Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

14.08.2022, 07:30 Uhr

E-Rezept im Kommen, Elektronikschrott und MVZ – Reizwörter aller Orten... (Foto;: Alex Schelbert)

E-Rezept im Kommen, Elektronikschrott und MVZ – Reizwörter aller Orten... (Foto;: Alex Schelbert)


12. August 2022

Ist das Abzocke? Die DAK akzeptiert seit dem 1. Juli nur noch elektronische Kostenvoranschläge in der Hilfsmittelversorgung. Apotheken, die DAK-Versicherte weiterhin mit Hilfsmittel versorgen wollen, müssen mit dem von der DAK eingespannten Dienstleister Medicomp zusammenarbeiten, der neben anderen Services rund um die Hilfsmittelversorgung auch ein Verfahren für den elektronischen Kostenvoranschlag anbietet. Muss die Apotheke laut Vertrag also einen Kostenvoranschlag einreichen, muss sie dies elektronisch tun – und das lässt sich die DAK bzw. Medicomp bezahlen: Für Apotheken wird eine Monatsgebühr von 10,20 Euro fällig und pro genehmigten Kostenvoranschlag oder erhaltenem Auftrag eine Gebühr von 0,50 Euro. Klar, mein liebes Tagebuch, das ist nicht die Welt, außerdem sieht der neue Vertrag in weiten Teilen Genehmigungsfreiheit vor, d.h., das Verfahren wird selten benötigt werden. Ja, aber wozu ist dann dieser ganze Bürokratismus gut? Sicher hat die DAK dafür ihre tieferen Gründe. Mit gesundem Menschenverstand lässt sich das alles nicht mehr nachvollziehen. Man wundert sich nur, dass der Deutsche Apothekerverband all das mitmacht. Gut möglich, dass sich Apotheken nun aus weiteren Versorgungsbereichen zurückziehen. Denn gerade die Tatsache, dass der neue Vertrag kaum mehr Genehmigungen vorsieht, macht die Sache für Apotheken noch unrentabler: Die monatliche Grundgebühr fällt nämlich trotzdem an.


 

Wir erinnern uns: Die Sicherheitszertifikate von Konnektoren in Arztpraxen laufen aus, weshalb diese Geräte ausgetauscht werden müssen. Enorme Kosten fallen da für die Krankenkassen an, die das bezahlen müssen: 2300 Euro pro Konnektorgerät wird fällig – das geht in die Millionen. Außerdem gibt’s eine Menge Elektronikschrott. Die Computerzeitschrift „c’t“ hatte sich die Konnektoren angeschaut und kam zu dem Ergebnis, dass dieser Komplettaustausch der Geräte aus technischer Sicht gar nicht notwendig sei. Doch das Bundesgesundheitsministerium besteht auf einem Austausch. Mein liebes Tagebuch, nun sind wir alle keine Computertechniker, aber wenn IT-Fachleute darlegen, dass diese Konnektoren ihr Update auch anderweitig bekommen können und vor allem kostengünstiger, sollte man dies doch eigentlich genauer anschauen und die sparsamere Variante überlegen. Keine Chance, mein liebes Tagebuch, der Konnektorenaustausch kommt, das Geld fließt den Bach runter und der Elektronikschrottberg wächst. Und wenn man weiß, dass 2025, also in drei Jahren, die Telematikinfrastruktur 2.0 an den Start gehen soll, die dann komplett ohne Konnektoren auskommen soll, dann steht man erst recht kopfschüttelnd da und fragt sich: Ist da zu viel Geld im System oder sind da einige ganz meschugge?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


6 Kommentare

Ach ….äähhh….hhmmm

von gabriela aures am 14.08.2022 um 20:05 Uhr

„…Um aber nachzuweisen, dass Beratung durch die Apotheke etwas bringt, brauche es Studien, die Daten dazu liefern. Und mit den Ergebnissen in der Hand sollten sie dann auf die Politik zugehen und über Honorare reden“

Haben nicht „wir Apothekers“ genau zu diesem Zwecke über Jahre einen ganzen Stall voller Rohrkrepierer subventioniert ?
ARMIN, Gerda, irgendsone Herzstudie von und mit Dr. Schulz .
Und alle Jahre IQUiP oder so ähnlich, wo „Apothekers“ auch permanent mit Nicht-Beachtung abgekanzelt werden ?
Und ?
Irgendwelche Resonanz, Erfolge, einfach schnödes Geld ?

Wer ist eigentlich das Träumerle ?
Der fachfremde Digital-Dreamer oder der Tagebuch-Autor P. Ditzel ?
Seit GRO als Präsidentin im güldenen Licht sich zu sonnen geruht ist hier offensichtlich alles rosarot und ganz toll.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Am Nasenring

von Reinhard Rodiger am 14.08.2022 um 19:55 Uhr

Am Nasenring werden alle die vorgeführt, die soziale Funktionen ausüben.Oder anders ausgedrückt, Funktionen, die Geld kosten müssen weniger werden oder die Kosten müssen verschoben werden können.Was wegfällt ist egal.Damit nur Gewinn bleibt.Das ist das Modell der digitalen Transformation.Nutzniesser sind Dritte, nicht die, die die Arbeit machen.Deshalb gibt es keine solide Risiko/)Fehlererkenn/Reparatur/Handhabungs-Strategie.Also Zuordnung der Verantwortung.Das ist ja nicht nötig, Verantwortung wird verschoben.
Besonders auffällig ist der Seitenwechsel des langjährigen Gesundheitspolitikers Hennrich. Er sollte erkannt haben, dass
die Hauptursache der Schwierigkeiten durch die Erpresserfunktion der Krankenkassen entsteht.Genau das kann er auf Seiten der Erpressten nicht verändern.Ich unterstelle, er will das auch nicht,genauso wenig die in den Jahren zuvor.Er entzieht sich der Verantwortung, Änderungen zu bewirken.Das wird sicher schöngeredet, aber, wo ist denn die ehrliche Debatte über die Ursachen der Misere.Sie wird systematisch genauso vermieden wie die Frage nach der Effizienz der Krankenkassen.Nach Planspielen der Unternehmensberater sind sie fast ganz ersetzbar via Digitalisierung.Allerdings entfallen dann die Spielplätze.Aber im Gegensatz zu den kleinen Kapitalisten werden sie die Macht und Mittel haben, das zu verzögern.
Zukunft gibt es nur ohne Nasenring. Leider fehlt dazu jede Initiative.Es nutzt daher nur symbolisch, dies immer wieder anzumahnen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Einmal monatlich!

von Ulrich Ströh am 14.08.2022 um 16:55 Uhr

Lieber Herr Ditzel,
laden Sie doch Dr. Kern , Pressesprecher der ABDA, einmal monatlich zur Diskussion auf diesem Forum ein.

Miteinander reden ist besser als dauernd übereinander schimpfen!

Ich bin sicher , Dr. Kern wird sich nicht verweigern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

„Die schaffen das“

von Apothekerin von der Basis am 14.08.2022 um 9:57 Uhr

Diese Floskel ist beim E-Rezept genauso realitätsfremd wie damals bei der Integration von Flüchtlingen und kann nur von jemandem stammen, der keinen echten Bezug zur Basis hat und dessen berufliche Zukunft nicht von den Folgen abhängt, die mit dem E-Rezept einhergehen.

Fakt ist, es gibt IMMER NOCH grundlegende Fragestellungen, die nicht geklärt sind - vor allem im Bereich der Abrechnung - und die unbedingt final geklärt werden müssen, BEVOR das E-Rezept flächendeckend eingeführt wird. Ansonsten müssen Apotheken erhebliche finanzielle Risiken eingehen, die sie nicht stemmen können. Und dass die Friedensbekundungen der Krankenkassen bei der Abrechnung von E-Rezepten nur vorübergehend sind, dürfte jedem von uns klar sein.

Darüber hinaus wird bei der Ausgestaltung des E-Rezepts immer deutlicher, dass es vor allem im Sinne der Versender konzipiert wurde. Es ist ein Vehikel für Versender, um uns Marktanteile streitig zu machen, die heute noch den Apotheken vor Ort zuzurechnen sind. Mit dem E-Rezept wird der Gesundheitsmarkt für Drittanbieter geöffnet, die originär nichts mit Gesundheit, Pharmazie oder einem sicheren Umgang mit Arzneimitteln zu tun haben, aber trotzdem mitverdienen wollen. Das ist weder in unserem Sinne noch im Sinne der Patienten. Da darf man sich dann schon mal fragen, wo in der Gesamtabwägung eigentlich der Mehrwert für die Patienten und die etablierten Fachkräfte im Gesundheitswesen (Ärzte und Apotheken) ist? Profitieren tun doch unterm Strich ausschließlich die Versender und andere branchenfremde Dritte, denen bislang (zu Recht!) kein Zugang zu diesem hochsensiblen Bereich gewährt wurde.

Die Kommerzialisierung unseres Gesundheitssystems ist aus Patientensicht hochgefährlich, da mit ihr nicht mehr die Gesundheit der Menschen, sondern nur noch Profite im Vordergrund stehen. Das E-Rezept ist eines der wesentlichen Bausteine, um diese Bestrebungen voranzutreiben. Eine Wir-Schaffen-Das-Mentalität unter Ausklammerung all dieser Gefahren und fehlgeleiteten Interessen, die mit dem E-Rezept einhergehen, ist daher äußerst gefährlich und völlig fehlt am Platz, wenn es darum geht, die Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland aufrechtzuerhalten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Hilfsmittel Wahnsinn abschaffen

von Friedemann Ahlmeyer am 14.08.2022 um 9:56 Uhr

Jede Belieferung eines Hilfsmittels durch eine Apotheke ist derzeit defizitär. Für nahezu jede Krankenkasse gibt es andere Regelungen. Als Apotheke muß man vor der Abgabe prüfen: 1. Sind wir dafür präqualifiziert? 2. Sind wir dem entsprechenden Vertrag beigetreten? 3. Ist die Agabe genehmigungspflichtig? Und falls grundsätzlich nein ab welcher Menge?
Dann bespricht man das mit dem Kunden, was genau er er mit welchen evtl. Mehrkosten er benötigt bzw. haben möchte. Falls dann noch eine Genehmigung ansteht, informiert man den Kunden telefonisch, wann die Genehmigung erfolgt ist. Zwischenzeitlich hat der Kunde aber bereits zweimal angerufen.
Ohne Software-Hilfe, für die wir ebenfalls bezahlen, funktioniert da gar nichts mehr. Und jetzt sollen wir kostenpflichtig für uns monatliche Gebühren für den Dienstleister einer Kasse bezahlen? Diese Zahlungen müssen verbucht werden, zu den 10 Euro monatlich kommen also noch administrative monatliche Kosten. Und das alles für einen Aufschlag von 10% auf den Einkaufspreis.
Dieser Irrsinn muss gestoppt werden.
Daher mein Vorschlag: Einheitliche Regelungen für ALLE Kassen über Hilfsmittel, die zum Gebrauch eines Arzneimittels bzw. zur Kontrolle der Medikation zwingend benötigt werden. Dies umfasst Inhalationshilfen, Diabetikerbedarf und Blutdruckmessgeräte im Wesentlichen. Jede Apotheke ist qua Betriebserlaubnis ohne Präqualifikation zu einem einheitlichen Preis OHNE Erfordernis einer Genehmigung Abgabeberechtigt.
Genau hier sind sie, die Lauterbachschen Effizienzreserven. Und zwar auch bei den Krankenkassen. Denn dort bedeuten Genehmigungen aufgrund des höheren Lohnniveaus gegenüber der Apotheke ebenfalls hohe Kosten.
Unsere Verbände sollten in diesem Bereich Druck ausüben. Bürokratieabbau heisst doch die Losung der Politik.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

mein Senf dazu

von Karl Friedrich Müller am 14.08.2022 um 9:13 Uhr

- Die Vor-Ort-Apotheke sollte alles daran setzen, sich in Zukunft als erste Anlaufstelle für Gesundheitsfragen zu etablieren,
-Ach, und was sind wir heute? Das ist unseren Beruf und Tätigkeit kleinreden, ignorieren. Finde ich so unverschämt
- dass Beratung durch die Apotheke etwas bringt, brauche es Studien,
- wird immer gefordert, wenn die Politik etwas auf die lange Bank schieben will
Ökonomen wollen sparen, koste es, was es wolle. Das bedeutet: „Effizenzreserven heben“, Sie wissen schon. Nur ist diese Sicht auf Apotheken völlig falsch. Noch weniger Kosten für das Gesundheitswesen geht kaum. Die vorhandene Arbeit muss getan werden. Mann kann natürlich ähnlich wie an den Krankenhäusern agieren, und prekäre Jobs schaffen. Nur, dann macht es keiner mehr. Im Grund haben wir die Situation schon jetzt. Will halt „oben“ und bei den Schwaflern, die irgendwie ihre Daseinsberechtigung beweisen müssen, ignoriert. Oder schlimmer, weil man keine Ahnung hat, gar nicht gesehen.
Petitessen, haha. Der war gut. Sie, wie unsere Standesvertretung, behaupten, lügenderweise, alles wäre gut,, alle vorbereitet (was technisch vielleicht stimmt), aber es weiß keiner, weil die wenigsten eine Gelegenheit hatten, auszuprobieren. Schulungen liefen und alle wissen Bescheid. JA, Schulungen mit was denn? Wie denn? Es gibt immer wieder Berichte in den Foren, dass ein eRezept, zum ersten Mai in der Apotheke angekommen, nicht funktioniert.
Es ist krass, wie in dieser Zeit von „oben“(Politik macht es vor) immer wieder Dinge schön geredet werden, die Wahrheit verdreht, verleugnet wird, um, ja, was denn eigentlich? Gut dazustehen? Wir und die Bevölkerung wird im Regen und Riesenstress stehen gelassen. Das Argument, wenn wir Probleme zugeben, dass die Rezepte zu Versand gingen, halte ich für falsch und vorgeschoben. Man will EINFACH NIX ZUGEBEN; WEIL ES AM EGO KRATZT: Erbärmlich ist das. Uns gegenüber eine Schweinerei.
Energiekrise: bin mal gespannt, wo überall der Strom ausfällt im kommenden Winter….
Die MVZs zeigen die weitere Kommerzialisierung der Gesundheitsversorgung. Dann geht es zu wie´in den Krankenhäusern: was lukrativ ist, wird gemacht, der Rest kann warten. So ist der Zustand bei der Versorgung von Kindern besonders schlimm, weil es sich nicht „lohnt“ Dafür ist das System nicht geschaffen, es wird total pervertiert und den Konzerninteressen unterworfen. In dem Zusammenhang würde mich schon mal interessieren: Warum ist es für Konzerne; Anleger, Aktionäre quasi Pflicht, im Gesundheitswesen GEWINN zu machen, aber bei Apotheken das ein absolutes no go ist. Dort ist Sozialhilfeniveau angestrebt. Apotheke und Gewinn, furchtbar! Dabei bestreiten wiwr und unsere Mitarbeiter unseren Lebensunterhalt damit, nicht wie Anleger, die noch ein paar Milliarden irgendwo offshore parken, ohne Steuern zu bezahlen. Der Staat wird geschädigt, scheint unerklärlicherweise ok zu sein.
Die Augen werden vor den Problemen verschlossen, man will die Bevölkerung dumm halten und mit wenig Geld klein. Bin gespannt, wie lange das gut geht.
Ach ja. Alles ist gut. Wenn ganz fest daran glaubt. Querdenker und Realitätsverweigerer überall.
PS: „wir sind keine Computertechniker“ Wohl wahr. Haben Sie eigentlich mal überlegt, über wie viele Dinge wir Bescheid wissen sollen und müssen, die mit unserer Ausbildung rein rar nichts zu tun haben? Nie gelernt, nicht studiert, aber können soll man es. Haben Sie mal überlegt, das diese Situation in Überforderung und burnout mündet? Was tut man uns da an?
Ist das das Geld wert?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.