Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

12.06.2022, 08:00 Uhr

Sie sind da: Die Big Five unserer pharmazeutischen Dienstleistungen. Und wann geht's los? (Foto: Alex Schelbert)

Sie sind da: Die Big Five unserer pharmazeutischen Dienstleistungen. Und wann geht's los? (Foto: Alex Schelbert)


"Historisch" nennt man solche Wochen wie diese! Der Startschuss für zwei Neuerungen, die in Zukunft unseren Apothekenalltag begleiten, ist gefallen, zumindest für all die Apotheken, die diese Neuerungen mitmachen wollen: Die pharmazeutischen Dienstleistungen, die wir eigenständig unseren Patientinnen und Patienten anbieten können und die von den Kassen honoriert werden, liegen auf dem Tisch. Ein paar Petitessen fehlen zwar noch (wie werden sie eigentlich abgerechnet?), aber jetzt heißt’s: Macht was draus! Und das zweite Novum: Die Grippeschutzimpfung in Apotheken als Regelversorgung ist auf den Weg gebracht. Ab Herbst sind alle Apotheken, die wollen, mit im Boot. Was für eine Woche! 

7. Juni 2020

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) ist überzeugt, dass die Apotheken bereits E-Rezept-ready sind. Will heißen, sie sind an die Telematik-Infrastruktur (TI) angebunden. Aber können die allermeisten Apotheken dann auch E-Rezepte einlösen und abrechnen? Hatten die meisten Apotheken schon mal ein E-Rezept in Händen und haben den Einlöse- und Abrechnungsprozess durchgespielt? Sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „ready“ im Umgang mit E-Rezepten? Oder nur fix und fertig, wenn sie dieses Thema hören? Wie sieht da die Realität aus? DAZ.online hat bei den Leserinnen und Lesern nachgefragt, ob sie bereit fürs E-Rezept sind. Das Ergebnis: Die Mehrheit gibt an, tatsächlich mit dem E-Rezept loslegen zu können. So gut wie alle Apotheken verfügen über die Institutionenkarten, die Heilberufsausweise, die E-Health-Konnektoren und sind an die TI angebunden. Mein liebes Tagebuch, klingt gut, da sollte eigentlich im September, wenn’s ernst wird, technisch wenig schiefgehen. Der Knackpunkt ist jedoch: Viele Apotheken hatte noch nie ein E-Rezept in Händen. Und bei mehr als einem Viertel der Apotheken geht laut eigener Aussage noch nichts. Ups, mein liebes Tagebuch, da klaffen der DAV-Anspruch und Wirklichkeit noch ein bisschen auseinander. Wir haben zwar noch ein knappes Vierteljahr bis September – da können noch ein paar Hausaufgaben und Schulungen erledigt werden. Aber dann sollte alles stehen. Und schon jetzt hört man aus bestimmten Kreisen, dass der 1. September wohl nur ein Startschuss auf dem Papier ist und nicht in der Praxis – ob es nämlich die Ärzteschaft schafft, zumindest in den Startregionen Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein, bis September überwiegend E-Rezepte auszustellen – da sehen wir noch Fragezeichen.

 

Apropos Fragezeichen: Damit zur E-Rezept-Einführung so wenige Fragen wie möglich unbeantwortet bleiben, hat die Gematik einen Fragen-und-Antworten-Katalog (FAQ) zusammengestellt, der für mehr Klarheit sorgen soll. Da stehen z. B. Antworten drin auf die Frage, nach welchen Kriterien die Reihenfolge und Anzahl der startenden Länder/Regionen bestimmt wurde, wann genau die Einführung des E-Rezepts in den medizinischen Einrichtungen der ersten KV-Regionen beginnt, und auch was passiert, wenn Probleme in den beiden Ländern auftreten, die die Vorhut bilden. Mein liebes Tagebuch, lesenswert, man sollte da ruhig mal reinschauen, was die Gematik da an schönen Antworten auf viele Fragen zusammengetragen hat. Der Katalog soll übrigens weiter ergänzt werden. Für viele dürfte wohl diese Frage und Antwort ein wenig Beruhigung schaffen: Frage:„Gilt der rosa Zettel (Muster 16) weiter?“ Antwort: „Als Ersatzverfahren für apothekenpflichtige Arzneimittel und für sonstige Verordnungszwecke wird das Muster 16 weiterhin verwendet.“ Na denn.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Strukturelle Widersprüche.

von Reinhard Rodiger am 12.06.2022 um 12:56 Uhr

Ich gehe davon aus, dass bezahlte Dienstleistungen PDL sinnvoll sein können.Das ist nicht der Fall, wenn das System so aufgebaut wird, dass es sich selbst limitiert.Es wird nicht ermittelt, wieviel PDL zielführend sind und welche Folgen ein zu geringes oder zu konzentriertes Angebot hat.Es gibt keine Zielsetzung ausser der, dass Dienstleistungen der Apotheken auch bezahlt werden.Bis zu einer Grenze, also letztlich nicht planbar.Es bleibt offen, wieviel Arbeit umsonst war.
Es wird darauf spekuliert, dass der Deckel dafür sorgt, dass nicht Zuviel gemacht wird.Modell abwärts gleitende Preise.Bei Ärzten führt dies zu Praxisurlaub oder unbezahlte Arbeit.

Also: Aktivität führt zu Bestrafung.Dazu wird man quasi getrieben. Es ist schon eine Zeitenwende, durch Senkung der Basisfinanzierung quasi Zwang zu Tätigkeiten zu erzeugen, die sich selbst limitieren.Über diese Dynamik wird gar nicht gesprochen.

Wo sind die Szenarien, die erlauben, einzuschätzen, nach welchen Determinanten dies laufen soll? Der Grundsatzcharakter ist wichtig und komplex genug, nicht einfach trial and error spielen zu müssen.

Es darf also ein nicht zu Ende gedachter Versuch nicht mit Abschmelzen der Basishonorierung erkauft werden.Im Gegenteil, PDL müssen nicht nur an wenigen Stellen zur Verfügung stehen können.Sonst sind PDL nur ein Instrument zur breiteren Elimination der Marktteilnehmer, die eigentlich für die breite Verteilung sorgen sollten.Aber zusätzlich stärker strukturell unterfinanziert werden.

Wenn also PDL breite gesellschaftliche Bedeutung haben, dann muss die strukturelle Unterfinanzierung durch Honorarerhöhung vorher beendet werden.Erst dann ist der nötige Freiraum gegeben.Dieser sollte durch Zielsetzung ergänzt werden, um voraussichtliche Engpässe rechtzeitig aufscheinen zu lassen.

Es geht um die Aufhebung des strukturellen Widerspruchs, Verbesserungen in der Breite durch Kostensenkung an der falschen Stelle zu erreichen.Hierzu fehlt alles.

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Widersprüchlich

von Karl Friedrich Müller am 12.06.2022 um 11:08 Uhr

Seit 18 Jahren ist das Packungshonorar nicht erhöht worden, geändert hat sich immer mal der abzuführende Kassenrabatt, bei dem wider eine Erhöhung droht.
Unter Schmidt wurde unter anderem argumentiert, man wolle die Erhöhnung nicht, weil der Versand profitieren könne und eben, weil man die PDL wolle. Beides ginge nicht. Das Argument, dass nur eine ausreichend bezahlte Apotheke auch PDL anbieten könne, wurde ignoriert. Die PDL stellten ja das Einkommen und die Existenz (um nichts weniger geht es!) weiter sicher.

So, nun ist das eRezept eingeführt, ABDA und DAV applaudieren begeistert, vergessen (?) dabei, dass der Nutznießer die Versender sein werden, hat doch Spahn noch extra durchgedrückt, dass diese auch die notwenigen Karten, sprich Zugangsberechtigung bekommen. Es wäre ein eLichtes gewesen, den Versand auszusperren.
die PDL sind erst mal positiv zu sehen, weil diese den Berufsstand im Sinne der Patientensicherheit weiterbringen. Das ist gut! Uns hier erzählen zu wollen, dass damit der Betrieb gesichert sei, ist eher Folklore. Das geht dann schon eher Richtung ausmerzen der "Buden", die leider als unwichtig oder überflüssige Konkurrenz wahrgenomen werden.
PDL für alle? und nun doch mit extra FoBi? Wollte man nicht klein einsteigen?
Wieviele Apotheken braucht es denn? Pro Region, pro Stadt? Da sei doch die Frage erlaubt, warum werden Apotheken nicht staatlich. Häuser (!),in denen die ganze Palette der PDL und AM Veresorgung angeboten wird, mit spezialisierten Mitarbeitern (innen).
Ich fürchte nur, dass diese Apothekenzentren dann den gleichen Weg die die Krankenhäuser gehen. Zu wenig Mitarbeiter,, zu wenig Geld, zu viel Arbeit. Prinzipiell böten diese Zentren auch die Möglichkeit für normale Arbeitszeiten.
Daher muss sich der Staat grundsätzich an eine Reform machen. Das Gesundheitswesen nicht als Sparschwein für Anleger, sondern als elementare Versorungseinheit! Krankenkassen, besondders die Vielzahl werden überflüssig.
Jedenfalls kann ich die ganze Argumente und Sichtweisen unserer sogenannten Standesvertretung nicht nachvollziehen und frage mich, was wirklich hinter allem steckt.
Und nein: Ich habe nichts gegen den Fortschritt. Die Dinge ändern sich, müssen sich ändern. Aber doch bitte zum Besseren.
Die Digitalisierung bedeutet für uns immer nur noch mehr Einschränkung, Bürokratie, Überwachung, Schikanen, Kosten. Vor jedes Wort gehört noch: überflüssig.

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Strukturanalyse

von Dr.Diefenbach am 12.06.2022 um 9:18 Uhr

GUTEN Morgen,es ist doch klar, dass nach einer solchen Strukturanalyse, die MEHR als überflüssig war UND ist, der Kommentar kommen würde,SO letztendlich nicht.Wenn ich das richtig verstehe, dann müssen nämlich Erbhöfe verschwinden.Und wenn einige der GF in nächster Zeit ausscheiden,dies aus Altersgründen, dann stellt sich erst recht die
Frage, warum dieses System nicht umgebaut wird.Es gibt kaum eine Organisation, die nicht aus Gründen der Erfordernis neue Wege geht,NUR bei Apothekers:DA soll Alles bleiben?Wir sagten oft genug, dass die Pharmazie zweiter Sieger war.
Und wir sehen Jahr für Jahr:MEHR Beiträge,es wurde-ich erinnere daran-auch in 2021 wieder kommuniziert, dass jedes Jahr mehr Geld vonnöten sei.Ich frage mich ,ob dann fast alle Unternehmen, die rationalisieren,die Dinge falsch machen und nur die ABDA richtig liegt??
Noch ein Wort zur HONORIERUNG der pharmazeutischen Dienstleistungen.Es ist lobenswert, dass auch durch Frau Overwiening endlich !! mal Fakten platziert wurden.NUR:Wieviel Aufwand über Jahre, diese geheimnisvollen Aktionen,die da betrieben wurden, wodurch lässt sich das begründen?Es ist einsehbar, hier Rahmenbedingungen schaffen zu müssen, allerdings zeigt es doch die Schwerfälligkeit der Organisation, dass man zu DIESEM Ergebnis unendliche Monate.... benötigte.Es ist aber GUT,wenn die Sache dann auch von allen Beteiligten(GKV....)akzeptiert wird.

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