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Linux: Das Betriebssystem mit dem Pinguin
Linux ist ein freies Unixbetriebssystem, wobei frei in diesem Fall wirklich frei bedeutet. Der Quellcode von Linux ist frei verfügbar, d. h. das Betriebssystem ist kostenlos über das Internet beziehbar und darf frei kopiert werden. Auch kann jeder Linux - die entsprechenden programmiererischen Fähigkeiten vorausgesetzt - an seine Bedürfnisse anpassen, indem er z. B. Programme ändert. Da ein Download von Linux eine Menge Onlinezeit erfordert, dürfte es allerdings günstiger sein, Linux nicht downzuloaden, sondern auf so genannte Distributionen zurückzugreifen, die auch eine einfache Installation ermöglichen und eine gedruckte Dokumentation beinhalten. Verschiedene Hersteller bieten eine solche Distribution, die ein Linuxkomplettpaket inklusive vieler nützlicher Anwendungen beinhaltet, für unter 100 DM an. Linux ist für verschiedene Rechnerplattformen wie Intel, Alpha. m68k, SPARC und Apple Macintosh erhältlich, d.h. für so gut wie jede Hardware. Wie jedes Unixbetriebssystem bietet es schon in seiner Grundfunktionalität Multiuser-, Multitasking- und Netzwerkfähigkeit.
Der Vater von Linux: Ein Finne namens Linus Torvalds
Doch wer steckt eigentlich hinter der genialen Idee des frei verfügbaren Betriebssystems? Ein Finne namens Linus Torvalds hatte 1991 die Vision von einem freien Unixsystem, das jeder weiterentwickeln und einsetzen kann. So begann er mit der Programmierung eines Unixbetriebssystems für PCs. In Anlehnung an seinen Vornamen und das zugrunde liegende Konzept des Betriebssystems bekam es den Namen Linux (Linus und Unix).
Zunächst wurde Linux im Hochschulbereich als kostengünstige Plattform eingesetzt und aufgrund der Tatsache, dass der Quellcode frei verfügbar ist, dort auch weiterentwickelt. Seine ersten Erfolge feierte Linux folglich auch im studentischen Umfeld, gerade bei Informatikstudenten war es sehr beliebt, da es als Spielwiese zur Erprobung der eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse genutzt werden konnte. Inzwischen sind Entwicklerteams auf der ganzen Welt mit der Weiterentwicklung von Linux beschäftigt. Der Name Linux bezog sich ursprünglich auf den Kernel, d.h. den eigentlichen Betriebssystemkern, jedoch wird der Name heute synonym für das ganze System einschließlich der Anwendungen benutzt.
Zehn Millionen Nutzer weltweit
Die Gesamtanzahl der Benutzer, dies umfasst Unternehmen, Hochschulen und Privatnutzer, wird inzwischen auf etwa 10 Millionen weltweit geschätzt. Linux konnte den Marktanteil des Microsoft Windows-Systems im Desktopbereich innerhalb kurzer Zeit von 95% auf 90% senken. Inzwischen unterstützen sogar renommierte Unternehmen, die sich auf einem Kurs gegen den Monopolisten Microsoft befinden, das freie Betriebssystem durch Portierung ihrer Applikationen. So bieten IBM und ORACLE ihre marktbeherrschenden relationalen Datenbanksysteme seit dem vergangenen Jahr auch für Linux an.
Spätestens seit der CEBIT im März 1999 wird ein wahrer Run auf Linux beobachtet, das mit seinem Logo, dem Pinguin, ein freundliches, ja fast liebenswertes Image nach außen hin vertritt. Der Pinguin steht inzwischen als Symbol der Offenheit des Systems nach allen Seiten. Der Linuxboom zeigte sich in diesem Jahr auch auf Fachmessen. Durch den Erfolg auf der CEBIT verdoppelte sich beispielsweise die Anzahl der Aussteller auf dem jährlich an der Universität Kaiserslautern stattfindenden Linuxtag.
Der Linuxtag ist eine Messe für Linuxanwender und wendet sich sowohl an Unternehmen als auch an den Privatnutzer. Riesen der IT-Branche wie HP, IBM und SUN entschlossen sich kurzfristig für eine Präsenz auf der Messe, und so entwickelte sich der Linuxtag, veranstaltet von der UNIX-AG der Universität Kaiserslautern, mit etwa 7000 Besuchern im Jahr 1999 (2000 im Vorjahr) zur größten Linuxanwendermesse in Europa. Der diesjährige Linuxtag wird wegen der erwarteten Aussteller- und Besucherzahlen (10 000) auf dem Messegelände in Stuttgart stattfinden.
Welche Einsatzmöglichkeiten bietet Linux?
Man kann die Einsatzgebiete von Linux prinzipiell in zwei große Bereiche unterteilen: Server und Desktop. Im Serverbereich bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten, z. B. als Server für das World Wide Web, für E-Mails, für Newsgroups, als Fileserver zur Ablage von Dokumenten, als Applikationsserver, um Anwendungen von überall im Netzwerk auf einem zentralen Rechner zu starten oder als Datenbankserver, der einen dezentralen Zugriff auf zentrale Daten ermöglicht. Gerade hier zeigen sich die Stärken von Linux, nämlich die im Grundsystem bereits integrierten Netzwerk-, Multiuser- und Multitaskingfähigkeiten, durch die mehrere Benutzer gleichzeitig über Netzwerk - also in einem verteilten heterogenen System - Applikationen starten, Daten abrufen, E-Mails verschicken, im Internet surfen usw. können. Beispielsweise basiert der am häufigsten im WWW eingesetzte Webserver, der ebenfalls frei erhältliche Apache-Server, auf einer Linuxplattform.
Gerade im Serverbereich ist Linux wegen der geringen Kosten und der sehr hohen Stabilität eine Alternative zu teuren Serverlösungen kommerzieller Hersteller und zu Low Cost NTServersystemen. Im Desktopbereich deckt Linux viele Bereiche ab, die herkömmliche Windows-PCs bieten. So gibt es vereinheitlichte grafische Benutzeroberflächen wie KDE und GNOME, Office-Pakete, die Textverarbeitung, Tabellenkalkulation etc. beinhalten (z. B. Star Office), Internetsoftware, Umgebungen für Entwickler von Software, professionelle Textsatzsysteme wie TeX bzw. LaTeX, Bildbearbeitungssoftware, MIDI-Sequenzer, Spiele usw. Dies alles ist meist schon in einer kompletten Linuxdistribution enthalten, so dass die Software privat kostenlos bzw. kommerziell zu sehr günstigen Preisen benutzt werden kann. Auch hier zeigt sich der Trend, dass immer mehr Anbieter kommerzieller Software dazu übergehen, ihre Produkte für Linux zu portieren.
Preisgünstig und entwicklungsfähig
Seinen durchschlagenden Erfolg hat Linux einerseits seinem günstigen Preis zu verdanken. Andererseits ist durch die freie Verfügbarkeit des Quellcodes auch eine ständige Weiterentwicklung und Verbesserung der Software möglich. Aus dem Wunsch eines Anwenders "Das muss geändert werden" wird leicht ein "Das wird geändert". Somit ist auch eine schnelle Fehlerbeseitigung möglich. Dieser im Grunde genommen einfache Ansatz - die sogenannte Open Source-Idee - ist das Revolutionäre an diesem System.
Die Idee allein macht Linux schon sympathisch, wenn man den Monopolisten Microsoft gegenüberstellt, der im Prinzip nur ein fast schon genial zu nennendes Marketing bietet, das die selbstverständlichsten Dinge als neueste Errungenschaften und Technik verkauft, die andere Systeme wie z. B. Apple Macintosh, Commodores Amiga und Ataris ST bereits Mitte der 80er-Jahre vorweisen konnten. Gerade hier zeigt sich wieder einmal, dass sich oft nicht das beste System durchsetzt, sondern das, das am besten vermarktet wird.
Zum Erfolg von Linux haben neben dieser Offenheit aber auch seine Sicherheit und Stabilität beigetragen, die der von Microsofts Windows um Längen überlegen ist. In Linux steckt letztendlich fast 30-jähriges Know How eines Unixsystems, was sich gerade in der Stabilität und der Ausgereiftheit des Konzepts widerspiegelt. Nicht zuletzt zählen zu den Grundfunktionen von Linux die Multiuser- und Multitaskingfähigkeiten. Windows NT ist zwar auch multitaskingfähig, Multiuserfähigkeit muss man sich jedoch hinzukaufen und ist dabei auf Microsoft-Produkte angewiesen, es sei denn, man ist bereit, noch etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Keine einheitliche Bedieneroberfläche
Bei allem Positiven hat jedoch auch Linux, wie eigentlich jedes System, seine Nachteile. So gibt es noch keine einheitliche Bedieneroberfläche, da sich bis jetzt noch keiner der beiden Konkurrenten KDE und GNOME entscheidend durchsetzen konnte. Die beiden Oberflächen bieten zwar in sich eine einheitliche Handhabung, jedoch nicht untereinander. So wird jemand, der das Look and Feel von Windows gewöhnt ist, sicherlich Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung haben. Zudem besteht durch die Vielfalt der auf dem Markt erhältlichen Distributionen die Gefahr einer Zersplitterung in verschiedene Linuxderivate, wie das heute bei den kommerziellen Unixsystemen schon der Fall ist.
Allerdings gilt immer: Das Prinzip ist jeweils gleich, der Unterschied liegt im Detail. Auch der Support von Linux lässt noch etwas zu wünschen übrig. Jedoch bieten inzwischen Vertreiber von Distributionen und auch andere IT-Dienstleister in ihrem Spektrum Support für Linux an. Somit sind auch die Zukunftsaussichten für Linux durchaus positiv zu sehen. So gut wie sicher ist, dass sich Linux im Serverbereich durchsetzen und einen gewissen Marktanteil erreichen wird. Dafür sprechen die deutliche Überlegenheit bezüglich Stabilität und Sicherheit und die im Grundsystem bereits integrierten Fähigkeiten gegenüber einem NT-Server. Schon heute basieren die meisten Web-Server im WWW auf einem Linuxsystem.
Im Desktopbereich hängt alles von einer einheitlichen Bedieneroberfläche und der Verfügbarkeit von Software wie z. B. Officeprodukten ab. Zwar gibt es Officepakete für Linux, doch muss die Bedienung dieser Software erst erlernt werden, da beispielsweise die Textverarbeitung dann nicht Word, sondern eben ein anderes Produkt ist, das jedoch eine größere Stabilität aufweist. Die Reduzierung des Windowsmarktanteils von 95% auf 90% ist ein erster Schritt auf einem wohl noch langen und steinigen Weg, das Monopol im Desktopbereich abzulösen. Gerüchte, dass Microsoft sein Officepaket auf Linux portieren will, lassen aber aufhorchen und zeigen, dass es Linux mit seinem revolutionären Konzept bereits geschafft hat, verhärtete Marktstrukturen aufzubrechen. Dies lässt für die Zukunft auf weitere positive Überraschungen hoffen.
Ein unscheinbares Betriebssystem scheint die IT-Branche derzeit zu revolutionieren: Das Zauberwort heißt Linux. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Namen? Wofür kann Linux eingesetzt werden und wie sieht die Zukunft des Betriebssystems mit dem Pinguin als Maskottchen aus? Auf diese und weitere Fragen wollen wir Ihnen in dieser Ausgabe einige Antworten geben.
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