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Arzneimittel und Therapie
Ambulant erworbene Pneumonien: Höherer Stellenwert für Flurchinolone
Die Rationale für die kürzlich publizierten ATS-Guidelines hat Priv.-Doz. Dr. Tobias Welte, Magdeburg, im Rahmen des von Bayer Vital unterstützten 3. Süddeutschen Pneumologengesprächs in Bamberg erläutert.
Bereits heute zählen Pneumonien zu den großen Herausforderungen für unser Gesundheitswesen. Belief sich die Zahl der Erstdiagnosen im Jahr 1998 laut statistischem Bundesamt auf 240 000, so ist aufgrund der zu erwartenden Verschiebung der Altersstruktur in den nächsten Jahren nochmals mit einem deutlichen Zuwachs zu rechnen. Unter anderem durch eine starke Zunahme immunsupprimierter Patienten kann sich eine Pneumonie für viele betroffene Patienten zu einer lebensbedrohlichen Krankheit entwickeln.
Für ambulant behandelte Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren sowie für alle stationär behandelten Patienten ist der Einsatz eines Fluorchinolons mit hoher Pneumokokken-Wirksamkeit nach den aktuellen ATS-Guidelines eine Therapieoption der ersten Wahl. Diese Empfehlungen basieren maßgeblich auf den aktuellen Resistenzdaten in den USA, wo 25% der Pneumokokken Penicillin-resistent sind. Für Makrolide beträgt die Resistenzrate bis zu 20%.
Fluorchinolone helfen Kosten sparen
Eine von Welte vorgestellte Vergleichsstudie zeigt die therapeutische Überlegenheit einer Antibiotikatherapie mit modernen Fluorchinolonen gegenüber Cephalosporinen der 3. Generation (Arch Intern Med 1999; 159: 2562 - 2572). Im Rahmen der CAPITAL-Studie (JAMA 2000; 283: 749 - 755) konnte für eine mit einem Fluorchinolon durchgeführte Pneumoniebehandlung gegenüber alternativen Therapien zudem eine deutliche Kostenersparnis belegt werden, welche vor allem durch einen verkürzten stationären Aufenthalt zu erklären ist.
Moxifloxacin: Wirksam auch gegen Anaerobier
Moxifloxacin ist im Gegensatz zu den neuen Chinolonen, wie Levofloxacin, auch gegenüber Anaerobiern wirksam. Deshalb wird Moxifloxacin nach aktuellen kanadischen Therapieempfehlungen als Antibiotikum der Wahl empfohlen, wenn es um die Behandlung jener betagten Patienten geht, die eine Pneumonie in Alters- oder Pflegeheimen erworben haben. In diesen Fällen muss nämlich gehäuft mit einer durch Aspiration bedingten Infektion gerechnet werden. Dies bedeutet, dass auch Staphylokokken und Anaerobier als mögliche Erreger in Betracht gezogen werden müssen.
Therapieempfehlungen sind nicht einfach übertragbar
Wegen der regional sehr unterschiedlichen Resistenzsituation lassen sich amerikanische Therapieempfehlungen nicht einfach auf deutsche Verhältnisse übertragen. Dennoch sind Fluorchinolone nach Einschätzung von Welte bei Pneumoniepatienten auch in Deutschland eine gute Wahl.
Die Tatsache aber, dass zuverlässige Daten über Pneumonieerreger und ihre Resistenzlage bislang nicht ausreichend verfügbar sind, erschwert hierzulande eine zielgerichtete Antibiotikatherapie. Ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt "Kompetenznetzwerk Pneumonie" wird diesem Defizit nun Abhilfe schaffen. In den nächsten drei Jahren soll die mikrobiologische Auswertung von jährlich mehr als 5000 in verschiedenen Regionen repräsentativ gewonnenen Isolaten zunächst einmal Aufschluss über die Erreger- und Resistenzsituationen geben. Geplant ist, Therapieempfehlungen auszuarbeiten, die auf bundesdeutsche Verhältnisse maßgeschneidert sind.
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