Apokix-Umfrage zum Apotheken-Reformgesetz

Richtige Ansätze, falsche Umsetzung

Berlin - 02.08.2024, 16:00 Uhr

Das IFH Köln hat im Juli 2024 Apothekenleiter*innen nach ihrer Einschätzung zu den Details der Apothekenreform gefragt. (Foto Schelbert)

Das IFH Köln hat im Juli 2024 Apothekenleiter*innen nach ihrer Einschätzung zu den Details der Apothekenreform gefragt. (Foto Schelbert)


Die geplante Apotheken-Reform greift zwar viele wichtige Themen auf – doch die konkrete Umsetzung halten die Apothekenleiter*innen zumeist für nicht geglückt. Das zeigen die Ergebnisse der Apokix-Juli-Umfrage.

Dass die geplante Apotheken-Reform bei Apotheker*innen generell wenig Anklang findet, ist bekannt. Das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln hat für seine Juli-Umfrage nochmals im Detail nachgehakt. Und dabei zeigt sich: Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat aus Sicht von zwei Drittel der insgesamt 139 befragten Apothekenleiterinnen und -leiter durchaus die richtigen und wichtigen Themen im Apothekenbereich aufgetan – allerdings müsse bei der Ausgestaltung der geplanten Maßnahmen erheblich nachgebessert werden.

Schon beim erklärten Ziel des Gesetzesvorhabens – die Sicherung der flächendeckenden Versorgung, gerade auch in ländlichen Gebieten – gaben 94 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen an, dass sie nicht glauben, dieses könne mit den vorgesehenen Maßnahmen erreicht werden. Vielmehr erwarten 95 Prozent, dass sich das Apothekensterben beschleunigen werde, wenn die Reform wie geplant – unter anderem durch vermehrte Zweigapotheken – umgesetzt werden sollte.

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So halten es zwar 99 Prozent für ein wichtiges Thema, dass die Selbstverwaltung von Apothekern und Kassen ab 2027 das Fixum jährlich anpassen soll – aber nur 14 Prozent meinen, der konkrete Ansatz dazu im Reformgesetz-Entwurf sei der richtige Weg. Dass Geld aus dem Fonds für pharmazeutische Dienstleistungen umgewidmet werden soll, um Notdienste besser zu vergüten, ist für 91 Prozent grundsätzlich wichtig – aber nur 16 Prozent halten die Idee für gut umgesetzt. Ein positiveres Bild zeichnet sich hinsichtlich des Versprechens ab, die Notdienstpauschale auf rund 550 Euro zu erhöhen. Ein wichtiges Thema, sagen 89 Prozent – und 55 Prozent halten auch die Umsetzung für gut.

Nicht alles wird als rundum schlecht empfunden

Was die angedachten Strukturreformen betrifft, überwiegt die Einschätzung einer geglückten Umsetzung in zwei Punkten: Beim Einsatz ausländischer Fachkräfte für pharmazeutische Tätigkeiten bereits während des Anerkennungsverfahrens und der Möglichkeit, die Leitung von Filial- und Zweigapotheken unter zwei Apotheker*innen aufzuteilen. Allerdings: Ersterer Punkt wird nach derzeitigem Stand der Dinge aus dem noch ausstehenden Kabinettbeschluss wieder herausfallen – er könnte das gesamte Gesetzgebungsverfahren zustimmungsbedürftig machen, was Karl Lauterbach unbedingt vermeiden will.

Noch etwas mehr Zuspruch bekommen die Reformideen rund um neue Leistungen und Möglichkeiten im Betrieb. So halten 80 Prozent flexiblere Öffnungszeiten für wichtig – und 52 Prozent sind auch mit dem Ansatz des BMG einverstanden. Auch dass Betäubungsmittel künftig mit anderen Arzneimitteln im Kommissionierautomaten aufbewahrt werden können sollen, kommt bei 49 in der konkreten Umsetzung gut an. Dass mehr Impfungen und spezielle Schnelltests in die Apotheken einziehen sollen, halten zwar nicht alle für wichtig – aber von denen, die es wichtig findet, hält es die Mehrheit für gut umgesetzt. 

Nicht zuletzt fehlen den Umfrageteilnehmer*innen auch noch einige Themen in der Reform – welche, zeigt folgende Grafik:

IFH Köln

Konjunkturindizes sinken

Vor dem Hintergrund der möglicherweise schon im kommenden Jahr greifenden Apothekenreform fällt im Juli auch die Bewertung der aktuellen Geschäftslage und der Geschäftserwartungen pessimistischer als im Vormonat aus. Nur 14 Prozent sehen ihre aktuelle Geschäftslage (sehr) positiv – 55 Prozent hingegen (sehr) negativ. Der Rest ist im neutralen Mittelfeld. Somit ergibt sich ein Index von 59,7 Punkten, das sind 7,9 Punkte weniger als im Vormonat und 2,1 Punkte weniger als ein Jahr zuvor. 

Der Index für die in den kommenden zwölf Monaten erwartete Geschäftslage liegt sogar bei nur noch 30,9 Punkten – 5,1 Punkte weniger als im Juni und 19,4 Punkte weniger als im Vorjahr. Ein Indexwert von 100 spiegelt eine ausgeglichene Stimmung wider; davon sind die Apotheker*innen derzeit weit entfernt.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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