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- DAZ 28/2001
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Arzneimittel und Therapie
Bewegungsstörungen: Botulinumtoxin B in der Behandlung von Spastik
Es wurden erste Ergebnisse von drei Dosisfindungsstudien mit Botulinumtoxin B vorgestellt, in die Patienten mit spastischen Bewegungsstörungen, verursacht durch Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder Multiple Sklerose eingeschlossen waren. In einer zwölf Wochen dauernden offenen Studie führte Botulinumtoxin B bei Patienten mit einer Spastik in Armen oder Beinen in einer Dosierung von 10 000 oder 5000 Einheiten (intramuskulär injiziert) zu einer Verbesserung der Symptomatik, die mittels modifizierter Ashworth-Skala (MAS > 2) gemessen wurde. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehörte unter anderem, dass es durch die Behandlung zu einer Abnahme in der MAS um 1 bis 2 Punkte kam. Am deutlichsten war diese Verbesserung an den Gelenk- und Fingerbeugemuskeln (Flexoren) nach 4 und 8 Wochen nachweisbar. Am injizierten Muskel selbst wurde nur eine geringe Abnahme der mittleren MRC (Maß für Muskelkraft) von etwa 0,5 Punkten nach 4 Wochen festgestellt. Zu den wichtigen Befunden zählt außerdem, dass es in den nicht betroffenen Muskeln – wie erwünscht – zu keiner Muskelschwäche kam. Verbesserungen traten darüber hinaus auch ein in der Gesamtbewertung, in den Zielkriterien und in den Schmerzskalen. Etwaige Nebenwirkungen waren transient und selbstlimitierend.
Die Ergebnisse dieser ersten Studie zeigen, dass Botulinumtoxin B sicher und wirksam ist. Die Befunde dieser Studie sowie einer weiteren Untersuchung rechtfertigen die Annahme, dass Botulinumtoxin B bei spastischen Bewegungsstörungen wirksam ist. Die vorliegenden Ergebnisse lassen es als sinnvoll erscheinen, dass in weiteren Studien die Wirksamkeit und Sicherheit von Botulinumtoxin B bei Spastik auch bei höheren Dosen untersucht wird.
Anwendung in höheren Dosen
Eine solche Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Botulinumtoxin B in höheren Dosierungen als bei der Indikation zervikale Dystonie hat Dr. Paul Cullis von der Wayne State Univer-sity School of Medicine, Detroit, USA, vorgestellt. An dieser offenen Multicenterstudie mit Dosiseskalation nahmen sowohl Dystonie-Patienten teil, die auf Botulinumtoxin Typ A ansprachen als auch solche, die resistent waren. Die Patienten wurden effektiv mit Botulinumtoxin B in einer Dosis von 10 000 Einheiten behandelt und dann auf wiederholte Dosen von 12 500 Einheiten und später 15 000 Einheiten gesetzt. Der primäre Parameter für die Wirksamkeit in dieser Studie war die Veränderung im Gesamt-TWSTRS-Score (Toronto Western Spasmodic Torticollis Rating Scale zur Bestimmung der Schwere von Bewegungsstörungen) nach vierwöchiger Behandlung.
Die Mehrzahl der Patienten, und zwar 86 Prozent (125 von 145), erreichte alle drei Dosisebenen, wie die Ergebnisse der Studie belegen. Konnte die Dosis nicht auf die nächst höhere Stufe angehoben werden, so war dies in keinem Fall auf schwere, durch die Studienmedikation hervorgerufene Nebenwirkungen zurückzuführen. Als häufigste Nebenwirkungen wurden Mundtrockenheit und Schluckstörungen (Dysphagie) angegeben. Diese Nebenwirkungen waren in der Regel nur mild bis mittelschwer ausgeprägt, selbstlimitierend und nahmen mit zunehmenden Injektionen ab. Auf allen Dosisebenen war im Gesamt-TWSTRS-Score nach vier Wochen eine Verbesserung eingetreten, wobei diese bei den höheren Dosen von 12 500 und 15 000 Einheiten etwas ausgeprägter war. Bei der Mehrzahl der Patienten war NeuroBloc® zwischen 12 und 16 Wochen wirksam – eine Bestätigung der Ergebnisse früherer kontrollierter Studien.
Botulinumtoxin B kann bei spastischen Erkrankungen eingesetzt werden. Nur kurze Zeit nach der europäischen Zulassung der Arzneimittels für die Behandlung von Patienten mit zervikaler Dystonie Anfang diesen Jahres zeigen die jetzt vorgestellten Befunde zu möglichen neuen Einsatzgebieten, dass Botulinumtoxin B bei einer Reihe von Bewegungsstörungen und assoziierten Komplikationen wirksam ist.
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