Erreger, Therapie und Impfung

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Affenpocken

Stuttgart - 20.05.2022, 17:50 Uhr

Ratten und Co.: Anders als der Namen vermuten lässt, werden Affenpocken von Nagern auf Menschen übertragen. Der Affe ist ein Fehlwirt (s / Foto: Chanawat/AdobeStock) 

Ratten und Co.: Anders als der Namen vermuten lässt, werden Affenpocken von Nagern auf Menschen übertragen. Der Affe ist ein Fehlwirt (s / Foto: Chanawat/AdobeStock) 


Prognose, Impfung und Meldepflicht

Wie ist die Prognose?

Die Affenpocken verlaufen in der Regel deutlich milder als die Menschenpocken, die seit 1980 als ausgerottet gelten. Die Prognose ist daher günstig, die meisten Menschen erholen sich innerhalb mehrerer Wochen. Im Einzelfall kann es aber auch schwere Verläufe geben. Die Letalität bei Kindern unter 16 Jahren, die mit der zentralafrikanischen Virusvariante infiziert sind, wird mit 11 Prozent beziffert. 

Gibt es eine Impfung?

Weil die humanpathogenen Pockenviren sehr ähnlich sind, schützen die Impfstoffe, die gegen echte Pocken (Variola) entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. In der EU gibt es seit 2013 einen zugelassenen Pockenimpfstoff (Imvanex), der modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) enthält. In den USA und Kanada ist dieser sogar zur Prävention der Affenpocken zugelassen. In den USA gibt es zwei zugelassene Pockenimpfstoffe,

Bei Menschen, die in ihrer Kindheit noch gegen Pocken geimpft wurden, könnte die Impfung zu milderen Verläufen führen.

Die Bundesregierung hat ca. 100 Mio. Dosen Pockenimpfstoff eingelagert, wovon 2 Mio. Dosen an die WHO gespendet worden sind und für diese eingelagert werden. Inwieweit eine Pockenimpfung für Kontaktpersonen und Risikogruppen empfohlen wird, ist noch Gegenstand der fachlichen Abklärung.

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr in Deutschland?

Mittlerweile wurde auch in Deutschland der erste Fall nachgewiesen. Wie der Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft Norbert Brockmeyer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt, sind seiner Ansicht nach Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben, am stärksten gefährdet. Weil das Virus aber grundsätzlich auch bereits bei engem Körperkontakt übertragen werden kann, kann auch in der Allgemeinbevölkerung Vorsicht ratsam sein. Daher sollten nicht nur  Zentren, die auf sexuell übertragbare Krankheiten spezialisiert sind, der Öffentliche Gesundheitsdienst und Allgemeinmediziner über die Affenpocken Bescheid wissen, auch in Apotheken und der breiten Bevölkerung sollte man bei ungewöhnlichen Hautveränderungen an Affenpocken denken.

Von wissenschaftlicher Seite gelte es zu prüfen, wie ansteckend das Virus sei und ob es sich um eine mutierte, ansteckendere Variante handle, so der Mediziner. Er verweist darauf, dass es in Deutschland eine Riesenpopulation gebe, die nicht gegen Pocken geimpft worden ist, insbesondere im sexuell aktiven Alter. Das Potenzial an Infektionen durch den Erreger sei damit deutlich größer als etwa noch vor 20 Jahren. Je nach weiterer Entwicklung müsse man Pockenimpfungen in Erwägung ziehen.

Unabhängig vom aktuellen Ausbruch könne das Virus aus West- und Zentralafrika mitgebracht werden.

Sind Affenpocken meldepflichtig?

Das RKI weist auf die Arzt-Meldepflicht gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 IfSG und die Labor-Meldepflicht gemäß § 7.2 IfSG hin.

Dieser Text wurde am Montag, den 23.Mai aktualisiert. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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