Multiple Sklerose: Chemokine neutralisieren – Krankheitsverlauf bremsen

Chemokine sind proinflammatorische Proteine, die auf vielfältige Weise auf das Immunsystem einwirken. Ein bekannter Vertreter dieser Substanzgruppe ist beispielsweise Interleukin 8, das nach Induktion durch den Tumornekrosefaktor oder Interleukin 1 von Monozyten als chemotaktischer Faktor für neutrophile Granulozyten gebildet wird.

Ein weiterer Vertreter - CXCL 10 - zeigt offenbar für den Abbau der Myelinscheide im Rahmen der Multiplen Sklerose mitverantwortlich. Wie in der Fachzeitschrift "Journal of Immunology" zu lesen war, wurde in einem Mausmodell nachgewiesen, dass durch Hemmung von CXCL 10 der Abbau der Myelinscheide deutlich verlangsamt werden kann, sich teilweise sogar neue Myelinsubstanz aufbaut. Gehemmt wurde CXCL 10 mithilfe eines Antikörpers.

Ein solcher Antikörper könnte auch für den Menschen entwickelt werden und somit einen neuen Therapieansatz bei Multipler Sklerose darstellen. Bevor es dazu kommt, sind jedoch noch umfangreiche Forschungsarbeiten notwendig. So war der im Tierversuch eingesetzte Antikörper beispielsweise nur wenige Tage wirksam. Dies lag vermutlich daran, dass es sich um einen Kaninchen-Antikörper handelte, gegen den die Mäuse bei der wiederholten Gabe selbst Antikörper bildeten. In einem weiteren Versuch soll daher nun mit einem modifizierten Antikörper gearbeitet werden. Auch muss abgeklärt werden, inwieweit eine Blockade von CXCL 10 beim Menschen überhaupt vertretbar ist, da Chemokine neben ihrer pathophysiologischen Rolle auch physiologische Aufgaben haben. ral

Quelle: Journal of Immunology 2001, Vol. 167, Nr. 7, S. 4091- 4097