Natürlich tragen auch eine überbordende Bürokratie und zu wenig Detailkenntnisse bei den die Rahmen setzenden Politikern/Beamten zu diversen Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem bei. Würden aber nicht alle Beteiligten hauptsächlich auf ihre eigenen (finanziellen) Vorteile blicken, sondern auch das Funktionieren des Gesamtsystems im Blick haben, wäre das alles zu verschmerzen und könnte mit etwas guten Willen behoben werden.
Was tun?
Was könnte man also tun [2]? Angesichts der überall waltenden Gier müssten wenigstens deren gröbste Auswüchse begrenzt werden. Sowohl im Zytobereich als auch im gesamten Gesundheitssystem muss das Streben nach Gewinnmaximierung inflationsbereinigt gedeckelt werden. Das oft und gerne von den Akteuren für sich selbst geforderte Anreizsystem könnte auch im Sinne der Beitragszahler/Patienten ausgelegt werden und das Gesundheitswesen in eine Art sich selbst regulierendes Rückkopplungssystem umgebaut werden. Grundlage wäre eine volle Kostentransparenz (auch für die Patienten), die angesichts der fortschreitenden Digitalisierung kein Problem darstellen dürfte. Auftretende Defizite könnten dann nach einem vorher festzulegenden Schlüssel auf alle Beteiligten umgelegt werden. Die Patienten wären beteiligt (zu einem geringen Prozentsatz, sozial abgefedert und abhängig von der Inanspruchnahme des Gesamtsystems), die Leistungserbringer (Ärzte, Apotheker, Physiotherapeuten usw.), die pharmazeutische Industrie (je nach ihrem Wertschöpfungsanteil) und auch die Krankenkassen – jeder hätte seinen Anteil am entstandenen Defizit mitzutragen und wäre – jeder für sich – motiviert beziehungsweise incentiviert dieses Defizit nicht zu groß werden zu lassen. Das Verfahren wäre vergleichbar der Nebenkostenabrechnung in einem Mietverhältnis und würde sich im Laufe der Zeit einspielen. In einem solchen System würden nicht allein die Bürger/Patienten über Beitragszahlungen und ihre Steuergelder das Gesundheitssystem und deren jährliche Defizite finanzieren, sondern auch die anderen Profiteure hätten ein Interesse am Funktionieren des Gesamtsystems – zumindest würde die zu beobachtende Selbstbedienungsmentalität und deren ausufernde Kosten eingeschränkt.
Ausgehend von einigen grundlegenden Betrachtungen im Bereich der parenteralen Zubereitungen und nach einem Parforceritt durch unser Gesundheitssystem stellt sich eine letzte und alles entscheidende Frage: Wenn wir das alles wissen (oder wissen könnten), warum gibt es trotz alledem keine grundlegende Reform? Die simple, aber wahre Antwort lautet (frei nach Slavoj Žižek): Wir denken mehr über die Wahrscheinlichkeit eines Asteroideneinschlages auf der Erde nach als über ein Ende des Kapitalismus und des damit einhergehenden Egoismus.
Quellen:
[1] https://www.gkv-gamsi.de/media/dokumente/quartalsberichte/2022/q4_27/Bundesbericht_GAmSi_202212_konsolidiert.pdf
[2] Das Folgende ist als eine grobe Skizze zu verstehen, die nur die Möglichkeit eines anderen Prinzips darstellen soll. Es wurde etwas ausführlicher in meinem Buch „Medikamenten Monopoly“ (Murmann Verlag, August 2020) vorgestellt.
2 Kommentare
Konsequent zu Ende gedacht
von Michael Mischer am 18.01.2024 um 9:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Es fällt schon auf
von Stefan Haydn am 04.01.2024 um 8:54 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.