Wehret den Anfängen oder zurück zu den Anfängen
Liebe KollegInnen! Der BVA wird demnächst Verhandlungen mit dem Arbeitergeberverband aufnehmen, um den von den Arbeitgebern zum 31. Dezember 1998 gekündigten Bundesrahmentarifvertrag neu abzuschließen.
Von seiten der Arbeitgeber ist wieder nichts Positives zu erwarten. Die Arbeitgeberseite behauptet, es gäbe nichts mehr zu verteilen, und denkt gleichzeitig laut vernehmlich darüber nach, was an sozialem Status auf Arbeitnehmerseite abgebaut werden kann: Veränderung der Arbeitszeit auf 40 Stunden in der Woche, Beschneidung der Urlaubszeit und Streichung des Weihnachtsgeldes bzw. des 13. Gehaltes.
Ich habe den Eindruck, man muß sich sozial nichts und niemandem mehr etwas beweisen (DDR gibt es nicht mehr! Sozialismus ist out!). Der BVA hat in all den Jahren hart um optimale Ergebnisse gekämpft. Davon haben alle profitiert, auch wir in den neuen Bundesländern. Aber mich packt der Frust, wenn ich sehe, wie viele Mitarbeiter das als gegeben hinnehmen, die Trittbrettfahrer im besonderen. Die Lohnangleichungen wurden wohlwollend mitgenommen.
Gerade jetzt, wo die Verhandlungen stagnieren, setzen sich nicht mehr alle Arbeitnehmer für neue Ergebnisse ein, viele reagieren gar mit dem Austritt aus dem BVA. Dieses Verhalten ist für mich das denkbar egoistischste. Unter diesen Umständen sind die Bemühungen des BVA um einen neuen guten Bundesrahmentarifvertrag fast zum Scheitern verurteilt.
In Sachsen liegt das Problem noch ganz anders, denn der Sächsische Apothekerverband (SAV) verließ bekanntlich die Tarifgemeinschaft.
Nun wäre es besonders wichtig, Zusammenhalt zu zeigen. Allen BVA-Mitgliedern in den anderen Bundesländern empfehle ich, die Entwicklungen in Sachsen genau zu beobachten, damit Fehler wie bei uns sich dort nicht wiederholen können. Ich verweise nur auf die Septemberausgabe der PTA heute. Die dort veröffentlichten vergleichenden Entlohnungstabellen aller Bundesländer zeigen, wohin eine gespaltene Arbeitnehmerschaft führt. Wir wollen aber nicht vergessen, daß erst die Ängste und die Duldsamkeit der ostdeutschen Mitarbeiter ein solches Lohngefüge ermöglichten.
In unserer weiteren Arbeit müssen wir auch beachten, daß die Apotheker in ihren Verbänden nach der Wende schnell wieder zu quasi zentralistischen Organisationsstrukturen zurückfanden.
Wer im BVA organisiert ist, beweist, daß er noch solidarisch denken kann und über den eigenen Tellerrand hinausschaut. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Die einzige legitime Chance bietet eine starke Gewerkschaft. Wer 214,- DM Jahresbeitrag nicht als Daseinsfürsorge betrachtet, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden.
Der Bundesrahmentarifvertrag muß allen erhalten werden.
B.E., Leipzig
(Name ist der Redaktion bekannt)
PS: An alle sächsischen PI und PTA!
Wir werden uns nun wohl bald bei den Fortbildungen des SAV treffen. Dann werden wir gemeinsam um das uns heute schon zustehende Gehalt strampeln. Ich habe den Eindruck, die meisten Mitarbeiter freuen sich schon darauf, denn dieser Rechtsbruch wurde bisher schweigend hingenommen. Dieses Schweigen wird in Zukunft die bittere Pille der neuen PTA. Die Anklage dieser jungen Menschen wird uns tief ins Herz treffen.
Solidarität tut not, immer und überall.
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