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Berichte
Botanische Exkursion ins Untere Odertal
Am 12. Mai starteten 28 Apothekerinnen und Apotheker des Landes Brandenburg bei strahlendem Sonnenschein in die Artenvielfalt des fünf Jahre alten Nationalparks Unteres Odertal. Er ist 105 km² groß und stellt den einzigen Flussauennationalpark Deutschlands dar, der wohl die letzte noch in großen Teilen natürliche Flussmündung Mitteleuropas bewahrt.
Intakte Flussaue und Flussmündung
Bedeutung hat dieses so genannte Ästuar für Wiesen-, Sumpf- und Wasservögel, denen es als Rast-, Überwinterungs- und Brutgebiet dient, und als Schutzgebiet zum Erhalt bedrohter Tiere und Pflanzen, insbesondere für Fisch- und Muschelarten. Schließlich ist die Flussaue auch eine wichtige Retentionsfläche bei (nicht seltenem) Hochwasser, sie filtert verschmutztes Oderwasser, bildet neues Trinkwasser und dient dem Menschen auch als Erholungsgebiet.
Das ausgedehnte Wiesen- und Weideland muss auf mindestens 50% der Fläche extensiv bewirtschaftet werden, d.h., mindestens zweimal jährlich muss die Fläche gemäht werden, um den Artenreichtum zu erhalten. Damit aber der Nationalpark nicht den Status eines Biosphärenreservats bekommt, der sicherlich treffender wäre, darf die Nutzung nicht stärker sein.
Vom Eis gestaltete Landschaft
Das Untere Odertal ist wesentlich während der Weichseleiszeit entstanden, seine Talränder wurden aus Grundmoränenplatten gebildet, die an einigen Stellen steil zur Oderniederung abfallen. Nur in diesen Hangbereichen sind naturnahe Restwälder erhalten geblieben. Die Talsandterrassen stehen unter Schutz. Der Gelmersdofer Forst, den wir vom Ort Stolpe aus durchwanderten, ist ein solcher wertvoller Bereich.
Hier ist die Landschaft durch Erosionsrinnen, eingesenkte Toteiskessel, Quellmoore und Bäche gekennzeichnet. Es wechseln sich Erlen-Quellwälder, Erlen-Eschenwälder, Hainbuchen-Eichen-Lindenwälder und wärmebedürftige Eichenwälder ab. Eine besonders schöne, uns allen bekannte Steppenpflanze, das Frühlings-Adonisröschen, hat hier sein nördlichstes Vorkommen in Deutschland. Interessante Erläuterungen zu den Pflanzen gab uns Dr. Dietrich Schmidt. Beeindruckend waren unter anderem die Ulmen (Ulmus glabra) mit charakteristischem Stockausschlag.
In Stolpe besichtigten wir den auf einer Höhe des Oderhanges in einem Burgwall stehenden Bergfried, einen aus ortsüblichen Backsteinen errichteten romanischen Wehrturm. Er hat einen Durchmesser von über 17 Metern, eine Höhe von 18 Metern und fünf bis sechs Meter dicke Mauern. Damit zählt er zu den stärksten Bergfrieden Deutschlands. Von hier hat man eine herrliche Aussicht auf das Odertal.
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