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Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutische Gesellschaft: Das Forschungsforum der

FRANKFURT/MAIN (diz). Die Bilanz der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG), die vom 6. bis 9. Oktober im Biozentrum der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/M. stattfand, kann sich sehen lassen. Über 500 Teilnehmer, sieben Vorsymposien mit 52 Vorträgen, sechs Plenarvorträge, über 40 Diskussionsbeiträge und rund 230 Poster - die DPhG bot ein eindrucksvolles Forum für die pharmazeutische Forschung von heute in Deutschland.

Neben diesem wissenschaftlichen Forum, über das wir auszugsweise in unserer nächsten Ausgabe berichten, fand im Rahmen der Jahrestagung auch eine Mitgliederversammlung der DPhG statt, die turnusgemäß den Vorstand der DPhG für die nächsten vier Jahre wählte (den Bericht hierzu finden Sie in unserer Rubrik "Was wann wo Berichte" in dieser Ausgabe).

Tagungspräsident Dr. Henning Blume freute sich, zur DPhG-Jahrestagung auch eine Delegation der Japanischen Pharmazeutischen Gesellschaft in Frankfurt begrüßen zu können, außerdem Gäste aus Polen, Tschechien und der Schweiz. Besonders hob er die Anwesenheit von Frau Karin Wahl, Kammerpräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, und von Heribert Daume, Präsident der Landesapothekerkammer Hessen, hervor, die, so Blume, die Verbundenheit der DPhG mit der praktischen Pharmazie betonten.

Die Tagung stehe, so Blume, unter dem Generalthema "Drug delivery an der Schwelle zum Jahr 2000". Am Beispiel von drug delivery, den Wegen für die Arzneimittelanwendung, könne man die pharmazeutische Forschung als interdisziplinäres Ereignis erleben. Deutlich werde, dass die DPhG ein Dach für alle pharmazeutischen Wissenschaften sei, die Vielfalt an Tagungsbeiträgen zeige, dass dieser Anspruch hier realisiert worden sei.

Als Vizepräsident der Universität Frankfurt lobte Prof. Dr. Theo Dingermann die hervorragenden Lehr- und Forschungsmöglichkeiten an dieser Universität und wies darauf hin, dass grünes Licht für den Ausbau des Campusbereich der Universität gegeben wurde.

Grüße der Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt, Petra Roth, überbrachte Stadtrat Menzinger. Dass die DPhG im Goethe-Jahr in Frankfurt die Jahrestagung abhalte, liege nahe, da Goethe durchaus spezielle Verbindungen zur Pharmazie gehabt habe.

Hessens Kammerpräsident Daume rief in seinen Grußworten dazu auf, innerhalb des Berufsstands, auch innerhalb der pharmazeutischen Disziplinen noch stärker zu kooperieren. Dass die verschiedenen Fachbereiche auf der DPhG-Jahrestagung ausgewogen vertreten seien, empfinde er als wohltuend, ebenso, dass neben den Wissenschaften auch ein eigenes Symposium für die Offizinapotheker eingerichtet worden sei.

Grußworte überbrachten außerdem Prof. Hiroshi Terada von der Japanischen Pharmazeutischen Gesellschaft, Tokushima, Prof. Marek Wesolowski, Polnische Pharmazeutische Gesellschaft, Gdansk, Prof. Dr. Otto Sticher, Schweizerische Pharmazeutische Gesellschaft, Bern, und Professor Jan Solich, Pharmazeutische Gesellschaft von Tschechien, Prag. Alle betonten die guten Kontakte zur Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft gerne fortsetzen zu wollen.

Kein Fächerdenken mehr

Die Pharmazie begreift sich als Wissenschaft vom Arzneimittel, eine Wissenschaft, die einen weiten Bogen spannt von der Auffindung pharmakologisch wirksamer Substanzen über ihre synthetische oder biologische Gewinnung, über die Strukturaufklärung, Charakterisierung, Analytik, Ermittlung pharmakodynamischer und pharmakokinetischer Eigenschaften, Toxikologie bis hin zur klinischen Prüfung und patientenorientierten Anwendung. Als multidisziplinäres Fach, so stellte es Prof. Dr. H. P. T. Ammon, Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft in seiner Eröffnungsansprache heraus, versteht sich die DPhG als Dach, unter dem die verschiedenen Aspekte des Arzneimittels ein Forum zur wissenschaftlichen Artikulation und zum wissenschaftlichen Austausch haben. Damit habe sich die Philosophie dieser Gesellschaft weg bewegt vom stark geprägten Fächerdenken. Die neue Philosophie habe sich bereits im Programm der letztjährigen Jahrestagung in Tübingen gezeigt und erst recht auf der diesjährigen Tagung in Frankfurt.

Die ständig wachsenden Teilnehmerzahlen der Jahrestagungen belegen nach Auffassung von Ammon, dass man mit diesen attraktiven Angeboten auf dem richtigen Weg sei. Vorsymposien zu besonderen Aspekten des Arzneimittels unterstrichen die Attraktivität des Programms. Auch die Herausgabe eines Forschungsführers der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, der die Forschungsarbeiten an den einzelnen pharmazeutischen Fachbereichen und Fakultäten offenlege, zeige, dass die Pharmazie an den Hochschulen sehr forschungsintensiv sei.

Ehrungen

Zur Ehrung und Auszeichnung verdienter Mitglieder halten die Statuten der DPhG zahlreiche Medaillen und Auszeichnungen bereit. Auf der diesjährigen Jahrestagung konnten viele dieser Auszeichnungen vergeben werden:

  • Carl-Mannich-Medaille für Prof. Dr. Gunther Seitz. Im Andenken an Carl Mannich, ehemaliger Präsident der DPhG, wurde eine nach ihm benannte Medaille geschaffen. Sie wird verliehen für hervorragende Leistungen im Bereich der pharmazeutischen Wissenschaften. In diesem Jahr wurde sie an Prof. Dr. Gunther Seitz, pharmazeutischer Chemiker an der Universität Marburg, verliehen. Seitz, Nachfolger von Professor Böhme auf dem Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie in Marburg, ist dort bereits seit 1977 erfolgreich als Forscher und begeisternder Lehrer tätig. Über 220 Arbeiten von ihm sind in international anerkannten klinischen und pharmazeutischen Zeitschriften erschienen. Er hat mehr als 60 Doktoranden und zwei Habilitanden erfolgreich betreut. Als Arbeitsgebiet betreibt Seitz eine breitangelegte pharmazeutisch-chemische Grundlagenforschung mit dem Ziel, Synthese und Reaktionsverhalten potenzieller Arzneistoffe zu ergründen. Als Stichworte seiner Arbeiten lassen sich Pseudoazulene, Pseudooxokohlenstoffe und Quadratsäurederivate nennen, außerdem Zykloadditionen und Untersuchungen des Naturstoffs Colchicin. Professor Seitz erfülle, so Ammon in seiner Laudatio, in höchstem Maß die Anforderungen des Statuts der Mannich-Medaille. Seitz freute sich über die hohe Auszeichnung, merkte jedoch in seinen Dankesworten an, dass er diese Auszeichnung stellvertretend für seine Mitarbeiter entgegennehme. Denn jeder Forscher sei nur so gut wie die Summe seiner Mitarbeiter. Dennoch, er fühle sich "ausgezeichnet".

  • Hermann-Thoms-Medaille für Prof. Dr. Karl Thoma. In Erinnerung an den Gründer der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Professor Hermann Thoms, wurde die nach ihm benannte Medaille mit der Inschrift "Pro Pharmacia" geschaffen. Sie wird vergeben für besondere Verdienste um die Pharmazie in Forschung und Lehre, bei Fort- und Weiterbildung innerhalb der Gesellschaft und im politischen Raum. In vollem Umfang träfen diese Bedingungen auf Professor Karl Thoma zu, der bis zu seiner Emeritierung in diesem Sommer den Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie in München innehatte, so Ammon. Das wissenschaftliche Werk von Thoma umfasst mehr als 400 Arbeiten, die sich in erster Linie mit Problemen der Arzneimittelstabilität, der pharmazeutisch-biologischen Verfügbarkeit und neuen Darreichungsformen befasst. Zum Ansehen des relativ jungen Fachgebiets der pharmazeutischen Technologie trugen seine Forschungsarbeiten maßgeblich bei. Schwerpunkte seines Wirkens waren daneben die Fort- und Weiterbildung. Thoma war 27 Jahre lang Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Bundesapothekerkammer, "Thoma-Seminare" und Praktika trugen wesentlich zum Erfolg der Fortbildungskongresse der Bundesapothekerkammer bei. Neben seinen weiteren Tätigkeiten, zum Beispiel als Mitglied der Arzneimittelkommission, als Sachverständiger für pharmazeutische Qualität beim Bundesgesundheitsamt, engagierte sich Thoma auch auf Ebene der DPhG-Landesgruppen.

  • Ferdinand-Schlemmer-Medaille für Dr. Horst Kempa. Die Ferdinand-Schlemmer-Medaille verleiht die DPhG für besondere Verdienste um die Arbeit in den Landes- und Untergruppen. Die Medaille wurde geschaffen in Erinnerung an Professor Ferdinand Schlemmer, ehem. Leiter des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts und des Pharmazeutischen Instituts der Universität Straßburg. Jahrelang und erfolgreich setzte sich Dr. Horst Kempa, Dresden, für die Landesgruppe Sachsen ein. Kempa, der früher als Kontrollleiter bei Germed bzw. dem Arzneimittelwerk Dresden tätig war, bekleidete seit fast 30 Jahren wichtige Ämter in der DPhG, anfangs in der Regionalgruppe Dresden, später in der Landesgruppe Sachsen. Sein Anliegen war es stets, so hob Ammon hervor, erworbenes Wissen weiterzugeben. 1987 erhielt er für seine Verdienste bereits die Döbereiner-Medaille.

  • Carl-Wilhelm-Scheele-Preis für Frau Dr. Katrin Töpker-Lehmann und Dr. Georg Boonen. Diesen Preis, der aus einer Urkunde und einem Geldbetrag von 1000 DM besteht, verleiht die DPhG für hervorragende Dissertationen. Frau Katrin Töpker-Lehmann erhielt den Preis für ihre mit "summa cum laude" beurteilte Arbeit über NO-substituierte Argininderivate, die unter Anleitung von Professor Bernd Clement am Pharmazeutischen Institut in Kiel ausgeführt wurde. Georg Boonen erhielt den Preis für seine mit "summa cum laude" beurteilte Dissertation über Kavapyrone und Auswirkungen auf das ZNS. Die Arbeit stand unter Anleitung von Hochschuldozent Dr. Hanns Häberlein am Institut für Pharmazeutische Biologie in Marburg.

  • Förderpreis der Fachgruppe Pharmazeutische Technologie. Den Förderpreis der Pharmazeutischen Technologie zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, insbesondere zur Förderung von Habilitationen, wurde in diesem Jahr an Dr. Jörg Breitkreutz, Universität Münster, verliehen, der sich mit der biopharmazeutischen Untersuchung von Hilfsstoffen, daneben auch mit kindergerechten Arzneiformen befasste. Der Preis, der von Boehringer Ingelheim gestiftet wird, ist mit 7500 DM dotiert und wurde von einem unabhängigen Gutachtergremium verliehen.

  • Habilitandenpreis der Fachgruppe Pharmazeutische Chemie der DPhG und der Fachgruppe Medizinische Chemie der GDCh. Dieser Preis, der der Motivation und Erleichterung von Habilitationsarbeiten dienen soll, ist mit 10000 DM dotiert. In diesem Jahr wurde er geteilt und verliehen an Dr. Thomas Carell, Laboratorium für Organische Chemie, Zürich, und Dr. Martin Schlitzer, Institut für Pharmazeutische Chemie, Marburg.

  • Posterpreise. Ein Spiegel der Forschungsarbeiten an Pharmazeutischen Instituten in Deutschland stellten die nahezu 230 Poster dar, die interessante Ergebnisse aus den Forschungsarbeiten der Doktoranden zeigten. Die DPhG rief zum Wettbewerb der Arbeiten auf und verlieh drei Preise für besondere Arbeiten: 1. Preis: J. U. Linder, P. Engel, A. Reimer, T. Krüger, H. Plattner, A. Schultz, J. E. Schultz (Uni Tübingen) für Guanylyl cyclases in paramecium, tetrahymena and plasmodium. (DM 500) 2. Preis: M. Gütschow, U. Neumann (Uni Leipzig), 2-sec-Amino-4H-3,1- benzoxacin-4-ones: a new synthetic entry to acyl-enzyme inhibitors of serine proteases. (DM 300) 3. Preis: P. Ehmer, R. W. Hartmann, J. Jose (Uni Saarbrücken), development of a simple and rapid test assay for inhibitors of human 17α-hydroxylase-C17,20-lyase by coexpression of cytochrome P450c17 and NADPH-cytochrome-P450 reductase in Escherichia coli. (DM 200)

    Spendenaktion

    Das verheerende Erdbeben im Nordwesten der Türkei hat das Pharmazeutische Institut in Istanbul schwer beschädigt. Insbesondere ist der Bestand an Glasgeräten völlig zerstört worden.

    Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft ruft daher zu Spenden für dieses Institut als Zeichen der Solidarität mit den türkischen Kolleginnen und Kollegen auf und bittet um Spenden auf folgendes Konto: Bankverbindung: Deutsche Apotheker- und Ärztebank Köln, Konto-Nr. 0101909096 Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt. gez.: Prof. Dr. H. P. T. Ammon

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