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- DAZ 47/1998
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Arzneimittel und Therapie
"Nicht nur die Liebe geht durch den Magen"
Die Bandbreite der Magenerkrankungen ist groß. Sie reicht von harmlosen funktionellen Störungen über Gastritiden und Magenulzera bis hin zu Magenkrebs, der im fortgeschrittenen Stadium kaum mehr operabel ist. Da Magenschmerzen als Leitsymptom grundsätzlich auf alle Erkrankungen hinweisen können, ist eine gezielte Diagnostik das A und O. Methode der Wahl ist die Endoskopie. Bei Blutungen, aber auch bei häufigen Magenschmerzen, länger anhaltendem Sodbrennen und Schluckstörungen ist sie nicht mehr zu umgehen. Sehr zum Leidwesen der Patienten, denn vor einer Endoskopie haben die meisten Menschen Angst. Sorgfältige, behutsame Aufklärung und der Hinweis, daß ein Beruhigungsmittel, in der Regel ein kurz wirksames Benzodiazepin, bei allzu großer Aufregung verabreicht wird, kann den notwendigen Gang in das Endoskopie-Labor erleichtern.
Keine Selbstdiagnose bei Helicobacter pylori!
Obwohl das Bakterium Helicobacter pylori an der Entstehung von Magenulzera nachweislich beteilgt ist und seine Eradikation häufig zu einer Heilung führt, werden die inzwischen in einigen Apotheken angebotenen Tests zur Helicobacter-Eigendiagnose von den Experten abgeleht. Der Grund: Längst nicht jeder, der mit dem "Magenteufel" infiziert ist, erkrankt an einem Magenulkus. Identifzieren sich die Patienten jedoch selbst als Helicobacter-Träger, beharren Sie nicht selten auf einer Eradikation, die in ihrem individuellen Fall nicht notwendig wäre. Aus dem gleichen Grund wird ein generelles Screening auf den Erreger abgelehnt. Ein diagnostischer Nachweis kommt nur bei begründetem Verdacht auf ein Magenulkus in Betracht.
Prophylaxe bei NSAR-Therapie
Neben dem Helicobacter sind in erster Linie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sowie Acetylsalicylsäure Ursache von Magengeschwüren. Patienten, die NSAR einnnehmen und bereits ein Magengeschwür hatten oder unter NSAR Oberbauchbeschwerden bekommen, sollten gleichzeitig einen starken Säurehemmer, wie einen H2-Blocker oder sogar einen Protonenpumpenhemmer, einnehmen. In den meisten Fällen sind die Ursachen von Magenbeschwerden allerdings eher harmlos. Scharf gewürztes oder gepökeltes Essen, fette Süßigkeiten und Alkohol bereiten dem "Multitalent Magen" ebenso Probleme wie Zigaretten und erhöhter Streß. Eine Änderung der Lebensgewohnheiten bringt hier häufig bereits den gewünschten Erfolg.
Quelle
Prof. Dr. Dr. Meinhard Classen, München, Dr. Martin Strauch, München, Prof. Dr. Rudolf Arnold, Marburg, Pressekonferenz: "1. Deutscher Magentag: Denn nicht nur die Liebe geht durch den Magen...", München, 12. November 1998, veranstaltet von der Gastro-Liga e.V., Gießen.
Dr. Beate Fessler, München
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