geld zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung für die Versicherten erbringen dürfen. Ebenfalls Mitte des Jahres werden wir dann ja auch wissen, wie viel Honorar uns das Bundesgesundheitsministerium wegnehmen wird, um die Kassen zu sanieren.
16 Apothekerverbände möchten, dass die standeseigene digitale Gesellschaft Gedisa ein Verbändeportal ausbauen und betreiben soll. Dafür müssen die Apothekerverbände in den kommenden drei Jahren vermutlich mehr als 35 Millionen Euro aufbringen. Der 17. Apothekerverband im Lande, der Apothekerverband Westfalen-Lippe, zeigt sich vor diesem Hintergrund skeptisch und hat sich noch nicht durchringen können, dem Aufbau des Verbändeportals zuzustimmen. Es gebe noch Bedenken, heißt es. Andererseits kann sich im westfälisch-lippischen Bezirk etwa die Hälfte der Apothekenleiter durchaus für ein Verbändeportal erwärmen. Allerdings hielten sich nach der letzten Abstimmung in der Mitgliederversammlung des Verbands Zustimmung und Skepsis die Waage, der Verband befindet sich hier in einer Patt-Situation. Mein liebes Tagebuch, was tun? Eigentlich ist Eile geboten, die großen digitalen Plattformen, an denen IT-Häuser, Automaten-Hersteller, Großhandlungen und andere Unternehmen beteiligt sind, basteln bereits fleißig daran, Fakten zu schaffen, ihre Portale auszubauen und zu stärken. Aber klar, diese Portale verfolgen auch ihre eigenen Interessen. Und sie kosten den beigetretenen Apotheken Geld. Die Idee, dass eine standeseigene Digitalgesellschaft eine unabhängige Plattform für die Apothekerschaft aufbaut und betreibt, ist daher nicht die schlechteste. Diese Ansicht vertritt auch Apotheker Dr. Christian Fehske von der Rathaus-Apotheke in Hagen. Im DAZ.online-Interview lässt er uns an seinen Überlegungen dazu teilhaben. Und er gesteht uns, dass er hin und hergerissen ist: Jede Plattform hat ihre Stärken, aber …
3 Kommentare
Kürzung
von Dr. Radman am 27.03.2022 um 11:52 Uhr
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AW: Kürzung
von Gert Müller am 27.03.2022 um 12:17 Uhr
Test
von Ulrich Ströh am 27.03.2022 um 11:05 Uhr
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