„Keinesfalls eine harmlose Arzneistoffgruppe“
In einem aktuellen Statement mit dem Titel „Abnehmen mit GLP-1-Rezeptoragonisten – Chancen und Grenzen“ weist die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft nun darauf hin, dass es ich bei den GLP-1-Agonisten aufgrund der Nebenwirkungen keinesfalls um eine harmlose Arzneistoffgruppe handelt. Mit dem gesteigerten Einsatz bei Adipositas steige auch die klinische Relevanz seltenerer Nebenwirkungen wie Darmverschluss, Gallenerkrankungen und Pankreatitis. Zudem stehe ein Zusammenhang mit der Entstehung von Schilddrüsenkarzinomen im Raum. Da die GLP-1-Rezeptoragonisten aber noch nicht so lange auf dem Markt sind, gebe es noch keine Langzeitdaten, so die DPhG. Auch die Tatsache, dass es nach Absetzen der Arzneimittel wieder zur Gewichtszunahme kommt, spricht die DPhG in der Stellungnahme an. Das bedeute, dass GLP-1-Rezeptoragonisten im Prinzip ein Leben lang angewendet werden müssten.
„GLP-1-Agonisten als Einstieg in Lebensstiländerungen“
Verteufeln möchte die Fachgesellschaft die Substanzen aber ganz offensichtlich nicht. Denn die Stellungnahme endet mit der Frage, wie ein rationaler Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten aussehen könnte. Nach Ansicht der DPhG könnten sie dabei helfen, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten von Übergewichtigen nachhaltig zu verändern. „Das wäre ein enormer Fortschritt, denn wir wissen, wie schwierig es ist, schlechte Essgewohnheiten abzulegen“, heißt es weiter. Eine Behandlung mit GLP-1-Rezeptoragonisten könnte somit durch einen schnellen Erfolg bei der Gewichtsreduktion einen Einstieg in Lebensstiländerungen erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen – schließlich sei beispielsweise mehr Bewegung bei starker Fettleibigkeit nicht ganz einfach. Gelänge das, könnten Patienten auch nach Absetzen oder Ausschleichen der GLP-1-Rezeptoragonisten möglicherweise ihr Gewicht halten, hofft die DPhG. Hierzu werde es dann in näherer Zukunft hoffentlich Studien geben.
Wie könnte in der Apotheke beraten werden?
Auch dazu, wie Patient*innen jetzt schon in der Apotheke beraten werden könnten, hat sich die DPhG in der Stellungahme Gedanken gemacht: „Am wichtigsten ist es wohl, ihnen zu erklären, warum zu einer Therapie mit GLP-1-Rezeptoragonisten bei Adipositas immer Änderungen des Ernährungsverhaltens und der körperlichen Aktivität gehören. Oder andersherum ausgedrückt: Ohne Lebensstilanpassung hat man nicht lange etwas von Ozempic® & Co.“ Auf diese Weise könnten GLP-1-Rezeptoragonisten einen Anreiz für die Patienten darstellen, eine schon lange geplante Anpassung des Lebensstils bei Adipositas endlich anzugehen, schreibt die DPhG. „So eingesetzt wären sie tatsächlich ein Gamechanger in der Behandlung adipöser Patienten.“
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