Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

12.06.2022, 08:00 Uhr

Sie sind da: Die Big Five unserer pharmazeutischen Dienstleistungen. Und wann geht's los? (Foto: Alex Schelbert)

Sie sind da: Die Big Five unserer pharmazeutischen Dienstleistungen. Und wann geht's los? (Foto: Alex Schelbert)


9. Juni 2020

Die ABDA hatte sich noch unter ABDA-Präsident Friedemann Schmidt eine Strukturanalyse verordnet, durchgeführt von einer Unternehmensberatung. Ergebnisse liegen nun weitgehend auf dem Tisch, aber geredet wird darüber, wie’s bei der ABDA eben so üblich ist, nicht offiziell. Und dennoch, es dringen immer mehr Details und Infos dazu nach außen. Und interessant ist es schon, was so eine Unternehmensberatung an einem Verband wie es die ABDA ist, verbessern würde. So soll beispielsweise der ABDA-Gesamtvorstand entfallen und der geschäftsführende Vorstand zu einem schlanken „ABDA-Vorstand“ von bisher 13 auf sechs oder sieben ehren- und hauptamtlichen Mitgliedern reduziert werden. Die Mitgliederversammlung würde aber bestehen bleiben. Ziel sollte es sein, die ABDA mit einer schlankeren Struktur mit weniger Entscheidungsebenen und einem kleineren Vorstand schneller zu machen. Auf der Delegiertenversammlung der Apothekerkammer des Saarlands wurden noch weitere Vorschläge aus der Strukturanalyse vorgestellt. Ein kleiner Aufreger für alt-eingesessene ABDAianer dürfte wohl der Vorschlag sein, gleich zwei hauptamtliche  Geschäftsführer einzuführen, es sollte quasi eine gleichberechtigte Doppelspitze mit interner und externer Ausrichtung geben – neben einer Generalsekretärin oder einem Generalsekretär würde somit das Amt einer „Außenministerin“ oder eines „Außenministers“ entstehen. Die Unternehmensberater sehen darin eine Art Professionalisierung. Und ein kleines Bömbchen konnte der Vorschlag der Unternehmensberatung sein, dass zukünftig eine ABDA-Präsidentin oder ein ABDA-Präsident nicht mehr gleichzeitig einer Landesapothekerkammer oder einem Landesapothekerverband vorstehen dürfen. Au weia, mein liebes Tagebuch, dabei war doch gerade die Ämterhäufung so was ganz Feines. Aber die Unternehmensberater sehen genau darin potenzielle Interessenskonflikte, die so vermieden werden könnten. Wie man dann allerdings eine Person findet, die auf dem Stuhl des ABDA-Präsidenten Platz nehmen darf – darüber schweigen sich auch die Berater aus. Klar, gegen solche Vorschläge der Unternehmensberatung regt sich schon jetzt deutlicher Widerstand. So ist sich Saarlands Apothekerkammerpräsident Manfred Saar im Klaren darüber: „Das wird so auch nur ansatzweise nicht kommen!“. Mein liebes Tagebuch, ehrlich gesagt, davon sind wir auch überzeugt, dass sich die ABDAianer mit solchen Umstrukturierungen kaum so recht anfreunden können. Wo kämen wir da auch hin, wenn man als Landesfürst nicht mehr Bundesfürst werden könnte. Nein, im Ernst man sollte auf alle Fälle mal über den einen oder anderen Vorschlag nachdenken dürfen. Alles, was die ABDA schlanker, beweglicher und agiler machen könnten, sollte so verkehrt nicht sein. Was aber Kammerpräsident Saar z. B. für viel wichtiger hält: Die ABDA sollte sich mit ihren Mitgliedsorganisationen aktiv gegen die Bürokratisierung innerhalb der eigenen Struktur stemmen. Hierzu könnte ein gemeinsames EDV-System eingeführt werden. Mein liebes Tagebuch, das kann man nur unterschreiben. Und jetzt sind wir gespannt, welche weiteren Ergebnisse aus der ABDA-Strukturanalyse in den kommenden Tagen und Wochen noch das Licht der Öffentlichkeit erblicken.

 

Was macht eigentlich die standeseigene Digitalgesellschaft Gedisa? Wir erinnern uns: Gedisa wurde von allen Apothekerverbänden außer einem (Apothekerverband Westfalen-Lippe) gegründet, um ein Plattform-Projekt, ein Apothekerportal der deutschen Apothekerinnen und Apotheker auf die Beine zu stellen, über das in Zukunft Kundinnen und Kunden mit ihren Apotheken digital interagieren und Bestellungen auslösen können. Klingt gut und ist sicher sinnvoll, angesichts so mancher Mitbewerber. Aber so ein schickes Portal gibt’s natürlich nicht umsonst – das kost’ was. Im Raum stand mal eine Sonderumlage in Höhe von 50 Euro pro Monat je Apotheke. Ob das reicht? Der Hessische Apothekerverband geht da schon mal auf Nummer sicher und hat einen Nachtragshaushalt in Höhe von 300.000 Euro für Gedisa beschlossen: Und er will damit zeigen, dass er geschlossen hinter dem Gedisa-Projekt steht. Und sollten die 50 Euro pro Monat pro Apotheke nicht gehalten werden können, müssten die Verbände die Mehrkosten für Gedisa von ihren Mitgliedern einstreichen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Strukturelle Widersprüche.

von Reinhard Rodiger am 12.06.2022 um 12:56 Uhr

Ich gehe davon aus, dass bezahlte Dienstleistungen PDL sinnvoll sein können.Das ist nicht der Fall, wenn das System so aufgebaut wird, dass es sich selbst limitiert.Es wird nicht ermittelt, wieviel PDL zielführend sind und welche Folgen ein zu geringes oder zu konzentriertes Angebot hat.Es gibt keine Zielsetzung ausser der, dass Dienstleistungen der Apotheken auch bezahlt werden.Bis zu einer Grenze, also letztlich nicht planbar.Es bleibt offen, wieviel Arbeit umsonst war.
Es wird darauf spekuliert, dass der Deckel dafür sorgt, dass nicht Zuviel gemacht wird.Modell abwärts gleitende Preise.Bei Ärzten führt dies zu Praxisurlaub oder unbezahlte Arbeit.

Also: Aktivität führt zu Bestrafung.Dazu wird man quasi getrieben. Es ist schon eine Zeitenwende, durch Senkung der Basisfinanzierung quasi Zwang zu Tätigkeiten zu erzeugen, die sich selbst limitieren.Über diese Dynamik wird gar nicht gesprochen.

Wo sind die Szenarien, die erlauben, einzuschätzen, nach welchen Determinanten dies laufen soll? Der Grundsatzcharakter ist wichtig und komplex genug, nicht einfach trial and error spielen zu müssen.

Es darf also ein nicht zu Ende gedachter Versuch nicht mit Abschmelzen der Basishonorierung erkauft werden.Im Gegenteil, PDL müssen nicht nur an wenigen Stellen zur Verfügung stehen können.Sonst sind PDL nur ein Instrument zur breiteren Elimination der Marktteilnehmer, die eigentlich für die breite Verteilung sorgen sollten.Aber zusätzlich stärker strukturell unterfinanziert werden.

Wenn also PDL breite gesellschaftliche Bedeutung haben, dann muss die strukturelle Unterfinanzierung durch Honorarerhöhung vorher beendet werden.Erst dann ist der nötige Freiraum gegeben.Dieser sollte durch Zielsetzung ergänzt werden, um voraussichtliche Engpässe rechtzeitig aufscheinen zu lassen.

Es geht um die Aufhebung des strukturellen Widerspruchs, Verbesserungen in der Breite durch Kostensenkung an der falschen Stelle zu erreichen.Hierzu fehlt alles.

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Widersprüchlich

von Karl Friedrich Müller am 12.06.2022 um 11:08 Uhr

Seit 18 Jahren ist das Packungshonorar nicht erhöht worden, geändert hat sich immer mal der abzuführende Kassenrabatt, bei dem wider eine Erhöhung droht.
Unter Schmidt wurde unter anderem argumentiert, man wolle die Erhöhnung nicht, weil der Versand profitieren könne und eben, weil man die PDL wolle. Beides ginge nicht. Das Argument, dass nur eine ausreichend bezahlte Apotheke auch PDL anbieten könne, wurde ignoriert. Die PDL stellten ja das Einkommen und die Existenz (um nichts weniger geht es!) weiter sicher.

So, nun ist das eRezept eingeführt, ABDA und DAV applaudieren begeistert, vergessen (?) dabei, dass der Nutznießer die Versender sein werden, hat doch Spahn noch extra durchgedrückt, dass diese auch die notwenigen Karten, sprich Zugangsberechtigung bekommen. Es wäre ein eLichtes gewesen, den Versand auszusperren.
die PDL sind erst mal positiv zu sehen, weil diese den Berufsstand im Sinne der Patientensicherheit weiterbringen. Das ist gut! Uns hier erzählen zu wollen, dass damit der Betrieb gesichert sei, ist eher Folklore. Das geht dann schon eher Richtung ausmerzen der "Buden", die leider als unwichtig oder überflüssige Konkurrenz wahrgenomen werden.
PDL für alle? und nun doch mit extra FoBi? Wollte man nicht klein einsteigen?
Wieviele Apotheken braucht es denn? Pro Region, pro Stadt? Da sei doch die Frage erlaubt, warum werden Apotheken nicht staatlich. Häuser (!),in denen die ganze Palette der PDL und AM Veresorgung angeboten wird, mit spezialisierten Mitarbeitern (innen).
Ich fürchte nur, dass diese Apothekenzentren dann den gleichen Weg die die Krankenhäuser gehen. Zu wenig Mitarbeiter,, zu wenig Geld, zu viel Arbeit. Prinzipiell böten diese Zentren auch die Möglichkeit für normale Arbeitszeiten.
Daher muss sich der Staat grundsätzich an eine Reform machen. Das Gesundheitswesen nicht als Sparschwein für Anleger, sondern als elementare Versorungseinheit! Krankenkassen, besondders die Vielzahl werden überflüssig.
Jedenfalls kann ich die ganze Argumente und Sichtweisen unserer sogenannten Standesvertretung nicht nachvollziehen und frage mich, was wirklich hinter allem steckt.
Und nein: Ich habe nichts gegen den Fortschritt. Die Dinge ändern sich, müssen sich ändern. Aber doch bitte zum Besseren.
Die Digitalisierung bedeutet für uns immer nur noch mehr Einschränkung, Bürokratie, Überwachung, Schikanen, Kosten. Vor jedes Wort gehört noch: überflüssig.

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Strukturanalyse

von Dr.Diefenbach am 12.06.2022 um 9:18 Uhr

GUTEN Morgen,es ist doch klar, dass nach einer solchen Strukturanalyse, die MEHR als überflüssig war UND ist, der Kommentar kommen würde,SO letztendlich nicht.Wenn ich das richtig verstehe, dann müssen nämlich Erbhöfe verschwinden.Und wenn einige der GF in nächster Zeit ausscheiden,dies aus Altersgründen, dann stellt sich erst recht die
Frage, warum dieses System nicht umgebaut wird.Es gibt kaum eine Organisation, die nicht aus Gründen der Erfordernis neue Wege geht,NUR bei Apothekers:DA soll Alles bleiben?Wir sagten oft genug, dass die Pharmazie zweiter Sieger war.
Und wir sehen Jahr für Jahr:MEHR Beiträge,es wurde-ich erinnere daran-auch in 2021 wieder kommuniziert, dass jedes Jahr mehr Geld vonnöten sei.Ich frage mich ,ob dann fast alle Unternehmen, die rationalisieren,die Dinge falsch machen und nur die ABDA richtig liegt??
Noch ein Wort zur HONORIERUNG der pharmazeutischen Dienstleistungen.Es ist lobenswert, dass auch durch Frau Overwiening endlich !! mal Fakten platziert wurden.NUR:Wieviel Aufwand über Jahre, diese geheimnisvollen Aktionen,die da betrieben wurden, wodurch lässt sich das begründen?Es ist einsehbar, hier Rahmenbedingungen schaffen zu müssen, allerdings zeigt es doch die Schwerfälligkeit der Organisation, dass man zu DIESEM Ergebnis unendliche Monate.... benötigte.Es ist aber GUT,wenn die Sache dann auch von allen Beteiligten(GKV....)akzeptiert wird.

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