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Schlaganfallprävention - Acetylsalicylsäure in jedem Fall?

Acetylsalicylsäure senkt das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall, erhöht aber gleichzeitig die Gefahr einer Gehirnblutung, so dass vor Therapiebeginn eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte.


Acetylsalicylsäure (ASS) wird in großem Umfang zur primären und sekundären Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen eingesetzt. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Acetylsalicylsäure das Risiko eines Myokardinfarkts und eines Schlaganfalls aufgrund ischämischer Verengungen deutlich reduzieren kann. Allerdings weisen einige Untersuchungen auch darauf hin, dass die langfristige ASS-Einnahme zu einem gehäuften Auftreten zerebraler Blutungen führt.

Metaanalyse von 16 randomisierten Studien


In einer Metaanalyse wurde das Risiko für einen hämorrhagischen Schlag unter der ASS-Einnahme ermittelt. Dazu wurden 16 umfangreiche Studien ausgewertet, in denen die längerfristige Acetylsalicylsäure-Einnahme zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen untersucht worden war. Bei insgesamt 55462 Patienten, die während mehr als drei Jahren durchschnittlich 273 mg Acetylsalicylsäure/Tag eingenommen hatten, waren 108 zerebrale Blutungen aufgetreten. Auf 10000 Patienten bezogen, konnten durch Acetylsalicylsäure 137 Myokardinfarkte und 39 ischämische Schlaganfälle verhindert werden. Bei 10000 Acetylsalicylsäureanwendern traten 12 Fälle einer zerebralen Blutung auf. Auch nach Berücksichtigung von Studiendesign und Charakteristika der Studienteilnehmer (Alter, Rasse, Geschlecht, Krankheiten) blieb dieses erhöhte Blutungsrisiko bestehen.

Individuelles Vorgehen


Normalerweise überwiegt der Nutzen einer langfristigen AcetylsalicylsäureEinnahme. Allerdings sollte bei jeder längerfristigen ASS-Einnahme das individuelle Krankheitsbild berücksichtigt werden.
Zwei Beispiele erläutern den unterschiedlichen Nutzen einer präventiven Acetylsalicylsäuregabe:

  • Fall 1: Ein 45jähriger Nichtraucher mit normalem Gewicht, normalen Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterolwerten erleidet einen unkomplizierten Myokardinfarkt.
  • Fall 2 ist eine 65jährige hypertone Diabetikerin. Die starke Raucherin hatte bereits einen Herzinfarkt und erleidet erneut einen Vorderwandinfarkt.


Die 1-Jahres-Mortalität des ersten Patienten beträgt 2%, die der zweiten Patientin 30%. Da der absolute Nutzen von Acetylsalicylsäure von den bestehenden Risikofaktoren abhängt, beträgt die Risikominderung durch die ASS-Gabe für den ersten Patienten 0,3%, für die zweite hingegen 4,8%. Das Risiko für eine zerebrale Blutung beträgt für beide Patienten 0,12%. Im Fall 1 steht also eine 0,3%ige Risikoverminderung einer 0,12%igen Risikoerhöhung gegenüber, im Fall 2 liegt das Verhältnis bei 4,8:0,12. Literatur
He, J., et al.: Aspirin and the risk of hemorrhagic stroke. A meta-analysis of randomized controlled trials. J. Am. Med. Assoc. 280, 1930-1935 (1998).
Boissel, J.: Individualizing Aspirin therapy for prevention of cardiovascular events. J. Am. Med. Assoc. 280, 1949-1950 (1998).
Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

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