Prisma

Gehirnforschung: Liebevolle Mäuse dank Gentherapie

Liebe, Treue und Sucht liegen anscheinend nah beieinander. Zumindest ist das bei Mäusemännchen so, wie man einer in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie entnehmen kann.

Mit einer Gentherapie behandelten Wissenschaftler der Emory Universität, Georgia, männliche Mäuse, um Aufschlüsse über die Ursachen von Verhaltensstörungen wie Autismus zu erhalten. Wie sie in Nature schreiben, spritzten sie den Tieren mittels einem Virus Genmaterial in das Suchtzentrum im Gehirn, durch das die Konzentration an Rezeptoren für das Hormon Vasopressin erhöht werden sollte. Die Tiere wurden zunächst zusammen mit einem Weibchen für 17 Stunden in einen Käfig gesperrt. Anschließend kamen sie gemeinsam mit dem bereits bekannten Weibchen und weiteren Tieren in einen neuen Käfig. Diejenigen Männchen, denen zuvor das Genmaterial in das Suchtzentrum injiziert worden war, erwiesen sich dabei nicht nur als besonders friedfertig gegenüber den anderen Tieren, sondern zeigten auch eine deutliche Vorliebe für das ihnen vertraute Weibchen, waren diesem also "treu". Männchen, die keine Gentherapie erhalten hatten oder bei denen das Genmaterial in andere Gehirnareale gespritzt worden war, zeigten kein derartiges Verhalten.

Das Gehirnareal, das für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Süchten verantwortlich gemacht wird, scheint somit auch der Ort der "sozialen Kompetenz" zu sein. Umgekehrt bedeutet dies, dass das Unvermögen, soziale Kontakte aufzubauen oder Bindungen einzugehen, wahrscheinlich auf Veränderungen in diesem Gehirnareal beruht. So vermuten die Studiendurchführenden beispielsweise, dass bei Autisten ein Mangel an Vasopressin beziehungsweise an Vasopressin-Rezeptoren im Suchtzentrum vorliegt. Möglicherweise kann man ihnen künftig mit einer Gentherapie, wie der hier bei den Mäusen eingesetzten, zu einem normalen Sozialleben verhelfen.

Quelle: Nature 2001, Vol. 413, Nr. 6853

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