Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

12.06.2022, 08:00 Uhr

Sie sind da: Die Big Five unserer pharmazeutischen Dienstleistungen. Und wann geht's los? (Foto: Alex Schelbert)

Sie sind da: Die Big Five unserer pharmazeutischen Dienstleistungen. Und wann geht's los? (Foto: Alex Schelbert)


8. Juni 2020

Auf ihrer Kammerversammlung konnte und durfte Gabriele Regina Overwiening, ABDA-Präsidentin und Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, noch nichts rauslassen zum Thema der pharmazeutischen Dienstleistungen – der Schiedsspruch war noch nicht „verschriftlicht“. Was aus Sicht der Präsidentin aber feststeht: Die pharmazeutischen Dienstleistungen werden einen Paradigmenwechsel in den Apotheken einläuten. Denn die Apothekenbetriebe werden erstmals selbst entscheiden, wann eine Vergütung fällig wird: „Sie lösen Ihre eigene Honorierung aus“, so Overwiening., „das ist ein Quantensprung.“ Schön, mein liebes Tagebuch, fragt sich dann nur noch, wie viele Apotheken dann auch personell und fachlich dazu in der Lage sein werden. Und wie viele Apotheken die ausgehandelten Honorare akzeptieren werden. Weiteres Thema auf der Kammerversammlung: das E-Rezept. Für Overwiening ist es nachvollziehbar, dass einige Kolleginnen und Kollegen Bedenken zur bevorstehenden verpflichtenden Einführung des E-Rezepts haben. Solche Bedenken sollten ihrer Meinung nach aber nur intern kommuniziert werden. Der Bevölkerung sollte nämlich das Bild vermittelt werden, dass die Präsenzapotheken bereit seien für das E-Rezept und dieses „genau dorthin gehört“. Mein liebes Tagebuch, da ist was dran. Was nützt es, wenn Vor-Ort-Apotheken den Patientinnen und Patienten mit auf den Weg geben, wir können kein E-Rezept. Das treibt unsere Kundschaft zu den EU-Versendern, die mit großem Werbeaufwand posaunen werden, dass E-Rezepte bei ihnen an der richtigen Adresse sind. Soweit darf es nicht kommen. Ein weiteres heißes Thema in der Kammerversammlung: das geplante Spargesetz von Lauterbach, auf das die Kassen bereits heftig drängen. Den ersten Aufschlag dieses Gesetzes nannte Overwiening einen „Schlag ins Gesicht“ für den Berufsstand. In der Tat, mein liebes Tagebuch, die Apotheken wären gleich zweifach belastet worden, es wäre einer deutlichen Honorarkürzung gleichgekommen. Overwiening: „Bei uns ist nichts zu holen“. Recht hat sie. Die Apotheken benötigen mehr, damit sie ihre Aufgaben erledigen können. Schon seit langem zeigen sich Defizite bundesweit bei Honorar und Personal und das hat Konsequenzen: Die Apothekenzahlen sind weiter im Sinkflug. In Westfalen-Lippe beispielsweise gibt es nur noch 1781 Betriebsstätten, der niedrigste Wert sei 1977, wie Overwiening sagte. Sie forderte daher dringend Unterstützung von der Politik. Mein liebes Tagebuch, diese Forderungen gehören  mit Nachdruck an die Politik herangetragen. Und was Overwiening auch sagte: „Wir sind nicht einfach da, wir müssen in den Fokus, damit wir bleiben.“ Auch richtig, nur welche Lösungen hat die ABDA dafür parat?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

3 Kommentare

Strukturelle Widersprüche.

von Reinhard Rodiger am 12.06.2022 um 12:56 Uhr

Ich gehe davon aus, dass bezahlte Dienstleistungen PDL sinnvoll sein können.Das ist nicht der Fall, wenn das System so aufgebaut wird, dass es sich selbst limitiert.Es wird nicht ermittelt, wieviel PDL zielführend sind und welche Folgen ein zu geringes oder zu konzentriertes Angebot hat.Es gibt keine Zielsetzung ausser der, dass Dienstleistungen der Apotheken auch bezahlt werden.Bis zu einer Grenze, also letztlich nicht planbar.Es bleibt offen, wieviel Arbeit umsonst war.
Es wird darauf spekuliert, dass der Deckel dafür sorgt, dass nicht Zuviel gemacht wird.Modell abwärts gleitende Preise.Bei Ärzten führt dies zu Praxisurlaub oder unbezahlte Arbeit.

Also: Aktivität führt zu Bestrafung.Dazu wird man quasi getrieben. Es ist schon eine Zeitenwende, durch Senkung der Basisfinanzierung quasi Zwang zu Tätigkeiten zu erzeugen, die sich selbst limitieren.Über diese Dynamik wird gar nicht gesprochen.

Wo sind die Szenarien, die erlauben, einzuschätzen, nach welchen Determinanten dies laufen soll? Der Grundsatzcharakter ist wichtig und komplex genug, nicht einfach trial and error spielen zu müssen.

Es darf also ein nicht zu Ende gedachter Versuch nicht mit Abschmelzen der Basishonorierung erkauft werden.Im Gegenteil, PDL müssen nicht nur an wenigen Stellen zur Verfügung stehen können.Sonst sind PDL nur ein Instrument zur breiteren Elimination der Marktteilnehmer, die eigentlich für die breite Verteilung sorgen sollten.Aber zusätzlich stärker strukturell unterfinanziert werden.

Wenn also PDL breite gesellschaftliche Bedeutung haben, dann muss die strukturelle Unterfinanzierung durch Honorarerhöhung vorher beendet werden.Erst dann ist der nötige Freiraum gegeben.Dieser sollte durch Zielsetzung ergänzt werden, um voraussichtliche Engpässe rechtzeitig aufscheinen zu lassen.

Es geht um die Aufhebung des strukturellen Widerspruchs, Verbesserungen in der Breite durch Kostensenkung an der falschen Stelle zu erreichen.Hierzu fehlt alles.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Widersprüchlich

von Karl Friedrich Müller am 12.06.2022 um 11:08 Uhr

Seit 18 Jahren ist das Packungshonorar nicht erhöht worden, geändert hat sich immer mal der abzuführende Kassenrabatt, bei dem wider eine Erhöhung droht.
Unter Schmidt wurde unter anderem argumentiert, man wolle die Erhöhnung nicht, weil der Versand profitieren könne und eben, weil man die PDL wolle. Beides ginge nicht. Das Argument, dass nur eine ausreichend bezahlte Apotheke auch PDL anbieten könne, wurde ignoriert. Die PDL stellten ja das Einkommen und die Existenz (um nichts weniger geht es!) weiter sicher.

So, nun ist das eRezept eingeführt, ABDA und DAV applaudieren begeistert, vergessen (?) dabei, dass der Nutznießer die Versender sein werden, hat doch Spahn noch extra durchgedrückt, dass diese auch die notwenigen Karten, sprich Zugangsberechtigung bekommen. Es wäre ein eLichtes gewesen, den Versand auszusperren.
die PDL sind erst mal positiv zu sehen, weil diese den Berufsstand im Sinne der Patientensicherheit weiterbringen. Das ist gut! Uns hier erzählen zu wollen, dass damit der Betrieb gesichert sei, ist eher Folklore. Das geht dann schon eher Richtung ausmerzen der "Buden", die leider als unwichtig oder überflüssige Konkurrenz wahrgenomen werden.
PDL für alle? und nun doch mit extra FoBi? Wollte man nicht klein einsteigen?
Wieviele Apotheken braucht es denn? Pro Region, pro Stadt? Da sei doch die Frage erlaubt, warum werden Apotheken nicht staatlich. Häuser (!),in denen die ganze Palette der PDL und AM Veresorgung angeboten wird, mit spezialisierten Mitarbeitern (innen).
Ich fürchte nur, dass diese Apothekenzentren dann den gleichen Weg die die Krankenhäuser gehen. Zu wenig Mitarbeiter,, zu wenig Geld, zu viel Arbeit. Prinzipiell böten diese Zentren auch die Möglichkeit für normale Arbeitszeiten.
Daher muss sich der Staat grundsätzich an eine Reform machen. Das Gesundheitswesen nicht als Sparschwein für Anleger, sondern als elementare Versorungseinheit! Krankenkassen, besondders die Vielzahl werden überflüssig.
Jedenfalls kann ich die ganze Argumente und Sichtweisen unserer sogenannten Standesvertretung nicht nachvollziehen und frage mich, was wirklich hinter allem steckt.
Und nein: Ich habe nichts gegen den Fortschritt. Die Dinge ändern sich, müssen sich ändern. Aber doch bitte zum Besseren.
Die Digitalisierung bedeutet für uns immer nur noch mehr Einschränkung, Bürokratie, Überwachung, Schikanen, Kosten. Vor jedes Wort gehört noch: überflüssig.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Strukturanalyse

von Dr.Diefenbach am 12.06.2022 um 9:18 Uhr

GUTEN Morgen,es ist doch klar, dass nach einer solchen Strukturanalyse, die MEHR als überflüssig war UND ist, der Kommentar kommen würde,SO letztendlich nicht.Wenn ich das richtig verstehe, dann müssen nämlich Erbhöfe verschwinden.Und wenn einige der GF in nächster Zeit ausscheiden,dies aus Altersgründen, dann stellt sich erst recht die
Frage, warum dieses System nicht umgebaut wird.Es gibt kaum eine Organisation, die nicht aus Gründen der Erfordernis neue Wege geht,NUR bei Apothekers:DA soll Alles bleiben?Wir sagten oft genug, dass die Pharmazie zweiter Sieger war.
Und wir sehen Jahr für Jahr:MEHR Beiträge,es wurde-ich erinnere daran-auch in 2021 wieder kommuniziert, dass jedes Jahr mehr Geld vonnöten sei.Ich frage mich ,ob dann fast alle Unternehmen, die rationalisieren,die Dinge falsch machen und nur die ABDA richtig liegt??
Noch ein Wort zur HONORIERUNG der pharmazeutischen Dienstleistungen.Es ist lobenswert, dass auch durch Frau Overwiening endlich !! mal Fakten platziert wurden.NUR:Wieviel Aufwand über Jahre, diese geheimnisvollen Aktionen,die da betrieben wurden, wodurch lässt sich das begründen?Es ist einsehbar, hier Rahmenbedingungen schaffen zu müssen, allerdings zeigt es doch die Schwerfälligkeit der Organisation, dass man zu DIESEM Ergebnis unendliche Monate.... benötigte.Es ist aber GUT,wenn die Sache dann auch von allen Beteiligten(GKV....)akzeptiert wird.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.