9. Apothekertag Westfalen-Lippe

Wie gelingt das Impfberatungsgespräch in der Apotheke?

Stuttgart - 20.03.2023, 12:15 Uhr

Das Thema Impfungen ist oft beratungsintensiv. (Foto: Henrik Dolle / AdobeStock)

Das Thema Impfungen ist oft beratungsintensiv. (Foto: Henrik Dolle / AdobeStock)


Impfkommunikation in der Apotheke: Für diese manchmal schwierige Beratungssituation gab Philipp Schmid von der Universität Erfurt den Teilnehmenden des 9. Apothekertags Westfalen-Lippe nützliche Kommunikationsstrategien für die mündliche und schriftliche Beratung sowie den Umgang mit „beratungsresistenter“ Kundschaft an die Hand.

Nicht erst seit Corona-Impfungen von dafür ausgebildeten Apotheker:innen angeboten werden, sind Impfberatungen Thema in den Apotheken, schließlich sind diese für viele Menschen ohnehin eine wichtige Anlaufstelle mit gesundheitsbezogenen Fragestellungen aller Art. Apothekenteams wissen auch, dass selten ein Beratungsgespräch wie das andere verläuft, kommen die Menschen doch mit unterschiedlichsten Hintergründen und Voraussetzungen an den HV-Tisch. Umso wichtiger sei es, die jeweils passende Kommunikationsstrategie auszuwählen, betont Schmid in seinem Vortrag beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag und hatte für verschiedene Situationen praktische Hinweise dabei.

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Für Kund:innen, die mit Fragen oder Sorgen bezüglich Impfungen in die Apotheke kommen, empfehle sich die Kommunikationsstrategie des „motivational interviewing“ (Motivierende Gesprächsführung). Der Einstieg gelinge hierbei über offene Fragen wie „Was denken Sie über Impfungen?“ und aufmerksames Zuhören. So ließen sich Sorgen, aber auch Falschinformationen und  Missverständnisse der Kunden herausfinden. Durch das Benennen sogenannter „common grounds“, also geteilter Ansichten und das Bestätigen von richtigen Inhalten/Argumenten, die die Kund:innen vorgebracht haben, lasse sich eine Vertrauensbasis schaffen. Auf Grundlage dieser können dann Bedenken und falsche Vorstellungen gemeinsam reflektiert und ggf. richtiggestellt werden. Eine mögliche Relexionsstrategie sei das Wiederholen, der von den Kunden genannten Sorgen. Etwa: Sie vermuten also, dass bei der Produktion von Coronaimpfstoffen Mikrochips in die Ampullen gegeben werden, ohne dass dies in der Qualitätsprüfung auffällt?

Eine Impfempfehlung wirksam aussprechen   

Möchten Apotheker:innen eine direkte Impfempfehlung aussprechen, so können sie deren Wirkkraft durch eine geschickte Einbettung verstärken. Beispielweise könne damit begonnen werden, den wissenschaftlichen Konsens für die empfohlene Impfung zu betonen, anschließend eine persönliche Empfehlung für die beratene Person ausgesprochen und in einem dritten Teil die positive Auswirkung auf die Gesellschaft hervorgehoben werden.

Wirksam seien in der Impfberatung jedoch nicht nur die direkten Empfehlungen, sondern auch das Hinweisen der Kund:innen darauf, dass ihnen in verschiedenen Medien und Quellen Fehlinformationen begegnen können. Solcherlei Hinweise wirkten wie eine „psychologische Impfung“ gegen Fake News, so Schmid. 

Impfen als Thema auf der Homepage, Flyern, etc.

Nicht nur im persönlichen Gespräch, auch in online- und Printmedien können Apotheken das Thema Impfungen adressieren. Hierbei können ein paar einfache Regeln beachtet werden. In die Überschrift gehöre beispielsweise ein Fakt, keine Fehlinformation, auch nicht in negierter Form („Impfungen lösen keine Grippe aus“). Hierbei bestünde das Risiko, dass beim schnellen Überfliegen sich doch die Falschinformation einpräge. Im anschließenden Text solle aber ruhig eine Fehlinformation geschildert, als solche benannt und Hintergründe zu dieser erläutert werden. So könne angegeben werden, warum viele Menschen dieser Information Glauben schenken oder woher sie stamme. Anschließen solle der Text wieder mit Fakten, die die Datenlage richtig darstellen.

Umgang mit beratungsresistenter Kundschaft

Wie aber vorgehen, wenn Kund:innen im Beratungsgespräch laut werden und möglicherweise Verschwörungsmythen in der Offizin erzählen? Auch wenn Sie hiermit Ihr Gegenüber wohl eher nicht überzeugen, ist es dennoch wichtig, die Falschinformation als solche zu benennen und richtigzustellen. Hintergrund hiervon ist, dass in den meisten Beratungssituationen weitere Personen in der Offizin anwesend sein dürften, zu deren Schutz die Offenlegung der Falschinformation erfolgen sollte.

Aber egal welche Kommunikationsstrategie Sie wählen: Kommunikationsinterventionen könnten die Impfquote steigern, so Schmid. Insofern könne Apothekenteams nur geraten werden, dranzubleiben und sich nicht entmutigen zu lassen – dass das eine oder andere Gespräch kein voller Erfolg werde, sei völlig normal. 

Weitere Tipps, Hintergrundinformationen und Fakten zur Impfberatung bei COVID-19-Impfstoffen, finden Sie im hier verlinkten „Kommunikationshandbuch zum COVID-19-Impfstoff“.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Was man alles tun könnte…

von Felix Maertin am 20.03.2023 um 20:49 Uhr

…für 12€! Z.B. eine Dreiviertel Stunde über Fake-News aufklären, Vorbehalte gegen eine Impfung, zu der sich der Patient ja angemeldet hat (!), zerstreuen oder im Akkord impfen, um wirtschaftlich seinen Betrieb zu führen.

Ich finde das wirklich toll und sehr ehrenhaft!

Die Realität ist leider anders.

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