Arzneimittel und Therapie

Fomivirsen in den USA zugelassen

Für AIDS-Patienten mit Retinitis, die durch das Cytomegalievirus (CMS) ausgelöst wird, hat die amerikanische Zulassungsbehörde FDA das Medikament Fomivirsen (Vitravene(tm)) zugelassen. Der Hersteller Ciba Vision strebt nun auch in Europa die Zulassung an. Fomivirsen ist das erste Antisense-Oligonukleotid-Medikament, das es bis zur Marktreife gebracht hat.


Die CMV-Infektion der Netzhaut gehört zu den opportunistischen Infektionen, an denen 15 bis 40 Prozent der AIDS-Patienten erkranken. Die CMV-Retinitis führt schnell zur Erblindung, falls keine effektive antivirale Therapie erfolgt. Fomivirsen kommt dann zum Einsatz, wenn übliche Virustatika wie Ganciclovir, Foscarnet oder Cidofovir kontraindiziert sind, wenn diese einen Teil ihrer Maximalwirksamkeit eingebüßt haben oder wenn der Patient bereits resistent geworden ist. Fomivirsen wird unter lokaler Betäubung intravitreal, also in den Glaskörper des Auges, injiziert.
In Phase-III-Studien verhinderte Fomivirsen signifikant die Progression der unaufhörlich voranschreitenden CMV-Retinitis - unabhängig davon, ob die Augenkrankheit neu diagnostiziert wurde oder im fortgeschrittenen Stadium war. Klinische randomisierte Studien zeigen die Wirksamkeit von Fomivirsen in Mono- und Kombinationstherapie. Mit Ganciclovir und Foscarnet sind additive Effekte dokumentiert; Resistenzen gegenüber Fomivirsen wurden bisher nicht beobachtet.

Die Antisense-Therapie


Die Antisense-Technologie ist ein vollkommen neuer Weg, um pharmazeutische Wirkstoffe zu konzipieren. Sie wird unter anderem auch für die Entwicklung neuer Krebstherapeutika eingesetzt. Herkömmliche Arzneimittel reagieren z.B. direkt mit den Proteinen, die Krankheiten auslösen oder forcieren. Antisense-Wirkstoffe hingegen greifen einen Schritt früher ein, indem sie schon die Produktion dieser krankheitsauslösenden Proteine im Syntheseschritt hemmen.
Antisense-Oligonukleotide, kurze synthetische Nukleinsäure-Ketten, binden an die komplementäre Sequenz der mRNA des Zielproteins (Sense-RNA), wodurch die Bildung dieses Zielproteins spezifisch gehemmt wird.
Fomivirsen ist ein solches Antisense-Oligonukleotid, das zielgerichtet an eine spezifische mRNA des Cytomegalievirus bindet. Diese mRNA kodiert mehrere Proteine, die für die Vermehrung des Virus notwendig sind. Die Bindung von Fomivirsen an diese Ziel-mRNA führt folglich zur Hemmung der Proteinsynthese und somit zur Hemmung der Virusreplikation. Fomivirsen erkennt absolut spezifisch nur die gewünschte Virus-RNA.
Aufgrund dieses neuen, selektiven Wirkprinzips eignet sich Fomivirsen besonders gut für Patienten, die resistent gegenüber den üblichen Virostatika sind. Zusätzlich bietet die lokale Anwendung von Fomivirsen viele Vorteile für den Patienten gegenüber den üblichen systemischen oder intravenösen Therapien bei CMV-Retinitis. Fomivirsen zeigt keine Wechselwirkungen mit systemischen AIDS-Therapeutika wie Zidovudin. Quelle
Pressemitteilung der Ciba Vision Vertriebs GmbH, Großostheim.
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