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Versorgung chronischer Wunden. Noch immer ein Schattendasein
Auf dem 2. Kongreß der DGfW wurde deutlich, daß Bewegung in den Sektor Wundbehandlung kommt. Die Idee der feuchten Wundbehandlung stammt schon aus den sechziger Jahren. Der englische Arzt George Winter hat sie nach dem Vorbild der Brandblase eingeführt. Er erkannte, daß Wunden besser heilen, wenn sie unter Okklusion feucht gehalten werden. In der Folge sind die Hydroregulationsverbände aus Alginaten oder Schäumen entwickelt worden. Eine Kontrolle der Wundexsudatbildung wurde möglich. Die Traumatisierung durch das Verkleben des Verbandes mit der Wunde sollte der Vergangenheit angehören. Übel riechende Wunden sind eine Belastung für Pfleger, Patient und Angehörige. Eine interessante Weiterentwicklung stellen daher Verbände mit eingearbeiteter Aktivkohle dar. Ein solcher Verband (CarboFlex) ist aus fünf Schichten aufgebaut. Die Wundkontaktschicht besteht aus Cellulose- und Alginatfasern. Sie sorgt für das feuchte Wundmilieu. Darüber liegt ein luftdurchlässiger Schutzfilm aus Kunststoff, der die Aktivkohle vor dem Wundsekret schützt. Die Aktivkohle bildet die mittlere Schicht. Darauf liegt eine Aufsaugschicht aus Viskose und Polyethylen. Sie saugt weiteres Wundsekret auf und erhält so die desodorierende Wirkung der Aktivkohle. Eine wasserabweisende Kunststoffschicht schließt den Verband nach außen ab. Es kann damit also auch geduscht werden.
Zauberwort Hyaluronsäure Standen im vergangenen Jahr noch thrombozytäre Wachstumsfaktoren und Zytokine in der Ulcera-Therapie im Mittelpunkt der Diskussionen, hieß das Zauberwort in diesem Jahr Hyaluronsäure. Die Hyaluronsäure gehört zu den Glucoseaminoglycanen, früher Mucopolysaccharide. Sie liegt als lange unverzweigte Polysaccharidkette aus Glucuronsäure und Acetylglucosamin vor. Das Molekül findet sich nahezu überall in der Natur. Es ist bei allen Spezies fast identisch und deshalb sehr gut biokompatibel. Beim Menschen findet sich die Hyaluronsäure vor allem in der Haut, im Knorpel, in der Synovialflüssigkeit und im Glaskörper. Hyaluronsäure ist wichtig für die Gewebshydratation, die Strukturbildung der extrazellulären Matrix und wirkt als Radikalfänger. Sie fördert das Ablösen der Stammzellen vom Zellverband, eine wichtige Vorstufe der Zellmigration. Angiogenese und Wachstum der Nervenzellen werden unterstützt. Daß die Hyaluronsäure in der Wundheilung eine wichtige Rolle spielt, war schon lange bekannt. Die technische Umsetzung dieses Wissens scheiterte lange an der Instabilität des Moleküls. Es wird nämlich enzymatisch sehr schnell wieder abgebaut. Erst die Veresterung konnte das Problem lösen. Der Benzylester der Hyaluronsäure ist genauso biokompatibel wie die Substanz selbst. Er wird aber langsamer abgebaut, kann gut verarbeitet werden und läßt sich sterilisieren. Solche Verbände werden zum Beispiel als Hydrogelfolie angeboten und sind aufgebaut aus einem Hyaluronsäure-Derivat (HYAFF) und Calciumalginat. Sie werden bei Verbrennungen, bei oberflächlicher Ulcera oder bei Spalthautentnahme eingesetzt. Bei tiefen, nässenden oder schmierig belegten Wunden kann die Substanz auch als steriles Mikrogranulat (Hyalogran) erfolgreich eingesetzt werden. Die Hyaluronsäure sorgt auch beim Thema Hautersatz für einen Durchbruch. Die Züchtung humaner Keratinozyten dauert mehrere Wochen und führt zu äußerst fragilen Transplantaten. In einem ganz neuen Ansatz wird ein Trägermaterial aus Hyaluronsäurederivaten verwendet. Durch diese laserperforierte Trägermembran können vitale, proliferierende Keratinozyten auf das Wundbett aufgebracht werden. Der große Vorteil ist die schnellere Behandlung der Hautoberfläche. Denn es muß nicht bis zur Konfluenz der Zellen gewartet werden. Die Zellen aus der Hautbiopsie des Patienten können auf der Haut weiterwachsen. Diese autologe Keratinozytentransplantation stellt eine außerordentlich vielversprechende Option bei der Behandlung schwer heilender Wunden dar. Hyaluronsäure ist auch hier unabdingbar.
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