Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

31.07.2022, 07:30 Uhr

Aufruf an alle Gesundheitspolitiker und Parlamentarier: Keine Honorarkürzungen für Apotheken durch Lauterbachs Spargesetz! (Foto: Alex Schelbert)

Aufruf an alle Gesundheitspolitiker und Parlamentarier: Keine Honorarkürzungen für Apotheken durch Lauterbachs Spargesetz! (Foto: Alex Schelbert)


28. Juli 2022

Wie reagiert die ABDA auf die Sparpläne der Bundesregierung, die laut Gesetzentwurf allein bei Apotheken in den nächsten beiden Jahren rund 170 Millionen Euro an Einsparungen bringen sollen? Sie weist die Sparpläne scharf zurück – im Namen von Deutschlands rund 18.000 Apotheken mit ihren 160.000 Beschäftigten, so eine Pressemitteilung. „Die Apotheken fordern stattdessen Planungssicherheit und eine angemessene Vergütungsanpassung aufgrund drastisch gestiegener Kosten“, heißt es weiter. Die ABDA macht u. a. auch darauf aufmerksam, dass das Apothekenhonorar trotz steigender Inflation seit fast 10 Jahre eingefroren ist. Mein liebes Tagebuch, schön und gut, alles richtig, aber reicht eine scharfe Zurückweisung, um der Politik die Bedeutung der Apotheken deutlich zu machen? Reicht es, wenn die ABDA-Präsidentin sagt, dass die geplante 13-prozentige Erhöhung des Kassenabschlags nicht hinnehmbar ist, dass dieses Vorhaben „ein Schlag ins Gesicht für jede Apothekerin und jeden Apotheker ist“, dass dies für alle engagierten Apothekerinnen und Apotheker und auch für den dringend benötigten Nachwuchs „eine schallende Ohrfeige“ ist? Reicht das? Oder sollten wir da lauter werden, deutlicher, an die Öffentlichkeit gehen und uns andere Maßnahmen überlegen? Denn bei den laut Gesetzentwurf angepeilten 170 Mio. Euro in den nächsten beiden Jahren dürfte es nicht bleiben: Die ABDA selbst geht davon aus, dass sich die Sparsumme auf netto etwa 240 Millionen belaufen wird. Und DAZ-Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn hat eine Entlastung der Kassen in Höhe von rund 142 Millionen Euro im Jahr errechnet. Also, mein liebes Tagebuch, vermutlich müssen wir unser Nein zum Sparvorhaben wesentlich deutlicher artikulieren. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullman, meint: „Hier muss nachjustiert werden“. Aber deutlich!

 

Noch ein Antrag, der beim kommenden Apothekertag eingebracht werden soll: Schluss mit den überzogenen Nullretaxationen! Dies fordert ein Bündnis aus Kammern und Verbänden. Vollkommen richtig, mein liebes Tagebuch, die Praxis, die sich hier in den letzten Jahren verfestigt hat, Apotheken auf Null zu retaxieren, wenn sie bei der Arzneimittelabgabe auch nur geringfügig gegen die Lieferverträge verstoßen haben, muss ein Ende haben. Die Kammern und Verbände wollen daher Druck auf die Kassen ausüben, um Nullretaxationen zu beenden. Erreicht werden soll der Druck über Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit – richtig, mein liebes Tagebuch, das muss an die Medien, an die Öffentlichkeit. Und letzten Endes muss da der Gesetz- bzw. Verordnungsgeber ran: Retaxationen müssen wirksam beschränkt werden. Es darf nicht sein, dass die Krankenkassen den Apotheken die Bezahlung der Arzneimittel verweigern, obwohl ihnen kein wirtschaftlicher Nachteil entstanden ist. Retaxationen sind für Kassen eine beliebte Einnahmequelle. Die Kassen missbrauchen die kleinen Verstöße von Apotheken gegen Abgaberegeln, obwohl die Versicherten ordentlich versorgt wurden. Schluss damit!

 

Auf dem Deutschen Apothekertag in München wird es in den Antragsberatungen auch um den Notdienst gehen. Ja, mein liebes Tagebuch, da gibt es durchaus mehrere sinnvolle Vorschläge, wie der Nacht- und Notdienst in Zukunft verbessert werden kann. Ein Thema ist z. B. die Frage, wie die Apothekerinnen (und natürlich auch die Apotheker) im Nachtdienst vor obszönen Anrufen geschützt werden können. So könnte der Gesetzgeber die telefonische Belästigung unter Strafe stellen. Ein weiterer Antrag schlägt die Einführung eines ärztlich verordneten Notfall-Botendienstes vor, selbstverständlich gegen eine angemessene Vergütung. Das könnte beispielsweise für Patientinnen und Patienten sinnvoll sein, die die Apotheke nicht aufsuchen können. Sicher sinnvoll, mein liebes Tagebuch, wobei man dann im Nachtdienst einen externen Botendienst beauftragen müsste – alles eine Frage der Vergütung. Verbessern könnte man die Versorgung im Nacht- und Notdienst außerdem dadurch, dass z. B. die Lagerhaltung für den Nacht- und Notdienst standardisiert wird. Den Arztpraxen könnten Listen mit Wirkstoffen zur Verfügung gestellt werden, die in jeder Apotheke vorhanden sind. Außerdem sollte die Apotheke verordnete Arzneimittel rechtssicher und ohne Retax-Gefahr austauschen dürfen. Und nicht zuletzt fordert ein Antrag, dass Apotheken im Notdienst in dringenden Fällen ihren chronisch kranken Patientinnen und Patienten Arzneimittel, die sie dauerhaft einnehmen, ohne ärztliche Verordnung mitgeben dürfen. Mein liebes Tagebuch, wie schön wäre es für eine rasche  Patientenversorgung, wenn die Apotheken so eine harmonisch klingende neue Klaviatur des Nacht- und Notdienstes spielen dürften. Lässt sich die Politik davon überzeugen?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

7 Kommentare

2 € Rabatt

von Gerhard Zibulak am 01.08.2022 um 14:35 Uhr

Notdienststreik jetzt sofort!!!!
Ohne Aktion nehmen uns unsere „Volksvertreter“ eiskalt die Kohle weg. Denen sind wir schon lange egal!
Wie das geht? Lufthansa Cockpit macht das seit vielen Jahren vor.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Prozentualer Aufschlag

von Dr.Diefenbach am 31.07.2022 um 13:30 Uhr

...vor VIELEN Jahren wurde von uns Hessen eine Erhöhung vorgeschlagen, es erfolgte ein eigentlich beleidigender Rüffel seitens des Vorstandstisches ob dieser unverschämten Forderung.NUN fragt man sich ob der ABDA Vorstand GETRIEBEN ist oder die Zeichen der Zeit erkennt??Ich frage mich halt weiterhin,OB die ABDA PR Richtung Politik funktioniert usw.Letztendlich stellt man fest, dass viele Jahre VIELES und zwar EXISTENZIELLES einfach aus Wohlgefallen gegenüber Spähnen,Schmidts,Lauterbachs usw unterblieb.
Das Lamentieren über Lieferengpässe begann vielleicht 2019,bekannt IST das Thema seit 2011.Das Problem Honorierung seit 2003,JETZT wird gefordert .Und so vieles mehr.DAS ALLES finanzieren die KollegInnen-noch-WAS ist wenn weitere Offizinen geschlossen werden? Mit mehr Beitragsgruppen löst man das Problem nicht.Und wenn sich Strukturen grundsätzlich ändern(Amazon etc) -ist die ABDA Finanzierung halt neu aufzustellen.Hoffentlich mit einer anderen Systematik als heute.Im Augenblick sonnen sich noch zu Viele in ihrer Wichtigkeit und sind doch nur Sandkörnchen im Staatsgetriebe.Frau Overwiening wird harte Kämpfe führen müssen um manche Eitelkeit "unten drunter" zu kippen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Bitte; erst nachdenken, dann fordern

von Dr. Radman am 31.07.2022 um 13:28 Uhr


1.- Sämtliche Schwierigkeiten, die wir Apothekers im Alltag begegnen, haben wir sie selbst gefordert. Rabattverträge mit den Herstellern, Substitutionsausschlussliste, Präqualifizierung, Dosierungsangabe, verpflichtende QMS um einige zu nennen. Wir haben sie gefordert ohne über die Umsetzung im Alltag und die Konsequenzen der Nicht-Umsetzung nachzudenken. Nun fordern wir jetzt wieder Botendienste im Notdienst für Patienten, die ihre Wohnung Nachts nicht verlassen können, nur um Dispensierrecht für Ärzte abzuschneiden. Denken Sie bitte darüber nach, was das bedeuten würde, wenn die Patienten einen Anspruch auf Belieferung im Notdienst haben. Die meisten Menschen haben keine Lust Nachts um 3 in die Apotheke zu gehen. Also fordern sie die Belieferung per Botendienst. Zu Recht!. Sie haben ja Anspruch darauf. Das bedeutet, man ist Nachts nur noch Unterwegs. Gleichzeitig muss man in der Apotheke anwesend sein. Oder man bestellt ein Dienstleiter oder Taxi dafür.

2. - Wir lassen uns von redegewandten Personen (z. B. ABDA-Vorstand) mitziehen und nicken alles ab, was sie vorschlagen. Und Später stellen wir fest, dass das gar nicht so klug war. Nun, nicht jeder, der gut redet, verhandelt auch gut und klug mit den KK oder der Politik. Redegewandtheit und Klugheit haben miteinander nichts zu tun.

3.- Wer fordert sollte Druckmittel in der Tasche haben. Aber auch bereit sein, was zu verlieren. Was sind nun unsere Druckmittel gegenüber der Politik? Schließen und demonstrieren gehen gehören nicht dazu, sondern offen bleiben und die Patienten aufklären. Ich nenne hier einige Beispiele unserer Druckmittel:

- Aussetzung des Rahmenvertrags auf unbestimmter Zeit. GKV Versicherte werden wie Privatpatienten behandelt.
- Keine Belieferung von Impfstoffen an den Praxen
- Keine Ausstellung von Zertifikaten
- Keine Rezepturen ( keine Gemeinwohl-pflichten).
- Notdienste nur bis 23:00 Uhr

Sollte das Gesundheitssystem anfangen zu wackeln, nehmen wir alles wieder zurück, jedoch mit akzeptablen Bedingungen für alle Beteiligten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

P.Ditzels jüngstes Tagebuchvom 31.7.22

von Wolfgang Steffan am 31.07.2022 um 9:26 Uhr

Ach Gott ach Gott, jetzt jammern sie wieder, die Kollegen und-Innen ! Wieder einmal geht die pharm. Welt zugrunde, es wird
gestöhnt und beschlossen.... und dann geht es so weiter wie die letzten 50 Jahre. Diensteifrig verkauft man Nasentropfen nachts um drei für € 2,50 Aufschlag-manche verzichten sogar darauf, andere produzieren jetzt auf Teufel-
komm-raus Paracetamol und Ibuprofen -Säfte, haben zu
Beginn der Pandemie rasch und unkompliziert Desinfektionsmittel hergestellt, einfach so, aus Hilfsbereit-
schaft und ohne Anerkennung seitens der Politik.
Habt ihr, liebe Kollegen, noch nicht gemerkt, daß wir die Melkkühe der Nation sind ? Macht nur weiter so, mit eueren
Beschlüssen, die ABDA vergessen wir am besten. Bis die
tatsächlich handelt, gibt es wieder 2000 Apotheken weniger. DocMorris und Konsorten reiben sich die Hände !
Und daran denken : Die Präqual.-Qual wurde auch von der
ABDA abgenickt !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Frische Ideen für den Notdienst

von Karl Friedrich Müller am 31.07.2022 um 8:50 Uhr

Auf so Gedanken kommt nur jemand, der ihn nicht macht.
Was soll die Rumhackerei auf dem ZWANGSdienst? Wie kommt man auf die Idee, noch mehr Leute zu animieren, den Dienst zu missbrauchen?
Weil das uns „unentbehrlich“ macht? Andere im Gesundheitswesen haben es nicht nötig, damit zu werben. Andere Branchen , die damit werben, verlangen saftige Gebühren.
Auf dem Rücken der Apotheken wird eine defizitäre Sau nach der anderen durchs Dorf getrieben.
Nasenspray oder Schwangerschaftstest um 3 nach Hause? Gerne doch, eine Massage noch dazu? Und ein paar Pröbchen?
Für lau?
Was für ein Unsinn leistet man sich noch zu schreiben!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wir sind nicht wahrnehmbar…

von Ulrich Ströh am 31.07.2022 um 8:40 Uhr

Unsere Apotheken erhalten jetzt die Quittung für jahrelange mediale Nichtwahrnehmbarkeit.

Desinfektionsmittelherstellung und Maskenverteilung sind Schnee vom vorletzten Jahr.

Die schleppende Implementierung der pharmazeutischen Dienstleistungen überzeugt nur wenige.

ABDA und DAV müssen in der Öffentlichkeitsarbeit zeitnah die Segel anders und besser setzen!

Sonst gibts eine Halse, und die DLRG kommt nicht zur Hilfe…

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wir sind nict wahrnehmbar…

von gabriela aures am 31.07.2022 um 9:09 Uhr

…aber willkommene Melkkühe. Bestenfalls gibts ein empörtes „Menno, das ist gemein!“
Aber bei „Übergewinn-Besteuerung“ dürfen wir bestimmt auch mitspielen dank Masken- und Zertifikatsmillionen .

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.