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- DAZ 47/1998
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Die Seite 3
Kommentar
Keine Frage, das Solidaritätsstärkungsgesetz wird jede Apotheke spüren. Es wird in diesen Tagen mit den Verbänden beraten, daher wird der vorgelegte Entwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium nicht unbedingt identisch sein mit dem, was ab 1999 gelten soll. Bei der Absenkung der Arzneimittelzuzahlungen auf acht, neun und zehn Mark dürfte es bleiben, ansonsten könnte es noch zu Änderungen kommen. Gleichwohl bleibt die Tendenz, daß Ärzte, pharmazeutische Hersteller und Apotheker die Kompensation leisten sollen. Wenn das Verordnungsvolumen der Kassenärzte - in Verbindung mit den sinkenden Patientenzuzahlungen - im kommenden Jahr um vier Milliarden Mark gegenüber 1998 heruntergefahren wird, sinkt auch der Rohertrag der Apotheken, von bis zu 50 000 Mark pro Offizin ist die Rede.
Jetzt bekommen alle wichtigen Bereiche wieder feste Deckel aufgeschraubt, sektorale Budgetierung heißt es im Fachchinesisch. Dabei waren gerade die Weichen hin zu flexibleren Lösungen gestellt worden, was kein Freibrief für das ungehinderte, ins Uferlose steigende Verschreiben von Arzneimitteln war. Im Arzneisektor sollten nach der alten Regelung arztgruppenspezifische Richtgrößen die starren Budgets ablösen, die zwar auch Eingrenzungen darstellen, aber dem Arzt die Möglichkeit offen lassen, individuelle Besonderheiten in seiner Praxis als Begründung anzuführen, warum er unter Umständen mehr als der Durchschnitt verordnen mußte. Nun heißt es zurück zu den Anfängen der Budgetierung. Das, was an mühsamer Flexibilisierung auf den Weg gebracht worden ist, ist einkassiert worden. Sektorale Budgets haben viele Nachteile, Feinsteuerung ist damit nicht möglich. Unwirtschaftlichkeiten in einzelnen Bereichen werden einfach fortgeschrieben. Moderne Versorgungskonzepte, die an echten Problemen ansetzen - wie der schlechten Verzahnung zwischen ambulantem und stationärem Sektor - werden so ausgebremst. Jetzt gibt es einen festen Topf für die Arzneiausgaben der niedergelassenen Ärzte. Ist er erschöpft, müssen die Ärzte überlegen, was sie tun. Das Wort von der Rationierung der Arzneimittelversorgung in diesem Zusammenhang kommt nicht von ungefähr. Wird im nächsten Herbst die Diskussion aufflammen, daß einige Kranke zum Jahresende hin womöglich schlechter versorgt werden als zu Jahresanfang? Alle Ärzte werden erneut in eine Schublade gepackt, die mit einer vernünftigen Verschreibungspraxis mit denen, bei denen die Verordnungen nur schlecht nachzuvollziehen sind. Daß der Knüppel "Haftung aus Ärztehonorar" für alle niedergelassenen Mediziner wieder geschwungen wird, berührt die Apotheken stark. Kommt wieder der Jojo-Effekt? 1996 hatte es im Herbst das Notprogramm der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gegeben, die den Ärzten riet, das Bremspedal ganz durchzutreten. Gerade die angstgesteuerten Reaktionen der Ärzte machen jedoch das Arbeiten hinter dem HV-Tisch so schwer, mit Planbarkeit hat das nichts zu tun.
Im Klinikbereich sind Ausweichstrategien wie das Verlagern planbarer Operationen ins nächste Jahr bekannt. Das verheißt nichts Gutes für die Versorgung. Treffend hat der Präsident der Bundesärztekammer festgestellt: Budgetierung begrenzt die Ausgaben, nicht aber Krankheiten und deren Behandlungsmöglichkeit.
Noch ist nicht alles abzusehen, was sich 1999 in der Arzneiversorgung ändern wird, aber eines ist sicher: Es kommt (noch) mehr Bürokratie, denn sonst läßt sich strikte Budgetierung nicht durchsetzen.
Susanne Imhoff-Hasse
PS.: Auf Seite 10 finden Sie eine Information der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Die Informationsseite ist als Kopiervorlage gedacht. Die erstellten Kopien können Sie an Ihre Kunden und Patienten verteilen.
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