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Börse aktuell
MDAX: Im Schatten der großen Werte?
Die Börsenunternehmen aus der zweiten und dritten Reihe spielen bereits geraume Zeit eine untergeordnete Rolle in der Gunst der Investoren. Die eher magere Kursentwicklung des MDAX in den vergangenen Jahren scheint ihnen Recht zu geben. In den ersten Tagen nach der Euro-Einführung profitierten wiederum vor allem die großen Titel, während die mittleren und kleinen Aktien von der Markteuphorie nahezu unbeteiligt blieben.
Bei den dreißig DAX-Werten, die im Durchschnitt 1998 um 18 Prozent zulegten, gibt es eklatante Unterschiede zwischen den einzelnen Papieren. So konnte die Mannesmann-Aktie im vergangenen Jahr ihren Kurs mehr als verdoppeln, große Bankwerte wie Commerzbank und Deutsche Bank mussten hingegen Verluste von etwa 25 Prozent hinnehmen.
Auch der Mittelwert von 6 Prozent Kurszuwachs für die 70 MDAX-Titel im Jahr 1998 sagt wenig aus über die Kursgewinner und -verlierer. Mehr noch als bei den Unternehmen im DAX klaffen hier Positives und Negatives auseinander. Erwähnenswerte Erfolgsstories sind unter anderem die des Finanzdienstleisters MLP, dessen Vorzugsaktie 1998 ihren Kurs verdoppeln konnte, oder der WCM Beteiligungsgesellschaft, die sogar um 110 Prozent zulegte. Auch der Konsumwert Douglas kam im Herbst kräftig in Fahrt und erfreute die Aktionäre mit einem Jahresgewinn von 90 Prozent.
Weniger Freude hatten Anleger dagegen mit einigen MDAX-Titeln, die noch zum Jahreswechsel 97/98 auf den Empfehlungslisten zahlreicher Analysten zu finden waren. Beispiele hierfür sind die Aktien des Graphitherstellers SGL Carbon, deren Kurs über 60 Prozent fiel sowie FAG Kugelfischer (Autozulieferer) und Puma (Sportartikel), die jeweils rund 40 Prozent verloren. Auch eine Anlage in den Spezialchemiewert IWKA hat von Januar bis Dezember 1998 35 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Nach den starken Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten im letzten Herbst konnten die großen Werte einen Teil der Verluste bis Jahresende wieder wettmachen. Doch bis auf wenige Ausnahmen sind die DAX-Werte noch weit von ihren Höchstständen des letzten Sommers entfernt. Auch der MDAX verlor im Herbst an Wert, konnte aber bisher erst wenig Boden wieder gutmachen. Da die MDAX-Werte jedoch nicht wesentlich am allgemeinen Börsenaufschwung im Zusammenhang mit der Einführung des Euro teilgenommen haben, können viele dieser Werte weiterhin als unterbewertet bezeichnet werden. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern kann es noch einige Monate dauern, bis eine breitere Anlegerschaft diese "Schnäppchen" in ihr Depot legt. Es sollte jedoch langfristig genügend Kapital vorhanden sein, um auch den MDAX-Werten neuen Schwung zu geben.
Welches Fazit kann nun der Privatanleger für sich ziehen, der ein Investment in den MDAX erwägt? In bewegten Zeiten hoher Volatilität an den Finanzmärkten ist es angebracht, verstärkt auf die Qualität von Aktien zu achten, anstatt vermeintlichen "heißen Tipps" blind zu folgen. Das gilt ganz besonders auch für kleinere Werte an der Börse. Wie die weiter oben beschriebenen Beispiele zeigen, gibt es durchaus lohnende Möglichkeiten, einen Teil des Ersparten gewinnbringend in Papiere der zweiten Reihe anzulegen. Die Auswahl des individuell "richtigen" Wertes hängt jedoch maßgeblich von einer eingehenden Analyse der wirtschaftlichen Kennzahlen des entsprechenden Unternehmens ab. Anleger, die z. B. mangels Zeit dazu nicht in der Lage sind, können in spezielle Aktienfonds für Nebenwerte investieren. Aus den Prospekten der Fonds geht die Art und Anzahl der Aktien hervor, in die der Fonds investiert und der Ertrag, der im vorausgegangenen Geschäftsjahr erwirtschaftet wurde. Darüber hinaus kann man sich bei vielen Fondsgesellschaften bei entsprechendem Interesse auch direkt nach aktuellen Umschichtungen im Portfolio der Fonds erkundigen.
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