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25. Internationale AIDS-Konferenz in München
Der Kampf gegen HIV – ein Update
Das Thema HIV/AIDS ist heute in den meisten Köpfen nicht mehr so präsent, wie es früher einmal war. Das ist ein Fehler: UN-Experten blicken mit Sorge vor allem nach Osteuropa und Zentralasien, wie sie zu Beginn der 25. Internationalen AIDS-Konferenz in München diese Woche erklärten. Auf der Konferenz sollen auch die Daten zum „zweiten Berliner Patienten“ vorgestellt werden.
Nach über 30 Jahren findet vom 21. bis 26. Juli 2024 die 25. Internationale AIDS-Konferenz (acquired immuno deficiency syndrome, AIDS) wieder in Deutschland statt. 1993 hatten sich die Experten in Berlin versammelt.
Darauf macht aktuell unter anderem die Deutsche Aidshilfe aufmerksam. Mit einem Newsticker berichtet sie aus München. Demnach machte UNAIDS, das Programm der Vereinten Nationen gegen HIV, zum Auftakt der Konferenz darauf aufmerksam, dass trotz erheblicher Fortschritte bei der HIV-Prävention die Neuinfektionen
- im Nahen Osten und Nordafrika,
- in Osteuropa und Zentralasien sowie
- in Lateinamerika steigen.
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Auch die Deutsche Presse-Agentur berichtet, dass UN-Experten mit Sorge vor allem nach Osteuropa und Zentralasien blicken: 2023 wurden in der Region Osteuropa und Zentralasien 140.000 neue Infektionen gemeldet, ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zu 2010. Die weitaus meisten der neuen HIV-Infektionen konzentrieren sich auf Russland, die Ukraine, Usbekistan und Kasachstan.
Politische Unruhen
Auch die Zahl der AIDS-bedingten Todesfälle erhöhte sich in der Region und erreichte im Jahr 2023 mit 44.000 Toten 34 Prozent mehr als 2010. Test- und Behandlungsprogramme seien für viele Menschen in der Region nicht verfügbar – das gelte besonders für die am stärksten betroffenen Gruppen wie Sexarbeitende, Männer, die Sex mit Männern haben, Transgender-Menschen und Personen, die sich Drogen spritzen.
Der Kampf gegen HIV in der Region werde auch durch den Krieg in der Ukraine sowie bewaffnete Konflikte und politische Unruhen in anderen Ländern beeinflusst. Der Ukraine sei es aber trotz des Krieges gelungen, ihre HIV-Dienstleistungen aufrechtzuerhalten, insbesondere die Bereitstellung von Therapien. Dennoch bedeuteten der Krieg in der Ukraine wie auch zahlreiche wirtschaftliche und politische Probleme in der Region langfristige Risiken für die HIV-Bekämpfung.
Kondome nutzen!
Die Verwendung von Kondomen bleibe die wirksamste und kostengünstigste Methode zur HIV-Prävention, jedoch werden sie Experten zufolge immer weniger genutzt. Der Zugang zu Arzneimitteln zur Prävention von Infektionen wie der medikamentösen Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) sei außer in wohlhabenden Ländern gering.
UN-Ziel für 2030 kann noch erreicht werden, wenn ...
Trotz großer Erfolge im Kampf gegen AIDS sind die Vereinten Nationen insgesamt noch weit von ihrem Ziel entfernt, die Immunschwäche-Krankheit bis 2030 weitgehend zu besiegen, denn immer noch stirbt jede Minute ein Mensch an den Folgen von AIDS, so die dpa in ihrer Pressemitteilung. Doch wenn die Verantwortlichen jetzt die Mittel aufstockten und unter anderem die Rechte von besonders betroffenen Gruppen schützten, könne das UN-Ziel für 2030 noch erreicht werden.
Erfolge im Kampf gegen AIDS gebe es insbesondere in Afrika südlich der Sahara, obwohl dort die Zahlen weiter hoch sind. Die HIV-Neuinfektionen gingen laut UNAIDS seit 2010 weltweit um 39 Prozent zurück, im östlichen und südlichen Afrika sogar um 59 Prozent.
Dem Report zufolge könnte sich die Zahl der mit HIV Lebenden, die eine lebenslange Behandlung benötigen, bis 2050 auf etwa 29 Millionen stabilisieren, wenn die Politik jetzt die notwendigen Maßnahmen ergreife. Es werde deutlich höhere Kosten verursachen, wenn AIDS nicht entsprechend bekämpft werde. Dann könne einer Studie zufolge die Zahl der Menschen, die lebenslange Unterstützung benötigen, auf 46 Millionen steigen. Im Jahr 2023 waren es 39,9 Millionen.
Von Zwischenziel noch weit entfernt
Im vergangenen Jahr infizierten sich nach Daten des UNAIDs-Reports rund 1,3 Millionen Menschen neu mit dem Virus. Als Zwischenziel sollten die jährlichen Neuinfektionen bis 2025 auf unter 370.000 gesenkt werden – im Jahr 2023 lag die Zahl damit aber immer noch 3,5-mal so hoch.
Die Zahl der Todesfälle infolge von AIDS war mit 630.000 zwar nur noch halb so hoch wie 2010. Die Welt sei jedoch nicht auf Kurs, um das Zwischenziel für 2025 zu erreichen, die AIDS-bedingten Todesfälle auf unter 250.000 zu reduzieren.
Kinder erheblich benachteiligt
Auch wenn die Zahl der Menschen mit antiviraler Behandlung gestiegen ist: Noch immer hat fast jeder vierte Betroffene keinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten, die auch eine Weiterverbreitung des Virus verhindern. Ausgerechnet Kinder seien erheblich benachteiligt: Haben von den Infizierten ab 15 Jahren 77 Prozent Zugang, so sind es bei den Kindern bis 14 Jahren nur 57 Prozent.
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Bis Freitag wollen Mediziner:innen, Gesundheitsexpert:innen und Aktivist:innen aus mehr als 175 Ländern auf Einladung der Internationalen AIDS-Gesellschaft in München nun noch darüber beraten, wie der Erreger HIV und das erworbene Immunschwächesyndrom AIDS in Zukunft weiter eingedämmt werden können. Auch eine mögliche Heilung von HIV dürfte dabei thematisiert werden.
Charité-Forscher: Weiterer Mensch von HIV geheilt
Weltweit gelten nur wenige Menschen als von HIV geheilt. In Deutschland waren es bisher zwei Patienten. Nun berichtete vergangene Woche die Berliner Charité, dass ein weiterer HIV-Patient geheilt wurde. Bei dem als „zweiten Berliner Patienten“ bezeichneten Mann sei trotz abgesetzter antiviraler Therapie seit mehr als fünf Jahren kein HI-Virus mehr nachweisbar, teilten die beteiligten Forscher der Charité mit. Damit sei er als dritter Mensch in Deutschland und – je nach Zählweise – als sechster oder siebter Mensch weltweit als geheilt anzusehen.
Die Daten sollen am 24. Juli 2024 auf der Welt-AIDS-Konferenz in München vorgestellt werden. Sie sind noch nicht von unabhängigen Experten begutachtet worden.
Der „Berliner Patient“ – Teil 2?
HIV, CCR5 und die Hoffnung auf Heilung
Der bisher als „Berliner Patient“ bekannte Timothy Brown war der erste Mensch, der vor mehr als 15 Jahren vom HI-Virus geheilt wurde. Der nun vorgestellte „zweite Berliner Patient“, ein heute 60-Jähriger, wurde nach Angaben der Charité 2009 positiv auf HIV getestet. 2015 wurde bei ihm außerdem eine akute myeloische Leukämie (AML) festgestellt.
Was beim „zweiten Berliner Patienten“ anders ist
Beim ersten „Berliner Patienten“ war es gelungen, einen Stammzellenspender zu finden, dessen Gewebeeigenschaften zum Empfänger passten und der eine immunitätsstiftende Mutation der CCR5-Rezeptoren gegen HIV in sich trug. Weltweit wurden bisher vier weitere Personen auf diese Weise behandelt und gelten als geheilt. Die Behandlung ist riskant, das therapiebedingte Sterblichkeitsrisiko liegt nach Angaben der Charité bei rund zehn Prozent.
Beim „zweiten Berliner Patienten“ wurde für die Stammzellspende keine geeignete HIV-immune Person gefunden. Die Spenderin hatte aber „auf ihren Zellen neben der normalen Version des CCR5-Rezeptors zusätzlich auch die mutierte Version der Andockstelle“, sagte Olaf Penack, Oberarzt der Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, der auch schon den ersten „Berliner Patienten“ behandelt hat. Dies verleihe jedoch keine Immunität gegen das HI-Virus.
Nach der Stammzellspende bekam der Patient eine antiretrovirale Therapie gegen das Virus. Er setzte diese 2018 aber aus eigener Entscheidung ab. Seitdem gebe es keinen Hinweis auf eine erneute Virusvermehrung.
Die Forscher untersuchen aktuell, wie der Erfolg zu erklären ist. Eine Rolle könne spielen, dass das Immunsystem des Erkrankten sehr schnell durch das Spenderimmunsystem ersetzt wurde.
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