Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

27.03.2022, 07:30 Uhr

Liegen die besten Zeiten hinter uns? (Foto: Alex Schelbert)

Liegen die besten Zeiten hinter uns? (Foto: Alex Schelbert)


22. März 2022

Mein liebes Tagebuch, die Zukunft für unsere Vor-Ort-Apotheken wird nicht einfacher. Da lauern bereits die großen EU-Versandhäuser darauf, dass das E-Rezept endlich kommt, und sie hoffen, dass die Kundinnen und Kunden ihre E-Rezepte massenweise an sie übermitteln. Währenddessen versucht unser Bundesgesundheitsminister die gesetzlichen Krankenkassen mithilfe der Vor-Ort-Apotheken zu sanieren, indem er ihnen das Honorar kürzt und die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel senken will. Und als ob das nicht schon genug wäre: Jetzt wittern auch noch Parfümerie- und Drogerieketten Morgenluft: Douglas und dm  glauben, im Arzneimittelgeschäft mitmischen zu können. Die Beautykette Douglas hat mal eben den niederländischen Versender Disapo gekauft, um an die begehrten E-Rezepte zu kommen und in den Rx-Markt einzusteigen. Und nun kündigt auch die Dromarktkette dm an, Gesundheitsdienstleister werden zu wollen. Diese Kette hat bereits im Zuge der Corona-Pandemie Teststationen betrieben und Impfungen in ihren  Räumlichkeiten angeboten. Doch damit alleine gibt sich dm noch nicht zufrieden. Dm-Chef Christoph Werner möchte auch künftig in seinen Märkten Impfungen und verschreibungspflichtige Arzneimittel anbieten, sein Vorbild sind die Drogerieketten in den USA. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung ließ er wissen, dass Impfungen und Rx-Arzneimittel in Drogeriemärkten generell sinnvoll seien wegen Kosteneinsparungen. Das haut er jedenfalls so raus, ohne irgendwelche Belege dafür zu bringen. Mein liebes Tagebuch, vielleicht sollte sich Werner mal eine richtige Apotheke von innen ansehen, vielleicht wird er  dann verstehen, dass Apotheke nicht nur die Abgabe einer Arzneimittelpackung ist, sondern viel viel mehr  dazu gehört, vom Nacht- und Notdienst und der Herstellung von Rezepturen ganz zu schweigen. Mein liebes Tagebuch, klingt immer wahnsinnig populistisch, wenn Drogeriebosse glauben, sie könnten Apotheke und das auch noch billiger. Und ja, es wird natürlich Politiker geben, die solchen Vorschlägen vorschnell auf dem Leim gehen.


Die steigenden Energiekosten drücken auch bei den pharmazeutischen Großhandlungen gewaltig auf die Marge. Die apothekereigene Großhandlung Noweda schreibt jetzt ihre Kunden an und informiert über Kürzungen bei den Konditionen. Es wundert nicht, mein liebes Tagebuch. Das Vergütungsmodell des pharmazeutischen Großhandels wurde ebenso wie das der Apotheken seit dem Jahr 2012 nicht mehr angepasst. Gestiegen sind allerdings die Auflagen zur Arzneimittelsicherheit, zum Fälschungsschutz, zur Versorgung mit temperaturempfindlichen Arzneimitteln, außerdem die Personal- und die Energiekosten. Außerdem steht eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro ab Oktober 2022 vor der Tür. Hinzu kommen Kostenmonster wie die Digitalisierung und der Aufbau von Plattformen. Die Luft wird also auch für den Großhandel extrem dünn. Einen Ausweg sieht die Noweda nun darin, ihre Konditionen zum 1. Juni 2022 anzupassen, sprich ihre Kunden, die Apotheken zu belasten. Will heißen: Es wird weniger Rabatte geben. Und schon meldet sich nach der Noweda die nächste apothekereigene Pharmagroßhandlung zu Wort, die Sanacorp. Auch für die Kunden dieses Großhändlers wird es in der kommenden Zeit aus den oben genannten Gründen ungemütlicher werden. Auch dieses Unternehmen will die Konditionen mit seinen Kunden neu besprechen. Ja, und auch an der Anzahl der Belieferungstouren soll geschraubt werden. Neben einer Kostenbeteiligung soll eine geographisch-wirtschaftlich sinnvolle Tourenoptimierung stehen, heißt es bei der Sanacorp. Vom Großhandelsunternehmen Kehr war zu erfahren, dass bei seinen Kunden eine Extragebühr von zwei Euro je Tour ab dem 1. April dieses Jahres fällig wird. Mein liebes Tagebuch, die Kosten von oben nach unten einfach durchzureichen, kann’s letztlich nicht sein. Da muss Druck auf die Politik entstehen, endlich die Honorare im Apotheken- und Großhandelssektor anzupassen, wenn unser gut funktionierendes Gesundheitssystem erhalten bleiben soll. Mit seinen Sparmaßnahmen bei Apotheken wird der Bundesgesundheitsminister eh nicht weiterkommen: Gebt ihm ein „Sondervermögen Gesundheitswesen“, vielleicht so etwa 50 bis 100 Milliarden Euro wären hier angemessen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

3 Kommentare

Kürzung

von Dr. Radman am 27.03.2022 um 11:52 Uhr

Wenn der Großhändler (Noweda) nicht mehr kostendeckend arbeiten kann, dann muss er auf die Marge drücken. Wir sitzen alle im selben Boot. Ich erwarte aber die Rücknahme der Kürzung sobald sich die Lage im Energiesektor entspannt hat.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Kürzung

von Gert Müller am 27.03.2022 um 12:17 Uhr

Sie erwarten immer sehr viel und wenig tritt ein.

Test

von Ulrich Ströh am 27.03.2022 um 11:05 Uhr

Xxxx

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.