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Schweiz: Folterinstrumente für Apotheken
Veränderungen in der Pharmazie kämen auf jeden Fall, "leise und unaufhaltsam", so Brentano, man könne den Änderungsprozess begleiten, versuchen zu steuern, sich anzupassen, sich zu widersetzen – man könne ihn aber nicht aufhalten. Brentano sprach von "Schweizerischen Folterinstrumenten", die auf die Apotheken seines Landes einwirkten. Beispielsweise – gleichsam als Daumenschrauben – der Versandhandel der Krankenversicherer: Bisher verlaufe er noch nicht erfolgreich. Lediglich 2 ‰ der Rezepte würden bei den Versandhändlern eingelöst trotz Lockangeboten und Zugaben wie z. B. einer kostenlosen Reiseapotheke. Den Patienten scheint die Beratung des Apothekers doch noch mehr wert zu sein, folgerte Brentano.
Oder das Folterinstrument der Flagellation oder Auspeitschung: Auch in der Schweiz wanderten Arzneimittel in Drogeriemärkte ab. Die Apotheker konnten dem aber durch guten Service und mit Beratungsaktionen entgegensteuern. Mit zur schlimmsten "Folter" der Schweizer Apotheker gehöre das "Streck- und Torsionsbrett", das Dispensierrecht der Ärzte. Dadurch werde auch das Verhältnis zwischen Arzt und Apotheker immer aggressiver. Argumente der Ärzte, der Patient sei doch mündig und könne selbst wählen, ob er sein Arzneimittel gleich beim Arzt oder über eine Apotheke beziehe, seien fadenscheinig. Wenn ein Arzt mit der Spritze in der Hand vor dem Patienten stehe, könne man nicht mehr von Mündigkeit sprechen. Als Antwort auf das Dispensierrecht bleibe den Apothekern nur, so Brentano, die Verschreibungskompetenz für Apotheker zu fordern.
Neben diesen Folterinstrumenten gebe es noch hin und wieder Elektroschocks für die Apotheken in Form der Ausweitung des Fremd- und Mehrbesitzes, durch die Forcierung des elektronischen Handels via Internet (e-Commerce) und den Verkauf von Arzneimitteln in anderen Verkaufsstätten als die Apotheke, z. B. auch an Tankstellen. Diese Entwicklungen seien dem in der Schweiz herrschenden "Neoliberalismus" zu verdanken, fügte Brentano hinzu. Tröstlich sei, dass auch in einem freien Markt die Fakten für die Apotheke sprächen. Die Apotheker sollten daher nicht in eine Depression verfallen, die Chancen für die Apotheke seien nach wie vor groß. Mit einem Bild – frei nach Seneca – vom Baum, der nur feste Wurzeln schlagen könne, wenn er auch starken Stürmen ausgesetzt sei, versuchte der Präsident des Schweizerischen Apothekervereins auch den deutschen Apothekerinnen und Apothekern Mut für die Zukunft zu machen.
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