„Heilloses Durcheinander“

ABDA lehnt Pläne für Notfallversorgungsreform ab

Berlin - 12.06.2024, 10:45 Uhr

Die Notfallversorgung soll besser organisiert werden, welche Rolle werden Apotheken spielen? (Foto: IMAGO / Rust)

Die Notfallversorgung soll besser organisiert werden, welche Rolle werden Apotheken spielen? (Foto: IMAGO / Rust)


Apotheken spielen in den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Reform der Notfallversorgung eine gewisse Rolle. Die ABDA hat nun deutlich gemacht, dass sie die Ideen ablehnt: Sie fürchtet Doppelstrukturen und eine Qualitätsreduzierung.

Die Bundesregierung will die Notfallversorgung reformieren. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach legte in der vergangenen Woche einen entsprechenden Referentenentwurf vor. Grundsätzlich sollen vertragsärztlicher Notdienst, die Notaufnahmen der Krankenhäuser und die Rettungsdienste besser miteinander vernetzt werden. Unter anderem ist auch geplant, integrierte Notfallzentren als sektorenübergreifende Notfallversorgungsstrukturen flächendeckend zu etablieren. Hier käme dann auch den Apotheken eine neue Rolle zu. Um die Versorgung von Patientinnen und Patienten einer Notdienstpraxis mit Arzneimitteln und apothekenpflichtigen Medizinprodukten sicherzustellen, hat die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) zusammen mit dem jeweiligen Krankenhausträger einen Versorgungsvertrag mit einer öffentlichen Apotheke zu schließen. Genaueres muss noch geregelt werden.

Die ABDA lehnt die Pläne ab. Das machte sie an diesem Mittwoch klar und erläuterte auch ihre Bedenken bezüglich der Reform: Sie befürchtet ein „heilloses Durcheinander von dispensierenden Ärztinnen und Ärzten, Apotheken-Abgabestellen an Notfallzentren und den etablierten Apotheken-Notdiensten“. Das sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Sie sieht die Schaffung von „Doppelstrukturen, die zudem noch kostenträchtig sind“.

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Darüber hinaus sieht die ABDA-Präsidentin aber auch die Gefahr einer „Qualitätsreduzierung“: „An die Abgabestellen in den Notfallzentren sollen geringere Anforderungen gestellt werden als an richtige Apotheken.“ Die vorgesehenen Abgabestellen könnten nur ein beschränktes Sortiment bereithalten. „Das birgt die Gefahr, dass der Patient nur teilweise versorgt wird oder zu ‚Notlösungen‘ gegriffen wird.“

Unklar sei auch, wie die Abgabestellen organisiert werden sollen. Overwiening dazu: „Viele Medikamente müssen dauerhaft gekühlt gelagert werden. Außerdem sind die Apotheken eine Säule des digitalen EU-Fälschungsschutzsystems. Solche Maßnahmen sind für die sichere Arzneimittelversorgung unerlässlich. Wenn die Bundesregierung in der Notdienstversorgung darauf verzichten will, riskiert sie die Sicherheit der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung.“

Overwiening fordert, „die große Erfahrung, die die Apothekerschaft in der Notfallversorgung hat, bei ihren weiteren Überlegungen zu berücksichtigen“. Die Vor-Ort-Apotheken würden jedes Jahr mit mehr als 420.000 Notdiensten die Versorgung der Bevölkerung sichern. „Wir hätten einige digitale und innovative Versorgungsvorschläge, damit Patientinnen und Patienten auch in Zukunft nachts und am Wochenende schnell und sicher an ihre Arzneimittel kommen.“


Deutsche Apotheker Zeitung
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