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Arzneimittel und Therapie
Erstes Medikament gegen Influenza: Zanamivir auf dem deutschen Markt
Das bisher verfügbare Virostatikum Amantadin wirkt nur gegen Influenza A-Viren und wurde wegen der schlechten Verträglichkeit selten eingesetzt. Die bisher gängige Praxis bestand darin, die Beschwerden der echten Grippe z. B. mit Hustensaft oder fiebersenkenden Medikamenten zu behandeln. Gegen die Ursache für diese oft schwere Atemwegserkrankung, die Virusvermehrung, konnten diese Mittel nichts ausrichten.
Inhalation mit Diskhaler
Zanamivir wird mit Hilfe eines speziellen Gerätes, des Diskhalers, eingeatmet. Diese Darreichungsform stellt sicher, dass der Wirkstoff sofort in das Zentrum der viralen Infektion, die Atemwege, gelangt. Die Inhalation minimiert gleichzeitig die unerwünschten Arzneimittelwirkungen, da nur sehr geringe Mengen des Wirkstoffes vom Körper aufgenommen werden. Die Substanz dringt nicht in die Schleimhautzellen ein, sondern entfaltet ihre Wirkung - ähnlich wie eine Salbe - auf der Zelloberfläche. Klinische Studien haben gezeigt, dass Zanamivir so verträgliche wie Plazebo war. Die Therapie mit Zanamivir dauert fünf Tage. Über diesen Zeitraum wird Zanamivir zweimal täglich inhaliert. Eine Anwendung besteht in der 2-maligen Inhalation von jeweils 5 mg Trockensubstanz. Eine Packung für die 5-Tages-Therapie kostet DM 58,19.
Große klinische Studien mit mehr als 6000 Patienten ergaben, dass mit Zanamivir behandelte Patienten einen milderen Krankheitsverlauf hatten, sich schneller erholten und bis zu 2,5 Tage früher wieder ihren normalen Alltagsbeschäftigungen nachgehen konnten als Patienten, die Plazebo erhielten.
In Australien und Neuseeland ist Zanamivir bereits seit Mai auf dem Markt. In Amerika und den meisten europäischen Staaten wird es im Herbst dieses Jahres erhältlich sein. Die Schweiz ist zur Zeit das einzige Land, in dem Zanamivir neben der Therapie auch zur Prophylaxe zugelassen ist.
Echte Grippe (Influenza-Virus Typ A und Typ B) ist eine der häufigsten akuten Infektionen der Atemwege. In einem "normalen" Grippe-Jahr erkranken zwischen 10 und 15 Prozent der Bevölkerung. Laut Arbeitsgemeinschaft Influenza in Marburg starben in Deutschland im letzten Jahr fast 15000 Menschen an Influenza und damit zusammenhängenden Komplikationen. Zwischen viereinhalb und fünf Millionen Menschen seien arbeits- oder schulunfähig gewesen. Während schwerer Epidemien kann die Todesrate beträchtlich steigen.
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