Heilberufe in Brandenburg

Nachwuchsförderung sichert Gesundheitsversorgung

Berlin - 18.09.2024, 13:15 Uhr

Nachwuchs ist der wichtigste Garant für die Sicherung der Gesundheitsversorgung der Zukunft. Hier sehen die Heilberufe eines der Hauptprobleme. (Foto: DAZ / Schelbert)

Nachwuchs ist der wichtigste Garant für die Sicherung der Gesundheitsversorgung der Zukunft. Hier sehen die Heilberufe eines der Hauptprobleme. (Foto: DAZ / Schelbert)


Im Vorfeld der Landtagswahl in Brandenburg weisen Vertreter der Heilberufe auf die Missstände in ihren Versorgungsbereichen hin und fordern die zukünftige Landesregierung zu zukunftssichernden Maßnahmen auf. Dabei spielt der Nachwuchsmangel auch für die Apotheken eine zentrale Rolle.

In Brandenburg haben Zahnärzte, Ärzte, Kliniken, Psychotherapeuten und Apotheker am Montag die Landesregierung zum Handeln aufgerufen, um in Zukunft eine „bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu sichern“. 

In einer gemeinsamen Presseerklärung fordern unter anderem die Landesapothekerkammer und der Apothekerverband Brandenburg sowie die Kassen(zahn)ärztliche Vereinigung und Landes(zahn)ärztekammer die Schaffung „staatlicher Studienangebote in Brandenburg, insbesondere für Zahnmedizin und Pharmazie.“ Experten aus den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens sollen aktiv in politische Entscheidungen eingebunden werden, fordern die Organisationen, um einer Verschlechterung der Versorgung insbesondere in ländlichen Regionen entgegenzuwirken.

Fachkräftemangel bekämpfen

Die geplante Apothekenreform bedroht nach Ansicht der Heilberufler die zuverlässige Arzneimittelversorgung. Die Landesregierung müsse hier schnell Gegenmaßnahmen ergreifen, sonst drohe eine „drastische Verschlechterung der Versorgungslage“.

Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser und die Apotheker veröffentlichten zudem jeweils eigene Forderungen an die Landesregierung. Die Landesapothekerkammer und der Apothekerverband Brandenburg machten darin auf die besonders problematische Ausbildungssituation in Brandenburg aufmerksam. Es ist das einzige Bundesland ohne ein Studienangebot für Pharmazie. Und das, obwohl der Apothekerberuf im Land laut einer Fachkräfteanalyse der Bundesagentur für Arbeit schon mehrfach als Engpassberuf eingestuft wurde, betonen die Verbände. Grund dafür ist nicht zuletzt die Überalterung der Apotheker*innen: Bis 2030 würden 100 von ihnen das Rentenalter erreichen. Da in 24 Prozent der 532 Apotheken der Inhaber als einzige approbierte Fachkraft arbeite, drohe bis 2028 an 10 Orten die Schließung der einzigen Ortsapotheke – allein aufgrund des zu erwartenden Renteneintritts.

Auch PTA gelten als Mangelberuf in Brandenburg. Eine Ursache bestehe darin, dass PTA-Schüler*innen bisher keine Ausbildungsvergütung erhalten und sogar einen Teil der Ausbildung bezahlen müssen. Zudem müsse bisher die einzige PTA-Schule in Eisenhüttenstadt Investitionen, wie die „Anschaffung von Waagen, Wasserbänder und anderen Ausrüstungsgegenständen“ aus Spenden finanzieren. 

Der Nachwuchsmangel sei ein wichtiger Faktor für das auch in Brandenburg voranschreitende Apothekensterben: In den Jahren 2022 und 2023 schlossen jeweils zehn Apotheken, 2024 sind es bisher schon elf. Die Apothekerschaft fordert daher die Landesregierung auf, einen festen Haushaltstitel für die Finanzierung der PTA-Schule und für die Ausbildungsvergütung der PTA-Schüler*innen zu schaffen.

Überdies fordern Kammer und Verband, Stationsapotheker in den Kliniken gesetzlich zu fixieren. Das könne die Versorgungsqualität verbessern und Behandlungskosten reduzieren. Allerdings: Auch dafür müssten die Fachkräfte erst einmal vorhanden sein.

Maßnahmen zur Sicherung der Arzneimittelversorgung

Die Apotheken fordern überdies konkrete Maßnahmen zur Sicherung der Lieferketten für Arzneimittel:

  • Stärkung pharmazeutischer Unternehmen und der Apotheken vor Ort
  • zentrale Erfassung von Lieferengpässen und transparente Kommunikation
  • mehr Freiheit der Apotheken beim Austausch nicht verfügbarer Medikamente
  • keine Retaxationen bei Abgabe verfügbarer Alternativen
  • angemessener finanzieller Ausgleich für das Management von Engpässen
  • Produktion von Arzneimittelwirkstoffen vermehrt in Deutschland und Europa
  • Abwanderung von Produktionskapazitäten entgegenwirken
  • Kompetenz der Apotheken für die Herstellung von Arzneimitteln nutzen
  • Verpflichtung der Krankenkassen, Rabattverträge mit mehreren Herstellern zu schließen

Die amtierende Vorsitzende des Apothekerverbands Brandenburg, Andrea König, machte die zentralen Forderungen der Apotheken an die Landesregierung deutlich:

„Die Landesregierung muss sich gegenüber dem Bund für auskömmliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Apotheken vor Ort einsetzen, damit der Rückgang der Apothekenzahlen gestoppt wird, die noch vorhandenen Apotheken stabilisiert werden und damit die besonderen Leistungen der Apotheken im Bereich der Gesundheitsversorgung der Patientinnen und Patienten in allen Regionen des Landes Brandenburg erhalten bleiben. Dazu gehört auch, dass sich das Land Brandenburg für den Erhalt von Apotheken vor Ort mit Apothekerinnen und Apothekern sowie für den Erhalt der Freiberuflichkeit einsetzt.“


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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