Fussball-EM 2024

UEFA-Kampagne zur Herz-Lungen-Wiederbelebung

Stuttgart - 20.06.2024, 09:15 Uhr

Spanische Spieler lernen, wie man eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführt. (Foto: Real Federación Española de Fútbol)

Spanische Spieler lernen, wie man eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführt. (Foto: Real Federación Española de Fútbol)


Im Juni 2021 war der dänische Fußballspieler Christian Eriksen bei den Europameisterschaften im Spiel gegen Finnland bewusstlos zusammengebrochen. Der damals 29-Jährige konnte durch eine Herzdruckmassage und einen Defibrillator gerettet werden. Dieses Ereignis war Anlass für die Verantwortlichen der UEFA, jetzt bei der EM eine Wiederbelebungskampagne zu initiieren. Die Kampagne setzt neben Werbung auch auf praktisches Reanimationstraining von Spielern und Fans. 

Die Reanimationsquote von Laien liegt in Deutschland bei 50 Prozent. 70.000 Menschen sterben hierzulande jährlich an einem plötzlichen Herztod. Die Union of European Football Associations (UEFA) will das in Kooperation mit dem European Resuscitation Council und des Go-and-save-a-life-Kurses ändern: Die Kampagne „get trained, save Lives“ will dem Thema Herz-­Lungen-Wiederbelebung nicht nur Aufmerksamkeit geben, sondern auch mit anpacken. 

In 11 Fanzonen in ­Europa werden Wiederbelebungs­trainings für Fans angeboten, es gibt ein interaktives Trainingsmodul für die Herzdruckmassage und Wiederbelebungswettbewerbe mit Reanimationspuppen sowie Reanimations­schulungen für die Fußballteams und Angestellten der UEFA. 

Inzwischen wurden im Rahmen der Kampagne ungefähr 12.000 Menschen geschult, wie es in einer Pressemitteilung der UEFA heißt. Bereits im Februar 2024 wurde unter www.get-trained.com ein interaktives Trainingsmodul eingeführt, in dem Wiederbelebungsmaßnahmen von prominenten Spielern in weniger als vier Minuten erklärt werden. Das „Training“, in dem der Nutzer wiederbeleben übt, findet dann in einer virtuellen Umkleidekabine statt.  

Während der Euro2024 wird die gesamte Kampagne mit einem TV-Werbespot unterstützt und auf Tafeln in den Stadien sichtbar sein. In den Fanzonen gibt es Stände, bei denen Fans in einem E-Learning-Kurs gezeigt wird, wie man eine Herzdruckmassage und Beatmung durchführt. Mit Reanimationspuppen kann dann geübt werden.  

Reanimationspuppe selbst basteln 

Sie wollen die Herzdruckmassage üben, aber haben keine Reanimationspuppe zuhause? Mit einer leeren Plastik­flasche mit aufgeschraubtem Deckel kann der Widerstand, gegen den man bei der Wiederbelebung andrückt, ­simuliert werden. Die Flasche in ein T-Shirt legen und zum Beispiel Zeitungspapier als Füllmaterial verwenden. Damit dieses nicht aus dem Shirt fällt beim Drücken, verschließen Sie die Unterseite und Ärmel mit Gummibändern. 

Mehr Herzinfarkte während WM 2014 

Die Zahl der Herzinfarkte in Deutschland war während der Weltmeisterschaft 2014 signifikant höher als in vergleichbaren Zeiträumen. Zu diesem Schluss kommt eine 2021 in Scientific Reports veröffentlichte Studie. Die Klinik-Mortalitätsrate blieb hingegen unverändert. Während der WM 2014 erlitten 18.479 Menschen einen Herzinfarkt, in den Vergleichszeiträumen 2013 18.089 und 2015 17.794.

Reanimieren in Kürze

Um bei einem stehen gebliebenen Herz den Blutfluss aufrechtzuerhalten, sollte in der Mitte zwischen Hals und Bauch das Brustbein ungefähr fünf Zentimeter tief eingedrückt werden, also etwas mehr als eine Handbreit. Dann sollte 30-mal mit ausgestreckten Armen mit den Handballen der Brustkorb gedrückt werden und zweimal Luft über eine Mund-zu-Mund-Beatmung eingeblasen. Zur Beatmung das Kinn des Kollabierten vorsichtig nach oben heben, sodass die Luftröhre gerade liegt und nicht abknickt. Die Nasenflügel zusammendrücken und den Mund auf den geöffneten Mund des zu Rettenden pressen und eine Sekunde lang kräftig ausatmen. Nachdem zweimal beatmet wurde wieder 3-mal drücken und so weiter bis der Notarzt eintrifft oder ein Defibrillator ausgelöst wird. 

Um in den Rhythmus des Drückens zu kommen, kann man sich bei verschiedenen Songs orientieren: 100 bis 120 beats per minute hat zum Beispiel „Stayin Alive“ von den Bee Gees, „Dancing Queen“ von Abba oder „Atemlos durch die Nacht“ von Helene ­Fischer. Das Deutsche Rote Kreuz hat beim Musik-Streamingdienst Spotify eine „Playlist zur Wiederbelebung“­ ­erstellt mit Songs, die den entsprechenden Rhythmus haben. 


Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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