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Eine Kollegin berichtet
Liquidität am Limit – wenn Hochpreiser zur Last werden
Die Abgabe von hochpreisigen Arzneimitteln gilt aufseiten der Kassen und der Politik als lukrativ für Apotheken. Doch eine Kollegin aus Berlin ist gar nicht glücklich darüber, dass derzeit besonders viele Hochpreiser-Rezepte in ihren Apotheken landen – denn die Finanzierung treibt sie an den Rand ihrer Liquidität. Eine E-Mail aus dem Bundesministerium für Gesundheit an die ehemalige BAK-Präsidentin Magdalene Linz lässt erahnen, dass vom Gesetzgeber kurzfristig keine Hilfe zu erwarten ist.
Glaubt man dem Narrativ der Krankenkassen, müssten Hochpreiser-Rezepte dank der 3-Prozent-Marge in den Apotheken besonders beliebt sein. Unter anderem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) scheint die Einschätzung zu teilen, dass die Abgabe teurer Arzneimittel für die Apotheken derzeit sehr, wenn nicht sogar zu lukrativ ist: Er will mit der geplanten Apothekenreform den variablen Anteil der Vergütung schrittweise von 3 auf 2 Prozent senken und die freiwerdenden Mittel in eine Erhöhung des Fixums stecken.
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Doch die Realität sieht anders aus. In den meisten Apotheken sorgen Hochpreiser-Rezepte keineswegs für ausgelassene Stimmung. Denn dass solche Verordnungen auch wirtschaftlich solide Betriebe an den Rand ihrer Liquidität treiben können, zeigt der Bericht einer Kollegin aus Berlin. „Bei uns ist die Zahl der Hochreiser-Verordnungen schleichend immer weiter gestiegen“, sagt die Inhaberin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Inzwischen seien ihre Umsätze mit Hochpreisern phasenweise doppelt so hoch wie früher üblich.
Manchmal geht nur eins: um Geld betteln
Was für Fachfremde zunächst gut klingen mag, hat jedoch einen gewaltigen Haken: Die Zwischenfinanzierung bleibt an der Apotheke hängen. „Der Großhandel bucht alle zehn Tage ab, das Geld von den Krankenkassen kommt aber nur einmal im Monat“, erklärt die Apothekerin. Auch die Abschläge, die sie vorab vom Rechenzentrum erhält, reichten nicht aus. Die Folge: Manchmal müsse sie den Großhandel anrufen und darum bitten, die Abbuchung aufzuschieben, oder beim Abrechner nach einer Erhöhung des Abschlags fragen. „Ich führe meine Apotheken vernünftig und komme finanziell eigentlich gut über die Runden. Und trotzdem muss ich um Geld betteln. Das macht mir zu schaffen.“
Erst kürzlich musste sie ein Rezept im Wert von rund 65.000 Euro beliefern. Solche Summen aufzubringen, schmerzt. „Aber ich bin nun einmal in der Pflicht, eine Lösung zu finden. Die Patienten können ja auch nichts dafür.“ Weshalb die Zahl der Hochpreiser-Rezepte in den vergangenen Monaten in ihren Apotheken so stark gestiegen ist, kann sich die Inhaberin nicht erklären. „Wir haben keine Praxen im Umfeld, die besonders hochpreisig verordnen. Die Rezepte stammen von überall her, besonders oft aus der Charité und anderen Krankenhäusern.“ Die Berliner Universitätsmedizin gehört mit knapp 3.300 Betten zu den größten Unikliniken in Europa und zählt zu den forschungsintensivsten medizinischen Einrichtungen in Deutschland. Keiner der vier Standorte befindet sich in der Nähe der Apotheke.
Verkürzte Abrechnungsintervalle als Lösung?
Ähnliche Sorgen wie die Kollegin aus Berlin quälen derzeit wohl viele Apothekerinnen und Apotheker in ganz Deutschland. Und auch wenn sich in ihrem Fall Großhandel und Abrechner kulant zeigen: Ein tragfähiges Modell für die Zukunft ist diese Art der Geldbeschaffung nicht. Abfedern ließe sich das Problem aus Sicht der betroffenen Inhaberin, wenn die Abrechnungsintervalle der Rechenzentren mit den Krankenkassen verkürzt werden würden und so auch die Apotheken von schnelleren Zahlungseingängen profitieren könnten.
Diese Auffassung vertritt auch Magdalene Linz, ehemalige Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen und der Bundesapothekerkammer. Auch wenn sie ihre beiden Apotheken in Hannover inzwischen an ihre Tochter Constanze Linz übergeben hat, wird sie nicht müde, sich (berufs-)politisch für die Belange der Apotheken einzusetzen. In ihrer Funktion als Vorständin der Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken (DAH²KA) nahm sie kürzlich an der Verbändeanhörung zur Apothekenreform im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) teil. Bei diesem Termin sei auch die Finanzierungsproblematik bei Hochpreisern auf den Tisch gekommen, berichtet sie im Gespräch mit der DAZ. Gleich mehrere Verbände hätten darauf hingewiesen, wie sehr die Abgabe besonders teurer Arzneimittel die Apotheken in Bedrängnis bringen kann. „Ich habe den Eindruck, dass sowohl die Systematik als auch die Brisanz bisher nicht im BMG angekommen waren“, sagt Linz.
BMG: Verständnis, aber eigentlich eine Sache der Selbstverwaltung
Im Nachgang habe sie Abteilungsleiter Thomas Müller, der im Ministerium auch für die Apothekenthemen zuständig ist, eine E-Mail geschrieben. Dank ihrer langjährigen Arbeit in der Standespolitik kenne sie ihn gut. Um die Apotheken in Sachen Hochpreiser zu entlasten, habe sie angeregt, die Vorteile des E-Rezepts zu nutzen und die Abrechnungsintervalle mit den Krankenkassen zu verkürzen. So ließe sich zumindest die Liquidität der Apotheken sichern. Müller habe ihr noch am selben Tag geantwortet und Verständnis gezeigt. Er wolle den Sachverhalt prüfen – die Angelegenheit sei aus seiner Sicht jedoch zunächst Sache der Selbstverwaltung. Mögliche Lösungsansätze könne man gegebenenfalls gesetzgeberisch unterstützen.
Dass im Zuge der Apothekenreform Erleichterungen für die Apotheken bezüglich der Hochpreiser-Problematik zu erwarten sind, glaubt Linz mit Blick auf die Antwort aus dem BMG nicht. Für sie ist klar: „Der Ball liegt jetzt beim Deutschen Apothekerverband, der das Gespräch mit Kassen und Rechenzentren suchen muss.“
5 Kommentare
%-Kosten
von H.Lehmann am 09.08.2024 um 12:02 Uhr
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Her mit den Hochpreisern!
von Johannes Berlitz am 09.08.2024 um 9:32 Uhr
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Keine gute Idee!
von Dr. Radman am 09.08.2024 um 8:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Keine gute Idee
von Holger am 09.08.2024 um 15:21 Uhr
AW: Keine gute Idee
von Dr. Radman am 09.08.2024 um 19:27 Uhr
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