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Die Seite 3
Es gibt das Fortbildungsfest Interpharm mit Rekordbesucherzahlen zwischen 3000 und 4000, es gibt die Auslandskongresse der Bundesapothekerkammer in Davos, Meran und jetzt Mallorca, es gibt die meist gut besuchten regionalen Fortbildungswochenende der Apothekerkammern und die Fortbildungsabende von DPhG und anderen Anbietern. Alle diese Veranstaltungen halten unser pharmazeutisches Wissen auf dem Laufenden und sorgen dafür, dass wir Gelerntes nicht vergessen und den Anschluss an die neuen Erkenntnisse nicht verpassen. Das Engagement unter Apothekerinnen und Apothekern in Sachen Fortbildung ist beachtlich - und, wenn man selbstkritische Äußerungen von Ärzten hört, weit größer als bei diesem Heilberuf. Warum dies so ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht wurden wir im Pharmaziestudium, dem bekanntlich gern das Adjektiv "verschult" hinzugefügt wird, zum Lernen, zum Fortbilden angehalten.
Eine Fortbildungsveranstaltung besuchen, sich in den Vortragssaal setzen und die Vorträge hören - das ist die eine Seite. Die andere Seite ist: was fange ich mit dem Gehörten an, wie setze ich es um, wie arbeite ich es nach und arbeite ich es überhaupt nach? Mitschreiben während des Vortrags als Gedankenstütze, zu Hause die Aufzeichnungen nachlesen, die Berichte in den Fachzeitschriften über die Fortbildungskongresse durchlesen, gegebenenfalls ein Lehrbuch zur Hand nehmen, um sich Zusammenhänge klar zu machen und das Gehörte zu vertiefen - so wird Fortbildung noch effektiver.
Wer sich fortbildet, seine Freizeit einsetzt, um solche Veranstaltungen zu besuchen, sollte aber auch Anerkennung dafür finden. Das dachte sich auch die Kammerversammlung der Apothekerkammer Niedersachsen und führte im März ein freiwilliges Fortbildungszertifikat ein. Ähnlich wie man bei Fluggesellschaften Meilen sammelt, wenn man mit ihnen fliegt, so kann man durch die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen Punkte sammeln - statt "miles & more" eben "learn & more". Wer innerhalb von drei Jahren 150 Fortbildungspunkte auf seinem Konto verbuchen kann, bekommt ein Fortbildungszertifikat von der Kammer ausgestellt. Die Kammer hat hierfür eine Liste von akkreditierten Veranstaltungen erstellt, die als seriös gelten und für die es Punkte gibt. Der Interpharm-Besuch ist selbstverständlich auch dabei.
Das Fortbildungszertifikat soll, so seine Befürworter, eine Maßnahme zur Qualitätssicherung sein. Man soll damit aber auch die geleistete Arbeit nach außen hin dokumentieren können. Eine Aktion, die Schule machen könnte - ich könnte mir vorstellen, dass ein Fortbildungszertifikat auch Vorteile bei der Stellensuche oder bei Gehaltsgesprächen schafft. Vom "learn & more" zum "earn & more", zum Verdienen und mehr.
Ein Zertifikat über eine besuchte Veranstaltung ist der erste Schritt. Der nächste Schritt wäre, das Wissen abzufragen und nach bestandener Prüfung dafür ebenfalls eine Art Zeugnis auszustellen. Da interessiert es mich, wie Sie dazu stehen. Halten Sie Prüfungen über den Stoff von Fortbildungsveranstaltungen für sinnvoll? Allerdings: um sich fortzubilden, muss man nicht unbedingt einen Kongress oder eine sonstige Veranstaltung besuchen. Die regelmäßige Lektüre der Fachzeitschriften, Fortbildung mit neuen Medien (z. B. Videopharm) und das Studium aktueller Lehrbücher hält das Wissen auch up to date. Konsequent wäre es, auch für den Bezug einer abonnierten Fachzeitschrift oder für den Kauf eines neuen Lehrbuchs Fortbildungspunkte zu vergeben!
Apropos neue Lehrbücher: Wissen Sie schon, dass gerade die Neuauflage des "Mutschlers" erschienen ist? Das Standardwerk, wenn es um Arzneimittelwirkungen und die Pharmakotherapie geht! Ich verspreche Ihnen nicht zu viel, wenn ich sage, dass es bisher keinen inhaltlich und didaktisch besseren, keinen umfangreicheren und keinen aktuelleren Mutschler gegeben hat.
In dieser Ausgabe berichten wir über die Fortbildungswoche der Bundesapothekerkammer in Meran. Wir würden uns freuen, wenn Ihnen unsere Berichte die Nacharbeit der Vorträge erleichtern oder für die, die nicht dabei sein konnten, den aktuellen Vortragsstoff schwarz auf weiß nahe bringt.
Fortbildung mit Fachzeitschriften - praxisrelevant: dafür steht der Beitrag über die "Vergiftung mit Goldregen" in diesem Heft. Jedes Jahr stecken sich kleine Kinder die Goldregenhülsen in den Mund und vergiften sich mit dem toxischen Alkaloid Cytisin, das in den reifenden Früchten enthalten ist. Die alljährliche Warnung vor Goldregenvergiftungen ist unverändert angebracht.
Viel Spaß beim Fortbilden!
Peter Ditzel
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