Bereits 1992 hatte das Bundeskabinett ein Vorläufgergremium, das den Namen "Nationaler Drogenrat" trug, beim damaligen Bundesminister für Gesundheit berufen. Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer nahm die Konstituierung zum Anlass, die Grundzüge der Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung darzulegen. Sie umfassen vier Säulen: Aufklärung, Prävention, Hilfe und Strafverfolgung des kriminellen Drogenhandels. Angesichts der großen Gefahren des Missbrauchs legaler Drogen, wie Tabak und Alkohol, erscheine die bisherige Fixierung auf die klassischen Betäubungsmittel als überholt, so die Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer. Die Sucht- und Drogenpolitik werde die strukturelle Suchtprävention, die krank machende gessellschaftliche Lebens- und Arbeitsbedinungen vermeide, berücksichtigen. Frau Fischer betonte, dass zu den Aufgaben der Drogen- und Suchtkommission besonders Vorschläge zur Strärkung der Prävention gehören. Denn der beunruhigende Trend des gesteigerten Tabak- und teilweise auch Alkoholkonsums unter Kindern und Jugendlichen erfordere ein wirksames Konzept, das den Einfluss aller Faktoren berücksichtige. Hierzu gehöre zum einen die Werbung, die ein positives Image und Identifkationsmuster schaffe, zum anderen die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Tabak und Alkohol sowie die Kraft der Vorbilder im Umfeld der jungen Menschen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, eine Behörde des Bundesgesundeheitsministeriums, hat hierzu in ihrer jüngsten Kampagne "Rauchfrei" Materialien sowie neue Fernseh- und Kinospots entwickelt, die diesem Trend entgegensteuern.
Neuer nationaler Aktionsplan
Des weiteren soll die Kommission dazu beitragen, einen neuen Nationalen Aktionsplan Drogen und Sucht zu entwickeln, der die wichtigen Aspekte und Maßnahmen in diesem Bereich auf allen Ebenen umfasst. Hierzu werden in einem weiteren Schritt die Länder und alle gesellschaftlichen Gruppen einbezogen, um zu einem möglichst breiten Konsens zu gelangen.
Die Mitglieder der Kommission
Hier eine Auflistung der Mitglieder der Drogen- und Suchkommission beim Bundesministerum für Gesundheit:
Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen für Entwicklungspsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dekan der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften. Arbeitsschwerpunkte: Entwicklungspsychologie der Lebensspanne, Anpassung und Problemverhalten im Jugendalter, Sozialer Wandel und Entwicklung.
Prof. Dr. Alexa Franke, Expertin zur frauenspezifischen Suchtforschung, insbesondere auch zu Fragestellungen der Salutogenese ("Warum erkranken Menschen nicht trotz vielfältiger negativer Umwelteinflüsse?") und zu geschlechtsspezifischen Konsummustern von psychotropen Substanzen.
Prof. Dr. Karl-Artur Kovar, Lehrstuhlinhaber für Pharmakologie an der Universität Tübingen. Anerkannter Experte auf dem Gebiet der Erforschung psychotroper Substanzen, insbesondere von Designerdrogen.
Prof. Dr. Cornelia Helfferich, Professorin an der Fachhochschule für Sozialwesen in Freiburg. Arbeitsschwerpunkte: Prävention, frauen- und mädchenspezifische Bedingungen des suchtspezifischen Verhaltens.
Prof. Dr. Karl Mann, Erster Lehrstuhlinhaber zum Thema Suchtforschung am Zentralinstitut für seelische Gesundheit der Universität Mannheim, anerkannter Experte im Bereich der Alkoholismusforschung.
Prof. Dr. Horst Bossong, Sozialwissenschaftler und langjähriger Drogenbeauftragter des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg und Ländervertretung im Verwaltungsrat der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle. Seit Oktober 1999 Professor an der Universität GH Essen im Fachbereich Sozialwissenschaften. Anerkannter Drogenexperte und Reformpolitiker auf kommunaler und Länderebene.
Prof. Dr. Klaus Wanke, Prof. an der Universitätsnerven- und Poliklinik, Bereich Psychiatrie des Saarlandes in Homburg/Saar. Anerkannter Experte im Bereich der Suchtforschung. Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle.
Dr. Daniel Deckers, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ausgewiesener Experte in Sucht- und kirchenpolitischen Fragestellungen.
Prof. Dr. Gundula Barsch, Soziologin, Inhaberin des Lehrstuhl für Sucht und Soziale Arbeit an der Fachhochsule Merseburg, Expertin für Präventionsforschung im Sucht- und Drogen sowie im Aidsbereich. Bis Anfang 1998 Drogenrefereintin bei der Deutschen AIDS-Hilfe.
Prof. Dr. Karl-Heinz Reuband, Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie (Methoden der empirischen Sozialforschung) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Ausgewiesener Experte im Bereich der sozialepidemiologischen Forschung zur Prävalenz des Konsums psychotroper Substanzen und der Wirkung von Drogenpolitik auf Drogenkonsummuster. Mitbegründer des 1990 gebildeten Netzwerkes European Society for Social Drug Research (ESSD).
Prof. Dr. med. Felix Gutzwiller, Direktor des Instituts für Sozial- und Präventionsmedizin der Universität Zürich, international anerkannter Experte im Bereich der AIDS- und Präventionsforschung u.a. zum Tabakkonsum, Mitglied im Beirat der Dt. Herz-Kreislauf-Präventionsstudie.
Prof. Dr. Thomas Feltes, Rechts- und Erziehungswissenschaftler. Seit 1992 Rektor und Professor an der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwennigen. Anerkannter Experte im interationalen Polizeirecht. Mitgleid der American Society of Criminology.
Heinrich-Mischa Hübner, Mitbegründer des bundesweiten Drogenselbsthilfenetzwerkes JES (Junikies, Ehemalige und Substituierte). Leiter des Drogenselbsthilfekontladens der Drogen- und Aids-Selbsthilfe Bonn. Bis Oktober 1999 langhähriges Vorstandsmitglied der Deutschen AIDS-Hilfe.
OStA Dr. Harald-Hans Körner, Leiter der Zentralstelle für die Bekämpfung der Beträubungsmittelkriminalität (ZfB) bei der Generalstaatsanwaltschaft beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main. Bundesweit anerkannter Experte in Betäubungsmittel-Rechtsfragen und Herausgeber des bedeutendsten BtMG-Kommentars.
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